Ursula Burgherr

Das Reich von Künstler Thomas Santhori befindet sich im Erdgeschoss, wo einst das Schlosscafé war. Bisher ist er der einzige Mieter im seit elf Jahren leerstehenden Schloss Bad Zurzach. Der 71-Jährige, der auch durch Ausstellungen in Waldshut-Tiengen bekannt ist, trägt weiße ausgefranste Jeans voller Farbspritzer. Am 1. Juli hat er begonnen, Werkzeuge, Regale und Bilder in sein neues Atelier zu bringen, und es gibt noch viel zu tun.

An der prachtvollen Holzdecke hängt ein staubiger Leuchter mit windschiefen Flammenkerzen, der schon bessere Zeiten gesehen hat. Von dem abgenutzten, aber gemütlichen de-Sede-Sofa aus beigefarbenem Leder fällt der Blick auf einen Rolltisch mit wild verstreuten Malereiutensilien.

Auf dem weißen Holzregal liegt ein Strohhut, daneben steht eine Flasche Grappa. Und natürlich hängen auch schon ein paar Bilder an den Wänden, die Santhoris typische Handschrift tragen: der Popart-Künstler malt seit Jahren ausschließlich in den Farben rot, gelb, blau und grün.

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„Seit ich hier arbeiten kann, habe ich einen richtigen Kreativitätsschub“, sagt der gebürtige Zürcher, der mit seiner Ehefrau Ursula seit 1. August 1991 im Aargau wohnt. Die Park Himmelrych AG, in dessen Besitz das Schloss Bad Zurzach ist, hat ihm die Räume zur Miete angeboten. Für Santhori ein Glücksfall. Sein altes Atelier im ehemaligen Solvay-Kindergarten Rekingen hätte er im Herbst verlassen müssen.

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Eine schwere Zeit liegt hinter ihm. Seine Einzelausstellung in Shanghai wurde 2019 aus organisatorischen Gründen abgesagt. Dieses Jahr fiel wegen Corona das Kunstprojekt an der Universität Peking ins Wasser. So steht Santhori im beinahe leeren Aargauer Schloss anstatt vor Studenten in China. Der Künstler hat sich aufgerappelt und seinen Optimismus wiedergefunden. „Ich fühle mich sauwohl“, sagt er und strahlt. Der Region Zurzach ist er trotz Atelier-Aufenthalten in New York und Miami und Ausstellungen in der ganzen Welt immer treu geblieben.

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Im Schlosspark ist ein Baumpfleger am Werk und der Rasenmäher brummt. Von 7. August 2020 bis 1. Oktober 2021 soll das Areal für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Santhori, Gillian White, Josef Briechle, Heinz Aeschlimann, Beat Zoderer, Behrouz Varghaiyan und Kurt Laurentz Metzler werden ihn mit Skulpturen bespielen. „Ich kreiere eine neue Plastik aus Chromstahl, die in den Schlossteich zu stehen kommt“, verrät Santhori. Obwohl er vor Ideen sprüht, wird es in den Innenräumen vorerst keine Ausstellungen. Der kreative Mann ist aktuell der Einzige, der wieder etwas Leben ins Schloss bringt.