Oberbürgermeister Philipp Frank sprach von Millimeter-Arbeiten, andere sprechen wohl eher von einem Geduldsspiel. Denn die geplante Bebauung des Klettgau-Carrees in Tiengen kommt nur schleppend voran.
Einen großen Schritt tat am Montagabend indes der Gemeinderat mit der Verabschiedung eines Verkehrskonzepts für Tiengen-Süd, das auch beim Regierungspräsidium auf fruchtbaren Boden fallen dürfte. Vom Tisch ist damit allerdings die ursprünglich gewollte Verlängerung der Fußgängerzone im Bereich der Unteren Hauptstraße. Investor Claus Schleith zeigte sich am Rande der Sitzung mit dem Ergebnis zufrieden.
- Das Ziel: Im Zusammenhang mit dem Bauvorhaben der Schleiht-Gruppe soll auch das innerstädtische Erschließungskonzept neu geordnet werden. Erschwert wird dieses Vorhaben durch die Tatsache, dass dazu auch die Landesstraße 159/Klettgaustraße mit integriert werden muss. Und damit ist nicht die Stadt Waldshut-Tiengen alleine für die Neuordnung verantwortlich, sondern das Regierungspräsidium sitzt ebenfalls mit am Tisch.
- Der Hintergrund: Die künftige Verkehrsführung um das Klettgau-Carree war schon mehrfach Thema im Gemeinderat. Mit der jetzt gefundenen Planung scheinen sowohl die Interessen des Investors, der Stadt und des Regierungspräsidiums soweit befriedigt, dass die Ampel für die Überbauung des Klettgau-Carrees auf grün steht.
- Die Änderungen: Die Weihermattstraße wird an die L 159/Klettgaustraße angebunden. Die Verlängerung der bestehenden Fußgängerzone Tiengens kommt nicht, stattdessen soll sie verkehrsberuhigt verlängert werden.
- Die Basis: Als Grundlage des jetzt gefundenen Kompromisses dient eine Verkehrsanalyse aus dem Jahr 2013, die aber immer noch gültig sein soll, da der Verkehr seither nicht wesentlich zugenommen habe.
- Die Stimmen aus dem Rathaus: OB Philipp Frank sagte, dass „wir jetzt einen ganz entscheidenden Schritt voraus machen“. Bürgermeister Joachim Baumert sprach von „einer sehr anspruchsvollen Verkehrsplanung“. Und Investor Claus Schleith sagte, dass er mit dem Kompromiss sehr gut leben könne.
- Stimmen aus dem Gemeinderat: Auf Nachfrage von Waldemar Werner (CDU) erklärten die Planer, dass die Unterquerung der L 159 wegfalle. Dafür soll es an dieser Stelle eine Fußgängerampel geben. Verneint wurde die Anregung von Sylvia Döbele nach einem durchgängigen Radweg entlang der L 159. Die CDU-Fraktion, so Sprecher Helmut Maier, könne sich mit dem Gesamtkonzept und dem verkehrsberuhigten Bereich sehr anfreunden.
So soll der Verkehr künftig fließen
Um die Bebauung des Klettgau-Carrees in Tiengen zu ermöglichen, wird die Verkehrsführung mehrfach geändert. Dreh- und Angelpunkt ist der Anschluss der Weihermattstraße an die L 159/Klettgaustraße.
- Ausfahrt von der Weihermattstraße sowohl in Fahrtrichtung Westen als auch in Fahrtrichtung Osten.
- Einfahrt in die neue Weihermattstraße von der L 159 nur von Osten kommend (Rechtsabbieger).
- Keine Möglichkeit zum Linksabbiegen von der L 159 in die neue Weihermattstraße.
- Anbindung der geplanten Tiefgarage unter dem Klettgau-Carree erfolgt über die Weihermattstraße.
- Keine Fahrverbindung vom ehemaligen Sulzerring zur Heckerstraße.
- Beibehaltung der Fahrtrichtung in der Brühlgasse in Fahrtrichtung West (Einbahnstraße).
- Heckerstraße wird zur Einbahnstraße, von der L 159 kommende in Richtung Untere Hauptstraße.
- Keine Veränderungen auf der Unteren Hauptstraße.
- Verkehrsberuhigende Gestaltung der Innenstadterschließung zwischen Unterer Hauptstraße/Brühlgasse und Heckerstraße – möglicherweise als Tempo-20-Zone.
- Weitere Fußgängerampel an der Kreuzung Weihermattstraße/L 159.
- Wegfall der bisherigen Unterführung unter der L 159.
Kai Oldenburg