Ob und wann in Grafenhausen ein neuer Waldkindergarten eröffnet werden kann, steht nun doch in den Sternen. In der jüngsten Gemeinderatssitzung hat CDU-Fraktionssprecher Burkhard Sauer für seine Fraktion den Antrag gestellt, für eine endgültige Entscheidung erst die Haushaltsberatungen abzuwarten. Prinzipiell werde der Waldkindergarten begrüßt.
Finanzen unklar
Doch angesichts der unsicheren Finanzlage wegen der Corona-Pandemie seien die Finanzen der Gemeinde derzeit unklar. Nunmehr sollten die Kosten, die für die Einrichtung der neuen Kindergartenform entstehen würden, für eine endgültige Entscheidung fixiert werden. Erst dann könne feststehen, in welcher Höhe die Finanzen der Kommune belastet würden.
Für eine Vertagung der Entscheidung über die Einrichtung eines Waldkindergartens stimmten neben der CDU-Fraktion auch Andreas Stritt (Freie Wähler) sowie Thomas Krüger (SPD). Claudia Friedrich, Michael Greiner und Peter Morath (alle Freie Wähler) stimmten wie auch Bürgermeister Christian Behringer gegen den Antrag. Durch die Vertagung der Entscheidung wird die geplante Eröffnung der neuen Einrichtung am 1. April 2021 infrage gestellt.
Christian Behringer rief in Erinnerung, dass mit der Einrichtung eines kommunalen Waldkindergartens mögliche Engpässe im katholischen Kindergarten abgefedert werden könnten. Wie Mario Isele, Sachgebietsleitung Geschäftsführung Kindergarten und stellvertretender Leiter der katholischen Verrechnungsstelle Stühlingen, informierte, sei der Kindergarten St. Bernhard Grafenhausen an der Kapazitätsgrenze angelangt. „Besonders im Bereich der Krippenbetreuung der unter Dreijährigen sind wir bis 2022 ausgebucht“, stellte Mario Isele fest. Durch einen Waldkindergartens könnte Entlastung geschaffen werden, sodass weitere Plätze für Kinder ab zwei Jahren in einer Altersmischung angeboten werden könnten.
Im Kindergarten Grafenhausen besteht bereits eine altersgemischte Gruppe. Hier könnten nach Angaben von Mario Isele fünf Kinder ab zwei Jahren neben 15 Kindern ab drei Jahren betreut werden. Kinder über drei Jahre könnten in den Waldkindergarten wechseln und die so frei gewordenen Plätze mit Kindern ab zwei Jahren belegt werden. Zu beachten sei jedoch, dass ein Kind unter drei Jahren bei der Belegung doppelt gezählt wird.
Die geschätzten Kosten
Bürgermeister Behringer, der sich von dem CDU-Antrag einigermaßen überrascht zeigte, stellte die Kostensituation in wenigen Sätzen klar. Investiert werden müsse in einen Bauwagen, bei dem Investitionskosten in der Größenordnung von knapp 50.000 Euro anfallen würden. Hinzu kämen Personalkosten für zwei Erzieherinnen sowie eine Aushilfskraft, die nach Bedarf stundenweise eingesetzt werden könnte.
Die Alternative
Sollte es im Zuge der Haushaltsberatungen zu einer Ablehnung des Waldkindergartens kommen, sei die Schaffung einer neuen Kleinkindgruppe unerlässlich. Auf Nachfrage teilte der Bürgermeister mit, dass es sich um eine Größenordnung von bis zu einer halben Million Euro für Umbaukosten und die Neueinrichtung handeln könnte. Es könne davon ausgegangen werden, dass auch ohne Waldkindergarten zusätzliche Personalkosten in der bestehenden Einrichtung gestemmt werden müssten.
Vor etwa einer Woche stand das Thema Waldkindergarten im Rahmen einer Klausurtagung auf der Tagesordnung. Hierbei wurde, so Christian Behringer, vom katholischen Träger des Kindergartens St. Bernhard der Entwurf einer neuen Betriebskostenvereinbarung vorgelegt. Dort wird geregelt, in welcher Höhe sich die politische Gemeinde an den ungedeckten Betriebskosten (bisher 89 Prozent) sowie den Investitionen am Gebäude, das sich im Kirchenbesitz befindet (bisher 70 Prozent), beteiligt. Der neue Vertrag soll zum 1. Januar 2021 in Kraft treten.
Ausblick
Gemäß dem CDU-Antrag kann davon ausgegangen werden, dass die Kostensituation des Bereichs Kindergarten im Haushaltsentwurf erfasst wird. Nur dann könne der Gemeinderat die finanziellen Auswirkungen der möglichen Varianten Waldkindergarten oder neue Kleinkindgruppe genau einschätzen.