Tiengen Mehr als 40 Gäste sind zum Kunst-Apéro im Livino mit Sabine Becker aus Konstanz zum Thema „Blauwärts“ gekommen. Schon beim Betreten des Gastraums leuchtete die Farbe Blau den Besuchern entgegen. In ihrer literarisch aufbereiteten Laudatio beleuchtete Cornelia Reckermann die Vita der Künstlerin, beschrieb ihre Werke und illustrierte die Vielfalt der Farbe Blau in der Kunst. Reckermann sagte: „Nicht nur in der Literatur, sondern auch in unserem Sprachgebrauch taucht das Blau auf.“ Sie verwies auf das „blaue Wunder“, das manche erleben, und die „Fahrt ins Blaue“.
Seit mehr als 30 Jahren beschäftigt sich die in Lübeck geborene Künstlerin mit der Farbe Blau und dem Pigment Kobaltblau, das sie mit dem Miloriblau in ihren Bildern unterschiedlich verwendet. So sind in der Ausstellung Bilder, die an monochromatische Blauakkorde denken lassen, mit rhythmischen Formen, Strukturen, Punktemustern und Linien in kleinen (20 mal 20 Zentimeter) und großen Formaten (1,20 mal 1,20 Meter) zu sehen. Ihre Werke hat sie bei vielen Ausstellungen, Messen und Galerien in Deutschland, der Schweiz, Österreich und den USA gezeigt; viele befinden sich in öffentlichen Räumen und Kunstsammlungen, so auch in der Stadt Waldshut-Tiengen. Sabine Becker war 2006 bei der ersten Luft-Art in Tiengen dabei und stellte zwei Jahre später im Schlosskeller aus.
Die Laudatorin sagte: „Sabine Beckers Bilder ziehen den Betrachter bewusst in den blauen Farbraum. Die undurchdringliche Tiefe und entrückende Ferne der Farbe Blau prädestinieren sie zur Projektionsfläche von Träumen, Sehnsüchten und Erinnerungen, lassen sie zur Farbe der Utopie werden.“ Darüber hinaus schuf Reckermann Bezüge zu Dichtern wie Goethe, Rilke, Mörike und weiteren, die sich mit der „himmlischen Farbe“ befassten.
Blau sei für Becker nicht einfach eine Farbe, sondern eine Botschaft. Ihre Arbeiten beschrieb die Laudatorin so: „Sie weisen eine strukturierte Oberfläche mit starkem haptischem Charakter auf.“ Dabei sei die Farbe Blau das Ausdrucksmittel „und die Reduktion auf Kobalt- oder Miloriblau ihr zentrales Thema“, so Reckermann. Sie zitierte Becker: „In der monochromen Malerei kann ich am konzentriertesten den Blick auf das Kobaltblaupigment richten und dem Betrachter und mir ermöglichen, sich in den blauen Strukturen und Krusten zu verlieren.“
Die Ausstellung ist bis 20. September zu den Öffnungszeiten des Livino zu sehen.