Der erste Oberbürgermeister der Doppelstadt, Franz-Joseph Dresen, wird am Freitag, 24. Dezember, 80 Jahre alt. Der ehemalige Kommunalpolitiker und Rechtsanwalt ist heute nur noch Privatmann, aber weiter ein engagierter Beobachter des Stadt- und Weltgeschehens. Dresen begleitete nicht nur die ersten 17 Jahre der politischen Zwangsehe Waldshut-Tiengen ab 1974, sondern prägte auch die Erneuerung beider Kernstädte mit.

Kein Wunder, dass der Jubilar im Rückblick mit besonderer Freude auf die beiden Fußgängerzonen in beiden Stadtteilen blickt. In Waldshut brauchte es große Überzeugungsarbeit, nachdem zunächst nur der Mittelteil der Kaiserstraße autofrei werden sollte. Nicht der einzige Zankapfel, in den das Stadtoberhaupt in jener Zeit beißen musste. Letztlich geprägt aber war die Ära Dresen von vernünftigen Kompromissen.

Erste Kontakte zum Hochrhein hatte der Arztsohn aus Niedersachsen schon als Rechtsreferendar. Es folgte die Station als Landesbeamter in Heilbronn, dann die baden-württembergische Landesvertretung in der Bundeshauptstadt Bonn. Dort erreichte Dresen, 33 Jahre jung, eine Anfrage der Waldshuter CDU.

In den Nachwehen der Gemeindereform suchte Waldshut-Tiengen 1974 zunächst einen Amtsverweser, weil die Verwaltungsrichter noch über die Klage der Stadt Tiengen gegen die Vereinigung der Städte entscheiden mussten. Der Jurist sagte Ja und überzeugte die Mehrheit des Gemeinderates. Das Gesellenstück des Übergangschefs im Waldshuter Rathaus gefiel dem Wahlvolk offenbar so, dass Franz-Joseph Dresen 1975 bei der ersten Oberbürgermeister-Wahl der neuen Stadt klar obsiegte.

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46 Jahre später ist der Pensionär nicht ganz sicher, ob Waldshut und Tiengen „zusammengewachsen“ sind. Dazu hätten sich die Stadtteile in den vergangenen Jahrhunderten wohl zu unterschiedlich entwickelt. Sicher gehe es den ländlichen Ortsteilen bei der Stadt besser.

Dienstsitz in Waldshut, Wohnsitz in Tiengen

Dresens Beitrag zur Heilung der Wunden, die bei der Zwangsvereinigung zurückgeblieben waren, wurde möglich, weil der Mann aus dem Norden die Doppelstadt auch lebte: Dienstsitz im Rathaus Waldshut, Wohnung im „Bürgermeister-Haus“ in Tiengen. Im politischen Alltag lief die Stadtentwicklung ausgewogen in beiden WT-Zentren. Nach zwei Wahlperioden hatte der Geburtshelfer der Großen Kreisstadt 1991 dann fertig – zur Überraschung vieler Beobachter. Dass beim Verzicht auf eine dritte Amtszeit mit 50 Jahren auch Enttäuschungen im Spiel waren, klingt an. Beruflich folgten noch 15 Jahre als Anwalt für öffentliches Recht, bereits heftig getrübt durch gesundheitliche Einschläge.

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Heute verfolgt Dresen das Zeitgeschehen mit hellwachem Verstand, hat aber Probleme beim Gehen, Reden und Schreiben. Gern verständigt er sich per E-Mail. Liebevoll umsorgt von Ehefrau Agnes Dresen gehe es ihm „relativ gut“, so die Selbsteinschätzung. Und das ist nicht nur gesundheitlich gemeint. Er habe „Glück gehabt“, sagt der Alt-OB auch im Rückblick auf sein Amt; das Glück, irgendwo bei Null anfangen zu können. Heute wollte er kein Oberbürgermeister mehr sein. Damals sei es in der Kommunalpolitik mehr als heute um die Gemeinschaft und weniger um Interessen gegangen, sagt einer, der sonst nicht zur Verklärung der Vergangenheit neigt.

Umzug geplant

Wichtig bleibt dem 80-Jährigen der Blick nach vorn. Demnächst plant das Ehepaar den Umzug vom Tiengener Bürgermeisterhaus in eine altengerechte Stadtwohnung, die Mobilität und soziale Kontakte erleichtert. Franz-Joseph Dresen, der in seinem Leben stets konsequent abbog, freut sich auf die nächste Strecke.

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