Das Warten hat ein Ende: Annähernd zwei Jahre nachdem Investor Claus Schleith das Projekt Klettgau-Carré auf Eis gelegt hatte, stellte er nun im Gemeinderat eine Neufassung seiner Pläne vor. Diese sieht eine Bebauung des Areals an der Bundesstraße mit zwei jeweils vierstöckigen Gebäudekomplexen vor. Allerdings soll diese nun aus einem Wohn-- und Geschäftskomplex und einem Parkhaus mit 195 Stellplätzen bestehen. Die Pläne machten beim Gemeinderat durchaus Eindruck. Groß ist vor allem die Hoffnung, dass sich endlich etwas bewegt.

Wie soll die Bebauung des Klettgau-Carrés aussehen?

Wie Schleith darstellte, „haben wir das ursprüngliche Klettgau-Carré halbiert“. So bildet ein Wohn- und Geschäftshaus den einen Teil der Bebauung. Anstelle des bislang geplanten zweiten Daneben entsteht ein viergeschossiges Parkhaus

Im Erdgeschoss des Wohn- und Geschäftshauses wird es drei Ladenzonen geben, in denen laut Darstellung des zuständigen Architekten Jürgen Löffler, eine Drogerie, ein Bio-Markt und eine Gastronomie untergebracht werden sollen. Die Verhandlungen mit den künftigen Nutzern seien bereit weit gediehen, Verträge seien aber noch nicht unterschrieben, so Schleith.

„Es ist eine sinnvolle Sache und unterstützt den Einzelhandel der Innenstadt, dass es ausreichend Parkmöglichkeit gibt.“Investor Claus ...
„Es ist eine sinnvolle Sache und unterstützt den Einzelhandel der Innenstadt, dass es ausreichend Parkmöglichkeit gibt.“Investor Claus Schleith zum geplanten Parkhaus

Auf dem Erdgeschoss aufgesetzt befinden sich zwei jeweils dreigeschossige Riegel, in denen 51 Wohneinheiten entstehen sollen. 27 davon seien als Zwei-Zimmer-Wohnungen konzipiert, wie Schleith erläutert: „Damit tragen wir auch dem Umstand Rechnung, dass in der Stadt Single-Haushalte immer stärker zunehmen.“ Dies werde auch vom aktuellen Zensus bestätigt.

Im Untergrund unter dem Gebäude wird eine Tiefgarage mit 71 Stellplätzen entstehen. Diese seien laut Schleith für Bewohner des Gebäudes, aber auch Mitarbeiter der Geschäfte vorgesehen.

Links daneben wird ein vierstöckiges Parkhaus errichtet. Es umfasst 195 Parkplätze, 156 davon sollen der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Schleith dazu: „Es ist eine sinnvolle Sache und unterstützt den Einzelhandel der Innenstadt, dass es ausreichend Parkmöglichkeit gibt.“ Noch dazu werde der Parkplatz-Bestand im Vergleich zu heute deutlich erhöht.

Tiefgarage und Parkhaus sollen vom Sulzerring her angefahren werden. Laut derzeitigem Planungsstand soll mit dem Bau der Tiefgarage zuerst begonnen werden.

Wie sich die veränderte Planung auf die Investitionskosten auswirkt, dazu gab es noch keine konkreten Informationen. Gegenüber unserer Zeitung hatte Schleith die Investitionskosten für die bisherige Planung vor zwei Jahren auf 45 Millionen Euro beziffert.

Wie bewertet die Stadt das Ganze?

Aktuell wird die Fläche nahe der Tiengener Innenstadt als Parkplatz genutzt.
Aktuell wird die Fläche nahe der Tiengener Innenstadt als Parkplatz genutzt. | Bild: Baier, Markus

Oberbürgermeister Martin Gruner zeigte sich vor allem darüber erfreut, dass das Projekt nach all den „heißen Diskussionen“ der Vergangenheit nun endlich Form annehme: „Für Tiengen ist es von existenzieller Bedeutung, dass hier etwas vorangehen, auch wenn die Rahmenbedingungen für Investoren sich in den vergangenen Jahren drastisch verschlechtert haben.“

Das große Interesse der Stadt an der Realisierung des Vorhabens wird auch daran deutlich, dass ein wesentlicher Knackpunkt inzwischen geregelt werden konnte – das Thema Förderung der öffentlichen Stellplätze im geplanten Parkhaus. „Wir können eine Förderung erhalten“, konstatierte Gruner.

