Unbesetzte Stellen, immer weniger Sonderpädagogen, immer mehr Quereinsteiger – der generelle Lehrermangel im ländlich geprägten Landkreis Waldshut macht sich besonders auch bei den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) bemerkbar.
Vier sind es in Waldshut-Tiengen: Die Langenstein-Schule, die Carl-Heinrich-Rösch-Schule und die Wutach-Schule in Tiengen sowie in Waldshut die Waldtor-Schule.
Sorge vor der Zukunft
„Wir machen uns große Sorgen wie es weitergeht und fragen uns, ob wir auf Dauer den Bildungsanspruch der Kinder noch erfüllen können“, sagt Benjamin Schock. Er ist Geschäftsführender Schulleiter der insgesamt sechs SBBZ im Landkreis Waldshut und gleichzeitig Leiter der Langenstein Schule.
Die sechs Zentren dürfen eigenständig Stellen ausschreiben. Dennoch gehen nach Aussage von Benjamin Schock, bereits seit einigen Jahren so gut wie keine Bewerbungen von Sonderpädagogen mehr ein. Motivierte Teams würden diese Entwicklung bislang noch einigermaßen auffangen.
Dies ist auch bei der Waldtor-Schule so: „Wir haben nur noch eine Handvoll Sonderpädagogen, können aber mit einem guten Team den Pflichtunterricht noch erfüllen, aber es ist eine große Herausforderung und die Qualität leidet“, sagt Schulleiterin Astrid Jehle.

Die Zusammensetzung der Lehrerschaft an den vier SBBZ in Waldshut–Tiengen zeigt, dass alle mehr oder weniger stark ausgeprägt, auf sogenannte Quereinsteiger angewiesen sind. Ohne sie geht es nach einhelliger Aussage der Schulleiter schon länger nicht mehr.
Besonders deutlich zeigt sich dies an der Carl-Heinrich-Rösch-Schule: „Wir haben rund 50 Prozent Quereinsteiger, das sind Erzieherinnen, Heilerziehungspfleger aber auch ein Banker und ein Schreiner sind darunter“, sagt der dortige Schulleiter Roland Zettel Kreide.
Da Quereinsteiger wegen fehlender Qualifikationen nicht alle Aufgaben übernehmen könnten und zudem noch eingearbeitet werden müssten, würden die Belastungen für die immer weniger werdenden sonderpädagogischen Fachkräfte kontinuierlich steigen. „Es muss was passieren, die Belastungsgrenze ist erreicht und es wird jedes Jahr schlimmer“, sagt Zettel Kreide.
Mehr Studienplätze und Weiterbildungsangebote sollen helfen
Zumindest längerfristig etwas Abhilfe schaffen könnten laut Zettel Kreide und Benjamin Schock verschiedene Maßnahmen: Mehr Studienplätze im Bereich Sonderpädagogik und gezielte Weiterbildungsangebote für motivierte, geeignete Quereinsteiger, verbunden mit der folgenden Umwandlung ihrer bislang größtenteils unbefristeten Anstellungsverträge in Festanstellungen.
Auch den Landkreis als Schulträger sehen die Beiden in der Pflicht, um die Chancen, Sonderpädagogen zu gewinnen, zu erhöhen: „Man muss die SBBZ gut ausstatten, dies auch in digitaler Hinsicht, damit sie sich positiv von anderen abheben.“
Das große Ziel der nächsten Jahre umreißt Sebastian Baumgartner, Leiter der Wutach-Schule, so: „Fachlichkeit und Professionalität der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren müssen gesichert werden.“
Das sagt das Staatliche Schulamt Lörrach
An den sechs SBBZ im Landkreis Waldshut fehlen nach Aussage des Staatlichen Schulamts Lörrach derzeit durchschnittlich 2,5 Stellen pro Schule. Alle Schulen könnten aber ihr Bildungsangebot gemäß den geltenden Vorgaben gewährleisten.
Laut Schulamt werden aktuell drei Quereinsteiger an den SBBZ Waldshut-Tiengens berufsbegleitend zu Fachlehrkräften ausgebildet und nach erfolgreichem Abschluss unbefristet in den Schuldienst übernommen. Vier befristet angestellte Lehrkräfte wurden bereits unbefristet eingestellt.