Nach einem Schneesturm im Januar 1963 waren auf der B 500 zwischen Bannholz und Oberalpfen zwei Postomnibusse über 24 Stunden von den Schneemassen eingeschlossenen. Jetzt blickt Werner Kleiser auf die Ereignisse vor 60 Jahren zurück. Er war der Fahrer eines der Busse. Dem in Kürze 92 Jahre alt werdenden Senior sind die quälend langen Stunden in seinem vom laufenden Motor gerade bis zum Gefrierpunkt temperierten Omnibus noch heute sehr präsent.

Kleiser wächst im Schwarzwald auf
Als ein Kind des Schwarzwalds in Hinterzarten aufgewachsen, war er an harte Winter gewöhnt. Die er vielmehr ungeduldig erwartete, denn er benötigte Schnee für seinen Sport, das Skispringen, den er wie seine beiden Brüder leidenschaftlich betrieb.
1949 machte er seinen Führerschein und fuhr sieben Jahre die beiden Lastwagen des elterlichen Fuhrbetriebs in Hinterzarten. 1955 heiratete er seine aus Karlsruhe stammende Frau Elfriede. 1957 bewarb Werner Kleiser sich als Fahrer bei der Bundespost und wurde im Busbetrieb St. Blasien eingesetzt. Die Domstadt wurde ihm, seiner Frau und Sohn Günter und Tochter Andrea zur neuen Heimat.
Von nun an bediente der Postbus-Chauffeur vor allem die Kurslinie St. Blasien-Waldshut-St. Blasien. So auch an jenem 21. Januar 1963. Kleiser war am Morgen in die Kreisstadt hinunter gefahren, die an den verschiedenen Haltestellen aufgesammelten Fahrgäste waren pünktlich angekommen. Nach zwei Stunden Ruhepause machten er und sein Kollege Heinrich Blum sich mit ihren beiden gelben Bussen von „Krauss Maffei“ fertig für die Rückfahrt ab 13.05 Uhr nach St. Blasien, unter den Fahrgästen viele Schüler.
Aus leichtem wird starker Schneefall
„Der zunächst leichte Schneefall war jetzt stärker geworden“, erinnert sich Werner Kleiser, „doch Schnee auf der Fahrbahn waren wir ja gewöhnt, noch nichts deutete auf Probleme hin“. Und obwohl ihre beiden Busse laut Werner Kleiser untermotorisiert waren, kamen er und sein Kollege den Berg hinauf gut voran.
„Wir wären wohl selbst auf dem völlig ungeschützten Straßenstück zwischen Oberalpfen und Bannholz noch weitergekommen, das von dem jetzt tobenden Schneesturm allmählich zugeweht wurde“, berichtet Werner Kleiser weiter.
„Doch vor uns auf der Straße waren zwei oder drei Personenwagen bereits stecken geblieben, wir mussten also wohl oder übel anhalten – was dann leider über 24 Stunden dauerte.“ Die Personenwagen waren bald bis zum Dach in den Schneemassen begraben, die beiden Postbusse und ein nachgekommener Lastwagen versanken bis weit über die Räder im Schnee. Und über allem tobte ein beißender Sturm.

Die Buspassagiere kämpften sich zu Fuß durch die fast undurchsichtigen Schneewolken bis nach Bannholz durch, wo sie sich im Gasthaus „Adler“ aufwärmen konnten. Währenddessen scheiterten mehrere Schneeräumgeräte daran, die Fahrzeuge zu befreien, weshalb die Polizei die Strecke sperren ließ. Die Fahrer mussten die Nacht in ihren Wagen zubringen.
Eiseskälte, obwohl die Heizung läuft
„Am schlimmsten war die Kälte, nachts etwas über 20 Grad minus“, erinnert sich Werner Kleiser. „Denn obwohl wir den Motor laufen ließen, um nichts einfrieren zu lassen, war die Heizung kaum zu spüren.“ Selbst innen waren die Scheiben vereist. In den quälend langen Stunden, während draußen der Sturm ungebrochen tobte, war es für die beiden Busfahrer eine willkommene Abwechslung, als ihnen Verpflegung und Sprit für die Motoren vorbeigebracht wurden.
Erst am anderen Tag gelang es einer noch nicht ganz fertig montierten neuen Schneefräse, gefahren vom Seniorchef der Firma Schmidt in St. Blasien, die eingeschneiten Fahrzeuge zu befreien. „Und dann haben wir ein oder zwei Tage frei gekriegt“, sagt Werner Kleiser, dessen Kollege Heinrich Blum zwischenzeitlich verstorben ist.