Diese liege bei 9000 Euro pro Parkplatz durch das Land und 6000 Euro durch die Stadt. Alles in allem betrage die Fördersumme für 156 Parkplätze also 2,3 Millionen Euro.

Die endgültige Abkehr von der zweigeschossigen Tiefgarage unter dem Wohn- und Geschäftsbau, wie es ursprünglich geplant war – es sei eine nachvollziehbare Entscheidung, wie Gruner betonte. Abgesehen vom problematischen Untergrund an dieser Stelle koste ein Parkhaus ein Drittel einer Tiefgarage.

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Was verändert sich für Fußgänger und Autofahrer?

Die Unterführung, die die beiden Grundstücksteile durchschneidet, muss weichen. Als Ersatz entstehen zwei oberirdische ...
Die Unterführung, die die beiden Grundstücksteile durchschneidet, muss weichen. Als Ersatz entstehen zwei oberirdische Überquerungsmöglichkeiten mit Ampelregelung. | Bild: Baier, Markus

Während der Bauzeit fallen die stark frequentierten Parkplätze im Bereich Sulzerring/Klettgaustraße weg, zumal mit dem Bau der Tiefgarage begonnen werden soll. Nutzer dieses Parkplatzes müssen also für die Bauzeit definitiv einen anderen Parkplatz suchen, so Schleith auf Nachfrage von Harald Ebi (FDP).

Komplett wegfallen wird derweil die bestehende Fußgängerunterführung, die bislang die beiden Hälften des Klettgau-Carrés durchschneidet. Diese sei ohnehin nicht barrierefrei, so OB Gruner auf Anfrage von Harald Langfeld (NL), was in naher Zukunft zu erheblichen Investitionen geführt hätte. Stattdessen soll es zwei ebenerdige Querungsmöglichkeiten für Fußgänger mit Ampelregelung im Bereich Klettgau-Carré geben.

Wie beurteilt der Gemeinderat die vorgelegte Planung?

Auch wenn noch nicht alle Details klar sind und an einigen Stellen noch Nachbesserungen bei der Planung eingefordert werden: Insgesamt betrachtet zeigte sich der Gemeinderat von der vorgelegten Planung beeindruckt.

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„Wir sind froh, dass es jetzt endlich weitergeht. Für Tiengen ist das ein Vorzeigeprojekt“, sagte Dieter Flügel (SPD). Auch Philipp Studinger (CDU) zeigte sich erfreut, dass das konstruktive Miteinander nun in einem Vorschlag mündet: „Wir haben einen Punkt erreicht, an dem es machbar wird.“ Zudem werde die Attraktivität der Tiengener Innenstadt nachhaltig gesteigert. Harald Würtenberger zeigte sich derweil froh über die „neue Willkommenskultur gegenüber Investoren“ seitens der Stadt, die in solchen Fortschritten zum Ausdruck komme. Dem pflichtete auch Harald Ebi bei, der es als großen Erfolg wertet, „dass es bei diesem wie auch bei vielen anderen Projekten endlich vorwärtsgeht“.

Wie geht es jetzt weiter?

Seitens der Stadt gilt es nun die formalen Rahmenbedingungen anzupassen. So soll laut Gruner der Bebauungsplan entsprechechend geändert werden. Auch eine Neufassung des städtebaulichen Vertrags zwischen Investor und Stadt muss in die Wege geleitet werden. Mit beiden Themen soll sich der Gemeinderat möglichst noch im Dezember befassen, kündigte er an.

Der Investor wird derweil in die Detailplanung einsteigen, kündigte Claus Schleith an. Laut derzeitigem Zeitplan soll Baubeginn im 3. Quartal 2025 sein.

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