Er strotzt nur so vor Selbstbewusstsein und kennt keine Scheu vor Menschen: Rabenkrähe Karl ist wohl von jemandem von Hand aufgezogen worden, von wem, ist nicht bekannt. Bis vor Kurzem machte Karl noch die Schmittenau unsicher – dies zur Freude der einen und zum Leid der anderen. Seit Montag diese Woche ist Karl vorübergehend im Wildgehege untergebracht. Wie es mit ihm weitergeht, ist noch offen.
Auf Menschen fixiert
Die Rabenkrähe Karl ist laut Wildgehege-Mitarbeiter Hubert Rossa ein Jungvogel vom Frühjahr. Er hat noch einige hellere Federn seines Kinderkleides. Vor rund zwei Wochen machte er erstmals in der Schmittenau an verschiedenen Orten auf sich aufmerksam. Er suchte die Gesellschaft von Menschen, setzte sich auf Köpfe, Schultern oder hingestreckte Arme, ließ sich füttern oder bediente sich auch selbst.

Viele haben ihn kennengelernt und können von ihm erzählen. Auf dem VfB Sportplatz hat er es sich sogar während eines Spiels kurz auf dem Kopf eines Spielers bequem gemacht. Badegäste im Freibad kennen ihn. Bei der dortigen Vereinsübernachtung von Pro Freibad war er Dauergast und holte sich beim Frühstücksbuffet ein Zuckerstück und stibitzte beim Gottesdienst ein Liedblatt.

In der Stadtgärtnerei stattete er kürzlich in aller Herrgottsfrühe zwei Auszubildenden einen Besuch ab, bekam einen Apfelschnitz und picke etwas an Gestecken herum.
Besonders angetan hat es dem verspielten Karl die Minigolfanlage. „Die Gäste fragen schon, wo er bleibt“, erzählt Betreiberin Manuela Rech.

Sie und die Stammgäste Alexandra und Norbert Wichmann sowie Katja Thiemann und Tommy Buschle gehören zu den größten Fans der Rabenkrähe und bemühen sich und hoffen, dass für Karl eine Lösung gefunden wird, die ihm ein Leben in Freiheit ermöglicht.
Karl macht auch Probleme
Die Rabenkrähe wurde von Sonja und Oliver Bier, Betreiber von Rhein-Camping Waldshut, ins Wildgehege gebracht. Anfangs wurde Karl von ihnen und den Campern ebenfalls gefüttert, aber irgendwann wurde das Zutrauen des Tieres einigen zu viel. „Eine Camperin beschwerte sich, dass Karl sie am Kopf verletzt hätte“, erzählt Oliver Bier.
Die Camperin konnte beruhigt werden, aber prekär ist es nach Aussage der Biers geworden, als Karl anfing, durch die Terrasse ihres Restaurants zu fliegen und von den Gästen gefüttert werden wollte. Gäste seien erschreckt worden und einige hätten sich so gestört gefühlt, dass sogar mit Gegenständen nach ihm geworfen wurde.
Auch zum Schutz des Vogels, sahen es die Biers als beste Lösung an, Karl ins Wildgehege zu bringen. Dass ein von Hand aufgezogener, auf Menschen geprägter Vogel in Freiheit irgendwann Probleme macht und gefährlich lebt, weiß Werner Jockers, Vorsitzender des Trägervereins des Wildgeheges, nach vielen einschlägigen Erfahrungen sehr gut.
Als Entgegenkommen hat das Wildgehege Karl aufgenommen, bleiben wird er aber nicht. Unter anderem deshalb, weil er sehr dominant ist. Er verträgt sich nicht mit den anderen Rabenvögeln, die nur deshalb im Wildgehege leben, weil sie aufgrund verschiedener Handicaps nicht mehr in der Freiheit überleben könnten. Für den gesunden Karl muss laut Jockers zeitnah eine andere Lösung her.