Vater Eugen Schupp räumt den Stuhl, Sohn Matthias rückt nach. Erstmals in der Geschichte der Doppelstadt folgt ein Nachkomme seinem Vorfahren lückenlos im Rat. Das sei keine von ihm geplante Erbfolge, betont der Senior. Er habe dem Sohn weder zu- noch abgeraten. Für den 72-Jährigen war die Kommunalpolitik im Rückblick eine Aufgabe mit viel Zeit- und Arbeitsaufwand, aber auch mit „vielen reizvollen Seiten“. Das Engagement des Landwirts im Unruhestand gehört auch künftig dem Erhalt der Landschaft und der Umwelt.
Dort wo die Kreisstadt in den Schwarzwald übergeht, am Hausbrunnen hoch über dem Liederbach, kam Eugen Schupp zur Welt. Das Tal zwischen Gaiß und der Waldshuter Bleiche bleibt im Blick des scheidenden Stadtrates. Der extensiven, natürlichen Bewirtschaftung der Problemfläche widmet sich der Landschaftserhaltungsverband, in dem Schupp auch als „Mifa“ (Mitarbeitender im Familienbetrieb des Sohnes) weiter Hand anlegen wird.
In Eschbach stand er zunächst alleine da
Das Bewusstsein für eine intakte Umwelt ist im Dorf tief verankert, auch im Ortschaftsrat, den es bei Schupps Amtsantritt 1989 noch nicht gab. Was die Interessen des Ortsteils anging, stand er als gewählter Kommunalpolitiker zunächst allein da. „Das war nicht meine Sache“, erinnert er sich. Er sei froh gewesen, dass es ab 1994 auch für Eschbach die Ortschaftsverfassung mit Ortschaftsrat und Ortsvorsteher gab.
Die Zeiten, da Kirchturmdenken bei den Stadträten vom Dorf genügte, sind vorbei. Natürlich ging es vor 30 Jahren auch um den Ausbau der Ortsdurchfahrt in Eschbach, dann immer wieder um Nutzung und Erhalt des Eschbacher Gemeindehauses. Doch um die Dorfinteressen kümmert sich jetzt vorwiegend der Ortschaftsrat. Die Kommunalpolitik der Gesamtstadt und ihre Zusammenhänge seien mit den Jahren „komplizierter geworden“, sagt der Scheidende. Seit die Volksvertretung von einst über 50 auf 26 Köpfe verkleinert wurde, „muss sich der Einzelne mehr einbringen“, stellte der Eschbacher fest.
Sonnen- und Schattenseiten
Im Rückblick bleiben für Eugen Schupp sowohl Sonnen- wie Schattenseiten: Der Ex-Fußballer freut sich über die mühsam beschlossenen Kunstrasenplätze, auf denen jede Woche Hunderte von Jugendspielern aus der Gesamtstadt bei jedem Wetter Sport treiben könnten. 44 Jahre nach der Gemeindereform sieht der Stadtrat vom Land die elf Dörfer im Verbund der Großen Kreisstadt gut aufgehoben. Das frei verfügbare Geld für die Teilorte gebe den im Dorf gewählten Ortschaftsräten einen echten politischen Gestaltungsraum. Auch nicht unwichtig: Der Scheidende empfand das Klima zwischen den Fraktionen und im Kreis der CDU-Kollegen als angenehm.
Auf der Negativseite verbucht Schupp weiter den durch Bürgerentscheid erzwungen Erhalt des Waldshuter Freibades, obwohl er das Bürgervotum respektiert. Die Aufteilung: Hallenbad in Waldshut, Freibad in Tiengen wäre für ihn eine Chance gewesen, Doppelbelastungen der Doppelstadt abzubauen.
Schicksal des Spitals als Enttäuschung
Die „große Enttäuschung“ im Ehrenamt aber war auch für ihn das Schicksal des Waldshuter Spitals. Die Übergabe des Krankenhauses an die Landkreis-Gesellschaft sei „ein schwarzer Tag für Waldshut„ gewesen. Das Haus mit den Wurzeln einer städtischen Bürgerstiftung wird nach aktueller Beschlusslage in acht bis zehn Jahren durch einen Neubau des Landkreises in Albbruck ersetzt. Der Gemeinderat habe beim Vertrag mit dem Landkreis das Innenleben des Spitals zu wenig gekannt und die Risiken nicht gesehen.
„Wir haben dem Oberbürgermeister zu sehr vertraut – wir sind ja keine Juristen“, tönt es traurig. In den drei Jahrzehnten hatte es Eugen Schupp mit drei OB‘s zu tun. „Jeder hatte seine Stärken und Schwächen“, erinnert er sich. Das aktuelle Stadtoberhaupt werde sich nach holprigem Start in der zweiten Halbzeit „noch anstrengen“ müssen, so das Zwischenzeugnis.
Viele Aufgaben für die Zukunft
Zukunftsaufgaben für die Nachfolger am Ratstisch gebe es genug: Wichtig sei, dass die Stadt ihre Gebäude wie das Kornhaus endlich auf Vordermann bringe. Auch die Entlastung Waldshuts vom Durchgangsverkehr sei dringend, nach Schupps Überzeugung auf einer Trasse im Tal mit einem Tunnel unter der Kernstadt. Die neue Planungsbehörde Deges müsse bei der Frage Berg- oder Taltrasse stärker als bisher die Umweltaspekte berücksichtigen. Das spreche klar gegen eine Bergtrasse, glaubt Eugen Schupp „ganz sicher“.
Zur Person
Eugen Schupp, 1946 in Eschbach geboren, wurde erstmals 1989 als Nachfolger von Karl Schleith in den Gemeinderat der Großen Kreisstadt Waldshut-Tiengen gewählt und nahm dieses Ehrenamt 30 Jahre lang wahr. Beruflich übernahm der Landwirtssohn 1974 den väterlichen Hof oberhalb des Ortsteils Eschbach und übergab ihn 2011 an Sohn Matthias. Politisches Interesse ist Familientradition: Eugen Schupps Vater war Gemeinderat im einst selbstständigen Dorf Eschbach, Matthias Schupp tritt jetzt in dritter Generation lückenlos in die Fußstapfen der Vorfahren. Über die Ortsgrenzen hinaus wirkte Eugen Schupp bei seinem Hobby Fußball und in landwirtschaftlichen Organisationen wie dem BLHV.