Der Ukrainekrieg und die damit einhergehende Energiekrise haben auch die Strompreise in die Höhe schnellen lassen. 2021 verlangten die Stadtwerke Waldshut-Tiengen noch 28 Cent pro Kilowattstunde. Bestandskunden zahlen dies in der Regel auch weiterhin. Aktuell liege der Preis bei etwa 47 Cent für Neukunden, skizziert deren Geschäftsführer Siegfried Pflüger die Entwicklung.
Der Preisanstieg beim Strom treibe viele Kunden der Stadtwerke um. „Sie haben Angst vor exorbitanten Erhöhungen“, erklärt Pflüger im Gespräch mit dieser Zeitung. Petra Oberle, Teamleiterin des Kundenservice, berichtet von zum Teil „panischen Anrufen“ bei den Stadtwerken. „Viele Kunden möchten ihren monatlichen Abschlag verdoppeln, damit die Nachzahlung später nicht so hoch ausfällt“, erzählt sie.
Preisgarantie für Bestandskunden
Doch dies ist laut Aussage von Pflüger und Oberle gar nicht notwendig. „Das Problem sehe ich nicht für laufende Verträge“, betont der Geschäftsführer. Denn für die Laufzeit eines bestehenden Vertrags habe der regionale Energieversorger seinen Bestandskunden einen stabilen Kilowattpreis zugesichert, der bis zum Auslaufen des Vertrags Bestandsschutz genießt.
Dass der Preis stabil bleibe, sei auch darauf zurückzuführen, dass die Stadtwerke lange im Voraus für ihre Bestandskunden Strom eingekauft haben. Falls es während eines laufenden Vertrags dennoch zu Preiserhöhungen kommen sollte, liegt das laut Siegfried Pflüger an einer Erhöhung des sogenannten Netzentgelts durch den Gesetzgeber, die auf die Kunden umgelegt werden könnte. „Aber das wird kein großer Sprung sein“, stellt der Geschäftsführer klar.
Zuletzt ist die Stromrechnung sogar geringer ausgefallen: Die Stadtwerke haben den Wegfall der EEG-Umlage (Erneuerbare-Energien-Gesetz) zum 1. Juli 2022 an alle Kunden weitergegeben, wie Pflüger betont. „Dies macht übers Jahr gesehen etwa zwölf Euro pro Monat aus“, erklärt er.
Siegfried Pflüger und Petra Oberle stellen im Gespräch jedoch auch klar, dass nach dem Auslaufen eines bestehenden Vertrags und dem Abschluss eines neuen Vertrags der Preis für die Kilowattstunde deutlich höher ausfallen werde. „Wir können die Preise nicht mehr halten“, erklärt die Teamleiterin des Kundenservice. Pflüger verweist dabei auf die gestiegenen Beschaffungspreise.
Heizlüfter sind Stromfresser
Unabhängig von der Entwicklung des Strompreismarktes habe es bis zu einem gewissen Grad jeder Kunde selbst in der Hand, wie hoch seine Abrechnung ausfällt. „Jeder sollte dazu beitragen, dass Energie gespart wird“, erklärt der Stadtwerke-Geschäftsführer. Wer beispielsweise annehme, Geld sparen zu können, indem er während des bevorstehenden Winters die Gasheizung abstellt und stattdessen Heizlüfter benutzt, irrt. „Heizlüfter sollten keine Alternative sein. Das sind solche Stromfresser“, bemerkt Pflüger.
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Der Geschäftsführer warnt vor weiteren Folgen: „Die Stromleitungen haben eine bestimmte Kapazität. Wenn zu viele Kunden gleichzeitig Heizlüfter verwenden, kann es sein, dass die Sicherung rausfliegt.“ Mitunter könne dies zu Netzstörungen in einem kompletten Straßenzug führen.
Pflüger: Blackout eher unwahrscheinlich
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hatte unlängst vor den Gefahren eines Blackouts, also großflächigen Stromausfällen in ganz Deutschland, gewarnt. Beim Kundencenter der Stadtwerke Waldshut-Tiengen hat es Petra Oberle zufolge bereits Anfragen gegeben, ob der Energieversorger Notstromaggregate verleihe, was nicht der Fall sei.
Siegfried Pflüger rechnet nicht mit mit einem solchen Szenario. „Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Blackout eintritt, ist relativ gering“, sagt er gegenüber dieser Zeitung. Aber ausschließen könne er ihn nicht. „Wir als Stadtwerke versuchen alles, um die sichere Versorgung zu gewährleisten“, fügt er hinzu.