Die Idee geistert bereits seit einigen Jahren durch Waldshut, doch so umfassend wie Georg Krebs hat sich sicherlich noch niemand mit einer möglichen Seilbahn als zusätzliches öffentliches Verkehrsmittel auf den Aarberg auseinandergesetzt.
Über mehrere Monate hat der Ingenieur im Ruhestand bis ins kleinste Detail ein Konzept entwickelt, das in seinen Augen etliche der Waldshuter Verkehrsprobleme lösen könnte: eine Reduzierung des Parkplatzbedarfs in der Innenstadt, eine Entlastung der Kalvarienbergstraße als eine der beiden Zufahrtsstraßen zum Aarberg sowie eine bessere Mobilität für Menschen ohne eigenes Auto oder Führerschein.
„Es gibt viele Vorteile für die Stadt. Nicht heute, nicht morgen, denn die Seilbahn ist ein langfristiges Ziel“, ist der 81-Jährige überzeugt, der selbst einige Jahre in der Bergstadt wohnte.
Das Tüfteln liegt dem gebürtigen Augsburger im Blut. Anfang der 1980er-Jahre machte sich Krebs in Waldshut erfolgreich mit einem Unternehmen selbstständig, das auf das Recyceln von organischen Abfällen wie Hühnermist, Schweinekot und Gemüseabfälle spezialisiert war. Die Firma habe er später an einen großen Konzern verkauft. „Es ist ein Hobby von mir, immer weiterzudenken“, erzählt er im Gespräch mit dieser Zeitung.
Seit rund zwei Jahren ist der Rentner Mitglied bei den Grünen in Waldshut-Tiengen. Bei einer Sitzung des Ortsverbands sei es vor einiger Zeit um die Parkplatz-Problematik in Waldshut gegangen. „Da kam mir die Idee, die andere Leute schon früher hatten: eine Anbindung des Aarbergs per Seilbahn„, erinnert er sich.
Georg Krebs macht sich ans Werk. Um seinem Seilbahn-Projekt ein wissenschaftliches Fundament zu geben, stellt er sich mehrmals selbst an die Zu- und Abfahrtspunkte zum größten Waldshuter Wohngebiet – an der Friedhofsgärtnerei in der Kalvarienbergstraße sowie an der Kreuzung Gurtweiler Straße zur Eichholzstraße – und zählt die Fahrzeuge.
Laut seinen Berechnungen besitzen die mehr als 2000 Bewohner der Bergstadt, darunter geschätzt 500 Familien, rund 700 Autos. Wenn man davon ausgeht, dass jedes Fahrzeug alle zwei Tage für Besorgungen und Einkäufe in der Waldshuter Kernstadt parkt, ergibt sich nach Krebs' Kalkulationen allein für Aarberg-Bewohner täglich ein durchschnittlicher Bedarf von 350 Stellplätzen.
Diese Parkplätze könne man sich sparen, wenn der Aarberg über eine Gondelbahn an die Stadt angebunden wird. Georg Krebs sieht darin etliche Vorteile gegenüber der bestehenden Busverbindung: „In den Schulferien und am Wochenende fährt nur drei Mal am Tag ein Bus – da kann man nicht wirklich von einer Anbindung sprechen“, findet der pensionierte Ingenieur. „Die Seilbahn hingegen wäre 16 Stunden am Tag im Einsatz, und die Fahrt dauert nur zwei Minuten“, führt Krebs weiter aus.
Eine genaue Vorstellung, wo die Seilbahn starten und enden könnte, hat Georg Krebs bereits. Als Talstation komme für ihn nur der bestehende Aufzugschacht beim Lidl-Discounter infrage, der die Robert-Gerwig-Straße mit der Bahnhofsunterführung verbindet.

„Der Aufzug müsste verlängert werden“, sagt er und beschreibt die mögliche Talstation: Die Plattform, von der die Gondel startet, wäre in zehn bis zwölf Metern Höhe und außer über den Aufzug über eine zusätzliche Treppe erreichbar. Die rund 600 Meter lange Trasse der Seilbahn würde an der Bergstation gegenüber der Friedhofsgärtnerei enden, wie Krebs weiter ausführt.
Für sein Konzept habe der Ingenieur im Ruhestand sich beim Verband Deutscher Seilbahnen informiert und eine Herstellerfirma im österreichischen Vorarlberg um Unterstützung gebeten. „Ein Mitarbeiter kam nach Waldshut und ist die Trasse mit mir abgelaufen“, berichtet Georg Krebs.
Das Unternehmen habe auch die Kosten für die Aarberg-Seilbahn geschätzt, denn: „Ein ganz wichtiger Punkt ist die Finanzierung und ob sich das Projekt überhaupt rechnet“, findet Krebs, der die Investitionskosten auf fünf bis sechs Millionen Euro und die jährlichen Betriebskosten auf circa 400.000 Euro schätzt. Laut seinen Recherchen hat das Projekt dank des sogenannten Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes jedoch Aussicht auf hohe Fördermittel von bis zu 75 Prozent.
Das sagt die Stadtverwaltung zu den Seilbahn-Plänen
Sein Konzept hat Georg Krebs dem Waldshut-Tiengener Oberbürgermeister Philipp Frank bei einer Bürgerfragestunde vorgestellt. Dieser findet die Vision einer Seilbahn auf den Aarberg durchaus reizvoll, wie er auf Nachfrage dieser Zeitung sagt. Allerdings halte er die Idee kurzfristig für nicht umsetzbar.
Der OB verweist auf die hohen Baukosten und die Frage nach der Wirtschaftlichkeit des Betriebs – „von den umfangreichen Vorplanungen, bei denen es auch Umwelt- und Anwohnerbelangen Rechnung zu tragen gälte, einmal ganz abgesehen“, merkt Frank an.
„Vor dem Hintergrund unserer aktuell schwierigen wirtschaftlichen Situation und der Vielzahl bereits angestoßener oder gar schon laufender Projekte“ halte der Verwaltungschef das Seilbahn-Projekt aktuell für nicht realisierbar.
Georg Krebs lässt sich von dieser Antwort nicht entmutigen. Er hat seine Aarberg-Pläne zwischenzeitlich sogar um ein weiteres Projekt ergänzt: Das unter anderem vom Werbe- und Förderungskreis Waldshut geforderte dritte Waldshuter Parkhaus könnte nach Krebs' Ansicht auf dem Freibad-Parkplatz errichtet werden und eine Station für eine zweite Seilbahn beherbergen, die von der Schmittenau parallel zur B 34 zum Waldshuter Busbahnhof führt. „Weniger Verkehr in der Stadt und weniger Emissionen“, wären laut Krebs die positiven Folgen.
Ganz abgehakt sind die Ideen des Rentners auch für die Stadtverwaltung nicht: „Für die Zukunft, etwa in einer zweiten Amtsperiode, halten wir sie gerne im Blick – als Vision“, teilt Philipp Frank mit.