Er habe bereits als junger Fußballspieler des Sportvereins Gurtweil bei Diskussionen „nicht den Schnabel halten können“, sagt Alfred Scheuble auf die Frage, wie er zur Kommunalpolitik kam. „Als mittleres von fünf Kindern – oder Sandwich-Kind, wie man heute dazu sagt – habe ich schon immer versucht zu vermitteln“, fügt der 72-Jährige, der bei der vergangenen Gemeinderatswahl nicht mehr kandidiert hatte und nach 20 Jahren sein Amt als Stadtrat der Freien Wähler aufgibt, hinzu.

Als Jugendlicher habe er im elterlichen Café in Gurtweil mitbekommen, wie Gäste politisierten und bei manchen Themen in Diskussionen und sogar Handgreiflichkeiten gerieten. Dem jungen Alfred Scheuble war jedoch damals schon klar: „Streit darf nie soweit gehen, dass er zu körperlichen Auseinandersetzungen führt.“

Alfred Scheuble tauschte die Backstube gegen das Klassenzimmer

Sein Vater wollte eigentlich, dass er den Beruf des Bäckers ergreift. Doch nach Abschluss seiner Gesellenprüfung entschied sich Alfred Scheuble für eine andere Laufbahn: Er tauschte die Backstube gegen das Klassenzimmer. In Freiburg studierte er auf Lehramt und später in Heidelberg Sonderschulpädagogik. Seine Berufung fand Scheuble in seiner Arbeit als Sonderschullehrer und Sprachheilpädagoge an der Waldtorschule in Waldshut. „Zum Glück hat mein jüngerer Bruder die Bäckerei und das Café übernommen“, blickt er zurück. Das habe den Vater versöhnt.

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In anderer Hinsicht trat Scheuble jedoch in die Fußstapfen seines Vaters: „Er saß von 1948 bis 1953 im Gemeinderat der damals noch eigenständigen Gemeinde Gurtweil„, erzählt er. 1984 bewarb sich Alfred Scheuble erstmals für einen Sitz im Ortschaftsrat von Gurtweil, das seit 1975 zu Waldshut-Tiengen gehört. Kollegen aus Musik- und Sportverein hatten ihm nahegelegt, zu kandidieren. Im ersten Anlauf gelang ihm der Einzug ins Ortsparlament noch nicht. Erst 1989 wurde er Mitglied des Ortschaftsrats.

Zu einer Pattsituation kam es damals, als es um die Wahl des Ortsvorstehers von Gurtweil ging. Alfred Scheuble und der damalige Amtsinhaber Josef Seger erhielten gleich viele Stimmen. Scheuble wollte aber nicht, dass das Los entscheidet und ließ Seger den Vortritt. „Weil ich seine Arbeit wertgeschätzt habe“, begründet Scheuble seine damalige Entscheidung.

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Fünf Jahre später kandidierte Seger nicht mehr als Ortsvorsteher, und Alfred Scheuble übernahm das Ruder in Gurtweil, das er selbst als „goldene Brücke zwischen Waldshut und Tiengen„ bezeichnet. Um die Belange des Ortsteils auch in der Gesamtstadt vertreten zu können, kandidierte er 1999 erstmals für den Gemeinderat. Wenn er auf die vergangenen zwei Jahrzehnte als Stadtrat zurückblickt, erinnert sich Scheuble gerne an die „schönen Möglichkeiten der Mitgestaltung“. Die intensiven Kontakte mit Ratskollegen und Bürgern sowie die Einblicke, die er in die Arbeit der Stadtverwaltung gewann, hätten ihm Spaß gemacht, wie er erzählt.

Alfred Scheuble wollte die Interessen aller Bürger von Waldshut-Tiengen vertreten

Weniger erfreulich findet Alfred Scheuble, dass er sich unter der Amtszeit des früheren Oberbürgermeisters Martin Albers als Stadtrat nicht gleichwertig behandelt gefühlt habe. „Leider hatte es sich so entwickelt, dass wir drei Stadträte der Freien Wähler aus Gurtweil – Marina Schlosser, Jürgen Paul und ich – unter Albers als Gurtweiler Fraktion abgestempelt wurden. Dabei wollten wir doch die Interessen aller Bürger von Waldshut-Tiengen vertreten“, sagt er. Auf die Frage, warum er sich aus der Kommunalpolitik zurückziehe, antwortet er: „35 Jahre reichen. Da sollen jetzt Neue ran.“ Bereits 2014 hatte er seine Ämter als Ortschaftsrat und Ortsvorsteher von Gurtweil aufgegeben.

Zu den Projekten, die Alfred Scheuble als Stadtrat noch gerne verwirklicht gesehen hätte, zählen eine weitere Straße zur Erschließung des Waldshuter Aarbergs und die Planfeststellung zur A 98. „Da müsste ich wahrscheinlich 120 Jahre alt werden, dass ich darauf noch fahren kann“, sagt er über das Dauerprojekt Hochrhein-Autobahn.

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„Ich möchte ein bisschen mehr faulenzen“, sagt Alfred Scheuble über seine Pläne nach dem Abschied vom Gemeinderat. Genug zu tun hat er dennoch weiterhin. Seit vielen Jahrzehnten dokumentiert er für SÜDKURIER und Alb-Bote mit Schreibblock und Fotoapparat das Ortsgeschehen in Gurtweil. „Die Berichterstattung für die Zeitung habe ich von meinem verstorbenen Onkel übernommen. Wenn die Gesundheit mitmacht, werde ich das weitermachen“, sagt er.

Das Fotografieren ist Scheubles große Leidenschaft. In seinem Garten in Gurtweil hat mehrere Vogelhäuschen aufgestellt. Von seinem Schreibtisch aus kann er die gefiederten Freunde beobachten und mit der Kamera festhalten. Im September steht für Scheuble eine Romreise mit dem Männerchor Gurtweil an. „Es wäre schön, wenn ich die Seligsprechung von unserem Ordensgründer Pater Jordan noch erleben könnte“, sagt er.

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