
In Todtnau entsteht eine der größten Fußgänger-Hängebrücken Deutschlands. Die touristische Attraktion ist kurz vor der Vollendung und soll an Pfingsten eröffnet werden. Dann können die ersten Gäste in luftiger Höhe den Weg über die Brücke nehmen. Schwindelfreiheit vorausgesetzt.

Die riesige Brücke überspannt oberhalb der Stadt Todtnau im oberen Wiesental den dortigen Wasserfall. Allein der hohe Wasserfall ist mit seinen über 90 Metern Fallhöhe schon eine Berühmtheit.

Zusammen mit der Hängebrücke ist die touristische Attraktion für den Fremdenverkehrsort perfekt. Schon der Blick zur Brücke verursacht Bauchkribbeln.
Schwindelfrei? Brückenpassage 110 Meter über Grund
Die Brücke, an der aktuell noch fieberhaft gearbeitet wird, ist bereits jetzt ein begehrtes Foto-Objekt bei Wanderern und Passanten. Kein Wunder: Sie ist weithin sichtbar, überquert das Tal vor dem malerischen Wasserfall in einer Höhe von 110 Metern über Grund. Die Länge der Brücke beträgt 440 Meter. Der Brückenboden besteht aus einem Gitterrost – das heißt: Es herrscht freie Sicht nach unten.
Roland Haag von der Firma Blackforestline ist Projektleiter des Bauwerks. Die Blackforestline gehört zur Eberhardt-Gruppe aus Riedlingen, deren Hauptgeschäft der Stahl- und Bewehrungsbau ist. Haag steht am Brückenkopf bei Todtnauberg und blickt auf den schwebenden, 440 Meter langen eisernen Steg, für dessen Realisierung er nun seit sechs Jahren verantwortlich ist. Jetzt befindet er sich mit seinem Projekt auf der Zielgeraden.
Rund fünf Millionen Euro hat das Unternehmen an der Brücke verbaut, erzählt Haag, von der ersten Idee bis heute. Es sei nicht immer einfach gewesen, Überzeugungsarbeit sei nötig gewesen, jede Menge Gutachten, aber letztlich treffe das Projekt heute in Todtnau auf eine große Akzeptanz, ist er überzeugt. Die Brücke füge sich gut in die Landschaft ein, findet Haag. Nur eines sei schade: Im Nachhinein sei die behördliche Auflage für eine Flugbefeuerung nachgereicht worden. Das sei wohl ab 100 Meter Höhe Vorschrift, so Haag. Jetzt müssten nachträglich rote Ballons angebracht werden.
Die Blackforestline hat den Bau der Brücke nicht nur verwirklicht, die Firma wird das Geschäft auch selber betreiben. Heißt: Der Zu- und Übergang ist geregelt und kostet Eintritt. „Es ist noch nicht ganz durchgerechnet“, sagt Haag, aber er geht aktuell von 12 Euro pro erwachsener Person aus. Natürlich werde es auch Sondertarife, wie etwa Gruppepreise geben.
Blackforstline hat auch die Hängebrücke bei Bad Wildbad gebaut
Haag hat Erfahrung mit solchen Bauwerken. Seine Firma hat bereits eine fast ebenso große Hängebrücke bei Bad Wildbad gebaut. Diese ist 2018 fertiggestellt und mit 380 Metern etwas kürzer als die Todtnauer Brücke.

Für Todtnau geht Roland Haag pro Jahr von rund 100.000 Besuchern aus. „Das klingt zunächst viel“, meint er. Allerdings werde der Brückenbetrieb das ganze Jahr, also auch im Winter geöffnet sein – es sei denn, es ist Nacht oder es gibt Sturmwarnung.
350 Menschen dürfen gleichzeitig auf die Brücke
Der Zugang zur Brücke ist laut Haag auf 350 Personen begrenzt. Die Belastungskapazitäten sei wesentlich höher, fügt er hinzu, „es könnte auch locker 1000 Leute drauf.“ Aber die Besucher sollten sich ja auch noch bequem bewegen können.
Beim Besucherzentrum werden für Besucher 190 Parkplätze zur Verfügung stehen. Von hier aus kann man die 730 Tonnen schwere Brücke bis zur anderen Talseite überqueren und findet dort auch Anschluss an das Wandernetz um Todtnauberg. Aber auch von der anderen Seite her ist der Zugang möglich.
Kennt Projektleiter Roland Haag eigentlich auch die Todtmooser Pläne für eine Hängebrücke? Ja, sagt er, er habe sich die Situation vor Ort auch schon mal angeschaut, findet sie aber für ein solches Projekt eher uninteressant.