Der über die Jahre aufsummierte wirtschaftliche Schaden durch den fast täglichen Stau auf der B34 ist massiv: In diesem Punkt sind sich die Geschäftsführer der Unternehmen im Waldshut-Tiengener Gewerbegebiet Kaitle einig. Doch Lösungen scheinen noch immer in weiter Ferne.
Pendler rund um die Kreisstadt kennen den Stau: Wer rechtzeitig zur Arbeit kommen möchte, fährt am besten frühmorgens los, um nicht stecken zu bleiben. „Ich beginne immer vor 7 Uhr. 10 Minuten später bricht die Hölle los“, beschreibt Georg Flum, stellvertretender Geschäftsführer des Obi-Baumarktes, seinen Start in den Tag. Sein Kollege und gleichzeitig Geschäftsführer des Marktes, Ludger vom Felde genannt Imbusch, setzt nur ungern geschäftliche Termine vor 10 Uhr an.

Oft genug habe er die Erfahrung machen müssen, dass sie wegen des Staus direkt vor den Türen des Marktes nicht klappten. „Auch unsere morgendlichen Meetings haben wir mittlerweile später angesetzt. Was bringt es denn, wenn die Hälfte fehlt?“
Es fehlt Umsatz
Die beiden sehen sich jeden einzelnen Tag mit dem Problem konfrontiert. Doch nicht nur die Mitarbeiter verspäten sich – seit Jahren kämen morgens immer weniger Kunden zum Obi. „Die Situation unter der Woche ist nicht kalkulierbar und stört Kunden so massiv, dass sie den Weg zu uns einfach nicht auf sich nehmen wollen“, sagt vom Felde.
Die Konsequenz daraus liegt auf der Hand: Es fehlt Umsatz. Auch die Baustoffhalle des Marktes könnte lukrativer sein. „Wir würden die Halle für Handwerker morgens gerne früher öffnen, aber das bringt nichts. Die Handwerker würden ja genauso wie alle anderen im Stau stehen. Das wollen die nicht“, erklärt der Geschäftsführer.
Ludger vom Felde genannt Imbusch habe bereits darüber nachgedacht, „den großen Haudegen auszupacken“ und den Verursacher des Stauproblems auf der B34 zu verklagen. Die Erfolgsaussichten allerdings seien gering, da der Verursacher nicht eindeutig zu bestimmen sei.
Stauraum verlagert Problem
Der zweite Vorstauraum, der kommen soll, sei zwar nach Angaben der beiden Geschäftsführer des Obi-Marktes nur eine Verlagerung des Problems, könnte aber dennoch gegen den Stau direkt vor den Türen des Obi-Marktes helfen: „Die Lastwagen wären erstmal runter von der Straße.“
Anders sieht das Manfred Schmidt, einer der beiden Geschäftsführer des Unternehmens Inotec. Zu attraktiv sei die Region und vor allem die Zollanlage in Waldshut-Tiengen für Lastwagen, die in die Schweiz wollen. „Theoretisch müsste man die Situation entzerren. Aber warum muss das immer nur auf der deutschen Seite passieren?“, fragt er sich.
Unternehmen zieht um
Für Inotec und seine Mitarbeiter hat das alltägliche Stauproblem in Zukunft ein Ende. In der nahegelegenen Gemeinde Wutöschingen gehört seit Kurzem ein Gewerbegrundstück dem Unternehmen. „Ein genaues Datum gibt es zwar noch nicht, aber der Umzug kommt“, so Schmidt. Neben dem Stauproblem stört Jörg Tetling, ebenfalls Geschäftsführer von Inotec, vor allem, dass er sich von den Behörden nicht richtig ernst genommen fühlt: „Wir zahlen zwar Gewerbesteuer, aber sonst passiert nicht viel.“ Jeder kenne das Stauproblem, aber keiner wolle etwas damit zu tun haben.
Auch im Gewerbegebiet Kaitle, abseits der B34, sind die Straßen oft verstopft. Viele Pendler versuchen dem Lastwagenstau auf der Bundesstraße zu entkommen und füllen so in den Morgenstunden die Seitenstraßen. „In der Regel sind Montage und Brückentage die schlimmsten Tage“, weiß Daniel Thoma, Technischer Leiter und Prokurist im Unternehmen FAB. Generell könne man jedoch nicht voraussehen, an welchen Tagen es sich staut – ein Glücksspiel also. „Bei Mitarbeitern, die vor 7 Uhr kommen, klappt es meistens noch ohne Stau, alles andere wird schwierig.“
Führungskräfte drücken oft ein Auge zu
Sowohl die Geschäftsführer von Inotec als auch der Prokurist von FAB geben an, sich den Mitarbeitern gegenüber kulant zu verhalten und auch mal ein Auge zuzudrücken, sollten diese zu spät zur Arbeit erscheinen.
„Wir sehen den Stau ja. Dann müssen wir das respektieren“, sind sie sich einig. Doch kommen Mitarbeiter nicht nur zu spät, sie haben auch oft schlechte Laune und „machen sich vielleicht sogar Gedanken, ob sie hier noch arbeiten wollen.“ Niemand wolle schließlich jede Woche stundenlang im Auto sitzen und im Stau stehen.