Die Urlaubszeit ist in vollem Gange und damit zieht es auch viele Camping- und Naturbegeisterte an den Hochrhein. In Waldshut leiten Sonja und Oliver Bier bereits in zweiter Generation den Campingplatz direkt am Rheinufer. Wir haben uns unter den Campern umgehört, ob die derzeitigen Spritpreise ihre Reiserouten einschränken und was sie an den Hochrhein gezogen hat.
Saison startet schon vier Wochen früher
„Normalerweise beginnt unsere Saison zu Ostern – doch dieses Jahr ging es schon vier Wochen früher los“, sagt die Inhaberin Sonja Bier. Ihrer Ansicht nach hatten die Leute Nachholbedarf und dies zeigt sich auch heute auf dem Camping-Platz: Die meisten Stellplätze sind belegt und die Gäste zieht es mit Badetaschen und Sonnenschirmen an das Rheinufer.

Unterwegs mit dem Fahrrad und 9-Euro-Ticket
Nicht so Manfred und Wolfgang aus dem Kreis Böblingen. Sie sind die Letzten, die ihre Zelte noch auf dem Gelände aufgebaut haben, alle anderen sind schon frühmorgens vor der Sonne geflüchtet. „Unsere Radtouren planen wir meist mit rund 500 Kilometern“, betont Manfred, pensionierter Diplomingenieur.
Die Spritpreise tangieren die beiden begeisterten Radfahrer nicht, den Großteil der Strecke legen sie mit dem Fahrrad zurück. Auf dem Rückweg nutzen sie das Neun-Euro-Ticket. „Wer die Infrastruktur vor Ort wahrnimmt und sich auf einfachere Urlaube reduzieren kann, für den ist das Neun-Euro-Ticket klasse“, sagt der 73-jährige Wolfgang.

Auszusetzen haben sie lediglich, dass es keine einheitliche Regelung für die Fahrradmitnahme gebe. „Wenn man morgens in Basel steht und es nicht weitergeht, weil der Zug zu voll ist, ist das ärgerlich“, findet Manfred. Doch das sei schon „Jammern auf ordentlichem Niveau“, sagt Wolfgang, pensionierter Physiker, lachend und betont weiter: „Uns bauen die Radtouren richtig auf. Wir sind körperlich aktiv, lernen Land und Leute kennen und schätzen die Ehrlichkeit und Bodenständigkeit der Leute auf dem Land.“
Gäste aus ganz Europa auf dem Campingplatz
Dass es immer mehr Menschen aus Süddeutschland auf den Campingplatz ziehe, registrieren auch Sonja und Oliver Bier. Nicht nur der Radtourismus ziehe an, sondern auch der Urlaub mit dem Hund und sogar die Trendsportart Stand-Up-Paddling lockt Besucher an den Hochrhein.

„Wir haben einen sehr starken Wochenend-Tourismus seit Corona, was uns sehr freut“, betont Sonja Bier, die sich mit ihren Gästen in fünf Sprachen unterhalten kann. Denn auch Besucher aus ganz Europa genießen die Ruhe auf diesem Platz. „Neben der Schweiz, haben wir viele Gäste aus der Niederlande, Frankreich, Italien, Spanien und England“, sagt sie.
Freizeitangebote als Plus
So auch Matt und Marita Verryt aus der Provinz Noord-Brabant in den Niederlanden. Seit neun Jahren sind sie mit ihrem Wohnmobil unterwegs. Für sie gibt es nichts schöneres, als mit dem Wohnmobil neue Gegenden zu erkunden, weshalb es meistens nicht stillsteht. „Wir nutzen das Wohnmobil sehr oft. Wenn man eins kauft und es nur einmal im Jahr genutzt wird, ist das zu teuer“, findet Marita.

Sie waren zwei Nächte auf dem Camping-Platz, bevor sie nun weiter nach Frankreich fahren. Besonders das Städtchen Waldshut und die Lage am Rhein habe ihnen sehr gut gefallen. Und abends nach dem Essen zieht es die beiden meist auf eine GPS-Schnitzeljagd, auch Geocaching genannt. „Wir machen das in der ganzen Welt und dadurch wandern wir viel“, so Matt.
Wer sich seine Zeit anders vertreiben möchte, für den hat der Campingplatz noch ein weiteres Angebot. „Unsere Preise sind nicht wegen der Energiekosten angestiegen, sondern wegen der Drei-Welten-Karte, die ab zwei Übernachtungen im Preis inkludiert ist“, erklärt Sonja Bier. Damit erhalten die Gäste kostenlose Eintritte bei teilnehmenden Museen, Freizeitparks, Thermen und auch bei weiteren Attraktionen, wie der Sauschwänzlebahn oder der Rheinschifffahrt von Schaffhausen bis an den Bodensee.
Spritpreise halten nicht von dem Reisen ab
Dieses Angebot nutzten auch Erwin und Bärbel Link, die sieben Nächte in ihrem VW-Bus in Waldshut verbracht haben. Sie kommen aus dem Remstal, in der Nähe von Stuttgart. „Seit 24 Jahren sind wir mit unserem Bus unterwegs“, sagt Erwin Link. Die derzeitigen Spritkosten würden sie nicht von ihren Reisen abhalten, dafür genießen sie die Freiheit und das Draußensein zu sehr.

„Eine gute Anbindung ist uns bei der Auswahl des Campingplatzes sehr wichtig“, erklärt Bärbel Link. Denn der Kastenwagen bleibe stehen, lediglich die Fahrräder sind in Benutzung. Auch das Ehepaar vermerkt die gestiegene Nachfrage auf den Campingplätzen. „Wenn es uns irgendwo gefällt, suchen wir meist spontan einen Campingplatz aus. Doch ohne zu buchen, ist es jetzt fast unmöglich“, so Bärbel Link. Mit ihrem treuen Gefährt geht es nun noch rund zwei Wochen in den Schwarzwald, bevor die Heimreise ruft.