Geschlossene Geschäfte, leere Fußgängerzonen. Eine schwere Hypothek für den Einzelhandel. Die Bilder vom ersten kompletten Lockdown im Frühjahr sind uns noch bestens in Erinnerung. Nun sind viele Läden zwar geöffnet. Dennoch scheint es in den Innenstädten, auch in Waldshut und Tiengen, erneut sehr ruhig zu sein. Der Anschein: Es kommen weniger Kunden.

Einkaufen und dinieren gehören zusammen

Zahlen einer Studie der St. Galler Universität bestätigten den Eindruck (wir berichteten). Insbesondere die Schweizer zeigen sich demnach zurückhaltend. Hotels, Gaststätten und Restaurants sind zu. Einzelhändler und Fachleute sehen darin einen Zusammenhang. Einkaufen und dinieren gehören zusammen. Die Verunsicherung kommt dazu.

Das könnte Sie auch interessieren

„Die Frequenz ist schon ein bisschen geringer“, schildert Jochen Seipp, Sprecher des Werbe- und Förderungskreises (W+F) Waldshut, seinen Eindruck, „aber das ist ja auch ein Stück weit das Ziel des Gesetzgebers.“ Für ihn sei es keine Überraschung. Die Menschen beschränkten sich beim Einkauf auf das Notwendigste. „Wir machen ja alles nicht zum Spaß, es soll uns schützen. Wir müssen es ein Stück weit mittragen, auch wenn‘s weh tut“, sagt er.

Die Stimmung ist angespannt

Die Stimmung sei angespannt. Die Einbrüche machten sich je nach Warengruppe mehr oder weniger bemerkbar. Er erkennt die großen Sorgen mancher Einzelhändler. Auch im Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft. Die Zuversicht hält sich in Grenzen. Seipp: „Den Corona-Umständen entsprechend bin ich verhalten optimistisch.“ Er sieht eine Ursache der sinkenden Kundenzahlen in der geschlossenen Gastronomie: „Handel und Restaurant sind insgesamt ein Erlebnis.“

Das gleiche Bild in der Kaiserstraße in Waldshut.
Das gleiche Bild in der Kaiserstraße in Waldshut. | Bild: Roland Gerard

Ähnlich sieht es Nikola Kögel von der Aktionsgemeinschaft Tiengen. Auch sie stellt fest, dass generell weniger los sei in der Fußgängerzone. „Die Tagesgastronomie bringt Frequenz in die Stadt“, bestätigt sie. Dass die ganze Familie samstags in die Stadt kommt, habe sich geändert. Kögel stellt ein verändertes Einkaufsverhalten fest: „Die Leute kommen gezielt. Sie besorgen ihre Dinge und gehen wieder. Es ist eher eine Bedarfsdeckung als ein gemütliches Bummeln und Flanieren.“

Das könnte Sie auch interessieren

Wobei Schweizer Kunden im Vergleich zu Waldshut in Tiengen eher nicht so stark ins Gewicht fielen. Sie sieht trotz allem nicht schwarz. „Ich bin überzeugt davon, dass wir das als Kleinstadt hinkriegen. Wir haben eine gute Kundenbindung.“ Der „Long Friday„ mit bis 20 Uhr geöffneten Geschäften (jeden Freitag bis Weihnachten) soll das Weihnachtsgeschäft etwas bereichern.

So sieht es der Handelsverband Deutschland

Der Handelsverbands Deutschland (HDE) erwartet für das Weihnachtsgeschäft gegenüber der Monate November und Dezember 2019 eine Steigerung von 1,2 Prozent auf 104 Milliarden Euro. Die Zahlen scheinen im Widerspruch mit den Wahrnehmungen zu stehen.

Verband fordert Hilfe auch für den Handel

Peter Spindler, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Südbaden: „Der innerstädtische Handel ist vom Lockdown erheblich betroffen.“ In manchen Branchen gebe es Einbrüche von bis 60 Prozent. Deshalb fordere der Verband mehr staatliche Hilfe auch für den Handel. Spindler: „Manche werden es ohne Hilfe auf längere Sicht nicht aushalten.“