„Bauernladen 4.0“ oder auch „robotergestützte Verkaufsstelle“: Bezeichnungen für das auf dem Aarberg geplante Angebot gibt es bereits viele. Dabei handelt es sich um ein Nahversorgungsangebot, das den Bewohnern der Bergstadt Gelegenheit Bietet die Bedürfnisse des Alltags zu stillen, ohne dafür extra mit dem Auto irgendwohin fahren zu müssen. Im Gespräch mit unserer Zeitung gibt Martin Stoll von Stolls Bauernladen in Kadelburg, der die Anlage betreiben wird, Einblicke in ein Projekt, wie es bislang in der Region einmalig ist.

Was hat es mit dem „Bauernladen 4.0“ auf sich?

Die Verkaufsstelle, die auf den Namen Roberta getauft werden soll, ist ein robotergesteuerter Laden. Sprich es werden dort keine menschlichen Verkäufer tätig sein, Bestellung und Bereitstellung der Ware laufen über modernste Technik.

„Für uns ist es die logische Weiterentwicklung unseres Firmenkonzepts. Wir beschäftigen uns seit Jahren intensiv mit dem Thema Verkaufssysteme“, schildert Martin Stoll.

Von außen eher unscheinbar, im Inneren Hightech: So soll die neue Verkaufsstelle auf dem Aarberg aussehen.
Von außen eher unscheinbar, im Inneren Hightech: So soll die neue Verkaufsstelle auf dem Aarberg aussehen. | Bild: stolls Bauernmarkt

Dabei orientiert sich das Angebot tatsächlich an einem konventionellen Bauernmarkt: „Das Sortiment besteht ausschließlich aus regionalen Produkten und fair gehandelten Waren.“ Alles in allem sollen 500 verschiedene Produkte erhältlich sein – mit der Option, einer Erweiterung. „Das Ganze hängt noch von der weiteren technischen Entwicklung ab“, so Stoll.

Standort ist an der Kreuzung Blois-Straße/Eichholzstraße, gegenüber der öffentlichen Parkplätze. Da die Verkaufsstelle ausschließlich per Roboterbetrieb läuft, ist ein 24-Stunden-Betrieb möglich.

Warum aber eine robotergesteuerte Anlage?

Die Nachfrage nach heimischen Produkten ist groß, gleichzeitig sei aber natürlich auch in der Landwirtschaft der Fachkräftemangel ein großes Thema, sagt Martin Stoll. Grund genug, sich intensiv mit technischer Innovation bei der landwirtschaftlichen Vermarktung zu befassen.

Beim Sondermaschinenbauer Kirschenhofer wurden die Stolls schließlich fündig: „Die Firma baut eigentlich Roboteranlagen für die Automobilindustrie. Aber sie hat damit begonnen, mit autonomen Verkaufsstellen ein zweites Standbein aufzubauen“, sagt Martin Stoll.

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Die auf dem Aarberg geplante Anlage ist dabei gewissermaßen die erste Generation serienmäßig hergestellter Roboter-Verkaufsstellen. Bislang gebe erst einen Prototypen. „Es handelt sich um ein lernendes System, aber sicherlich wird es in der Anfangszeit auch noch an der einen oder anderen Stelle etwas ruckeln.“

Von daher sei natürlich der Aarberg schon aus Gründen der Entfernung ein sehr attraktiver Standort: „Es gibt noch keine langjährigen Erfahrungswerte für den Betrieb. Sollte es zu Problemen kommen, sind wir schnell da und können es beheben.“

Wie kam es zum Standort Aarberg?

Aber abgesehen von solchen praktischen Aspekten lag dem ganzen Vorhaben vor allem der lang gehegte Wunsch der Einwohner der Bergstadt nach einem Nahversorgungs-Angebot zugrunde.

Der CDU-Ortsverband Waldshut hatte diesen schon vor einigen Jahren aufgegriffen und sogar Gespräche mit potentiellen Anbietern geführt, wie der Ortsverbandsvorsitzende Philipp Studinger darstellt. Die meisten Pläne hätten sich jedoch zerschlagen.

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Schon damals sei jedoch auch ein konstruktiver Kontakt zur Familie Stoll zustande gekommen, so Studinger weiter. Im Zuge von Corona wurde die ursprüngliche Idee eines Verkaufswagens zum jetzt geplanten Vorhaben weiterentwickelt.

In der Waldshuter Bergstadt bestand seit Langem der Wunsch, endlich ein Nahversorgungsangebot zu bekommen. Jetzt ist es soweit.
In der Waldshuter Bergstadt bestand seit Langem der Wunsch, endlich ein Nahversorgungsangebot zu bekommen. Jetzt ist es soweit. | Bild: Peter Rosa

„Die Bergstadt und Waldshut-Tiengen dürfen sich freuen, dass hier ein innovatives Projekt realisiert wird. Der Bauernladen 4.0 auf dem Aarberg schließt eine Lücke in der Nahversorgung“, ist Studinger sich sicher.

Wie funktioniert der Laden genau?

Konkret handelt es sich bei der Verkaufsstelle um ein Gebäude, in dessen Innern sich das Warensortiment befindet. Die Warenbestellung läuft über einen Bildschirm oder bequem von Zuhause via Internet.

Im Innern wird die Ware durch einen Roboterarm bereit gestellt. Diesen Vorgang kann man über eine Kamera an dem Bildschirm beobachten.

Die Bezahlung erfolgt per EC-Karte. Auf diese Weise kann dann auch die Alterskontrolle beim Verkauf von Wein gewährleistet werden.

Sorgen, dass ein solches Verkaufsangebot auch zur Verstärkung des Müllproblems führen könnte, wie es rund um den anvisierten Standort bereits besteht, versucht der Betreiber zu entkräften: „Die Waren nur in notwendigster Weise verpackt sein oder in Mehrwegbehältern ausgegeben.“ Außerdem lege Stolls Bauernladen Wert darauf, dass es um die Verkaufsstelle ordentlich aussehe.

Wie sieht die weitere Planung aus?

Martin Stoll will so schnell wie möglich loslegen. Ende November soll der Laden an eröffnen, kündigt er an. Bis dahin werden alle notwendigen Vorarbeiten wie Präparierung des Geländes und notwendige Baumfällungen erledigt sein.

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Ob es beim Wunschtermin bleibt, ist noch nicht ganz klar, denn aktuell wartet Stoll noch auf ein wichtiges Bauteil.

Wie sind die Perspektiven zu beurteilen?

„Noch gibt es keinerlei Erfahrungswerte, was den möglichen Umsatz einer solchen Anlage anbelangt“, gibt Stoll zu bedenken. Natürlich würden solche Angebote gerade in der Anfangszeit rege frequentiert: „Die Frage ist aber, wie es läuft, wenn der Reiz des Neuen vom Normalbetrieb abgelöst wird.“

Bei einer Investition im sechsstelligen Bereich ist die Antwort darauf natürlich von Bedeutung. Andererseits habe die Anlage eine Lebensdauer von 20 Jahren. Es handle sich also nicht um eine kurzfristige Investition.

Ohnehin wolle er sich bei der Frage, ob weitere solche Angebote an anderen Stellen in der Region folgen könnten, noch nicht aus dem Fenster lehnen, so Stoll. Erst müsse es auf dem Aarberg reibungslos laufen, dann werde man schon sehen.

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