Herr Rudigier, wann begann Ihre besondere Beziehung zum Wldshuter Wildgehege?
In den 90er Jahren. Ich habe es damals als junger Vater mit meinen zwei Söhnen fast jeden Sonntag besucht. Die Kinder spielten auf dem Spielplatz und wir schauten uns die Tiere an. Auch als sie älter waren, sind wir immer noch ab und zu hingegangen und in dieser Zeit habe ich den Gehegewart Hubert Rossa kennengelernt und wir haben uns angefreundet.
Und dann kam der Steinadler?
Ja, ich las in der Zeitung von seinem Schicksal. Dass er schwer verletzt gefunden worden war. Seine linke Außenhand, an der er einen offenen Bruch hatte, war nicht mehr zu retten gewesen. Mir wurde bei meinem Motorradunfall die rechte Hand abgerissen, aber sie konnte wieder angenäht werden und es ist gut geworden. Bei dem Steinadler leider nicht. Ich habe einen Bruder und Schicksalsgefährten in ihm gesehen und deshalb eine Patenschaft für ihn übernommen. Ich wollte ihn und das Wildgehege unterstützen. Ich nenne ihn aber nicht Artus, sondern Wanbli aus der Sprache der Lakota-Indianer, was Adler, der mit dem Wind gekommen ist, bedeutet.
Diese Unterstützung sind die Benefizkonzerte?
Ja, wir machen als Macua & Friends so gut wie jedes Jahr eines. In den letzten Jahren stand ich immer mit Blondie in kleinerer Besetzung auf der Bühne, er steht ebenfalls mit Herz und Seele für die Natur. Auch Hardy Schölch oder Ralf Schmidt sind gelegentlich im Macua-Projekt dabei. Wir nennen uns seit etwa einem Jahr Botschafter der Schöpfung, weil uns ein Görwihler Diakon so genannt hat. In unserer Musik finden sich Einflüsse von Indianern und allgemein Naturvölkern durch Instrumente wie Panflöte und Didgeridoo. Dies in Verbindung mit modernen Instrumenten wie E-Gitarre, Saxophon und einer Art Sprechgesang über alles, was mit der Schöpfung zu tun hat.
Wann war das erste Benefizkonzert von Macua und wie viel Geld ging schon an das Wildgehege?
Das erste war 2010 in der Stadthalle. Die Geschichte des Steinadlers ist damals durch die Medien gegangen und die Stadthalle war voll. Die Besucher haben rund 1400 Euro gespendet. Beim zweiten war es ähnlich. Es ist klar, dass es im Laufe der Jahre abgenommen hat, aber beim letzten Benefizkonzert Ende Juni waren es immerhin noch 533 Euro. So im Schnitt rund 500 Euro haben die Konzertbesucher in den letzten Jahren bei jedem Konzert gespendet. Ich bringe die Büchse, mit der meine Frau die Spenden einsammelt, immer persönlich Werner Jockers, dem Vorsitzenden des Vereins „Wildgehege Waldshut“.
Nochmals zu dem Adler im Wildgehege, sehen Sie ihn ab und zu?
Ja, ab und zu bin ich oben und rede mit Hubert Rossa und besuche den Adler. Hubert Rossa geht klasse mit ihm um und ist seine Bezugsperson. Ich kann auch zu ihm reingehen. Er sitzt dann oben auf seinem Lieblingsplatz und ich unten und wir beobachten uns gegenseitig und kommunizieren miteinander.
Wie kommunizieren Sie mit dem Steinadler?
Telepathisch, das geht bei allen Tieren, auch bei Menschen. Einmal habe ich von einer Fensterfront aus in eine Reithalle geblickt und dort alleine ein Pferd stehen gesehen. Dann habe ich die Hand gegen die Scheibe gelegt und geistig Verbindung mit ihm aufgenommen. Es galoppierte los, stoppte kurz vor der Scheibe und hat dann durch die Scheibe mit meiner Hand geschmust. Die Besitzerin ist später zu mir gekommen und meinte, ihr Pferd hätte das noch nie gemacht. Bei Kühen hat es auch schon geklappt. Ich habe einmal bei einer Weide die Hand ausgestreckt und die Herde in Gedanken gerufen. Alle sind angetrottet gekommen und haben sich entlang des Zauns in einer Reihe aufgestellt und ich habe dann jede an der Stirn gestreichelt.
Wie funktioniert das?
Wir sind alle energetische Wesen und haben eine Aura, die sich ausdehnt, dadurch vermischt sich alles und wir kommen in Kontakt zueinander. Die Naturvölker kommunizieren noch mit Tieren und der Natur, wir verlernen es immer mehr. Heutige Kinder lernen immer weniger, mit der Natur und den Tieren umzugehen. Mir war das bei meinen Söhnen immer sehr wichtig, deshalb waren wir ja auch so oft im Wildgehege.
Was wünschen Sie sich für das Wildgehege?
Dass es dort keinen Vandalismus mehr gibt, jeder Rücksicht auf die Tiere nimmt, nicht zu laut ist und sie nur mit dem füttert, was im Wildgehege erhältlich ist. Und dass niemand dort seinen Müll einfach wegschmeißt.
Zur Person
Michael Rudigier (59) lebt mit seiner Lebenspartnerin in Görwihl. Dort ist er im Kreis von sechs Geschwistern aufgewachsen, geboren ist er in Waldshut. Er hat zwei erwachsene Söhne. Der „Allrounder“ hat verschiedene Ausbildungen absolviert, unter anderem zum technischen Zeichner und arbeitete viele Jahre in der Schweiz als Gipser, in einer Beleuchtungskörperfirma und bei Hoffman-La Roche. Ein Einschnitt in seinem Leben war ein Motorradunfall mit Nahtoderfahrung am 12. Mai 2000. Seit 2008 ist er beim städtischen Kulturamt angestellt und in seiner Freizeit künstlerisch unter dem Namen Tomawho tätig. Er schreibt Lyrics, malt und steht regelmäßig zusammen mit „Blondie“ alias Bernd Wallaschek als Musiker mit dem Projekt Macua auf der Bühne. Zum Waldshuter Wildgehege hat er eine ganz besondere Beziehung. Seit fast zehn Jahren gibt Macua Benefizkonzerte zugunsten des Waldshuter Wildgeheges.