Kaum ein Ort in der Umgebung, an dem es grüner und idyllischer ist: In der Tiengener Kleingartenanlage am Kaltenbach blüht und sprießt es wie jedes Jahr und erste Ernten werden eingefahren. Alles scheint wie immer, doch Corona hat auch hier Spuren hinterlassen. Der Verein der Kleingärtner Waldshut-Tiengen, der hinter der Anlage steht, hat seine Aktivitäten weitgehend eingestellt. Keine Sonntags-Frühschoppen, keine Freitagsabendhocks finden im Vereinsheim statt. „Den Abschlusshock Mitte Oktober kriegen wir vielleicht hin“, sagt Vereins-Vorsitzender Peter Stoll.

Im Garten galten und gelten die üblichen Corona-Schutzmaßnahmen. Der Spielplatz in der Anlage ist mittlerweile wieder geöffnet. Peter Stoll musste wegen der Corona-Regeln umfassende Informationsarbeit leisten. Nicht nur von der Landesregierung, auch vom Landesverband der Kleingärtner kamen und kommen fortlaufend Anweisungen und Empfehlungen. Auch ganz ohne Corona ist nach Aussage von Peter Stoll die Lage im Kleingärtnerverein nicht optimal. Leute würden fehlen, die mitziehen, die sich engagieren und Verantwortung übernehmen. „Ohne das geht es aber auf Dauer nicht“, sagt der Vorsitzende.
Finanziell steht der Kleingärtnerverein Waldshut-Tiengen gut da, sodass investiert wurde. Kürzlich wurden in der Anlage auf angrenzenden Flächen Obstbäume gepflanzt, eine Blumenwiese für Insekten angelegt und weitere Nistkästen aufgehängt. Rund 40 Gärten haben laut Peter Stoll Nistkästen, die bei den Vögeln sehr begehrt seien. Eine weitere Investition kommt: Noch dieses Jahr soll ein Außenbereich des Vereinsheims eine Überdachung erhalten.
Erntemäßig hat Peter Stoll schon bessere Jahre erlebt. „Ich weiß nicht, woran es liegt, ich hoffe jetzt auf das Wintergemüse.“ Beim Wetter sieht er einen Trend bestätigt: Sehr warme Frühjahre und extreme Temperaturschwankungen. Der ehemalige Logistiker und Fußballtrainer und jetzige Rentner ist übrigens überzeugter Fan der Münchner 1860er Löwen. Nicht umsonst heißt sein kleines grünes Reich „Löwengrube“.
„Garten ist Gold wert“
Alle 104 Gärten in der Anlage sind belegt. Marcel Drath ist einer der Glückspilze, der vor gut zwei Jahren einen „ergattert“, sprich gepachtet haben. Er arbeitet in der Schweiz, wohnt seit rund zwölf Jahren in Tiengen und hat sich und seiner Familie mit dem Kleingarten einen lang gehegten Wunsch erfüllt, der an Kindheitserinnerungen anknüpft. Zunächst hieß es bei den Draths die Ärmel hochkrempeln: Das Gartenhäuschen wurde auf Vordermann gebracht, neu gestrichen und der Garten so angelegt, dass auch Platz für die Kinder zum Spielen ist.

Seit einigen Wochen schätzt die Familie Drath ihren Kleingarten noch mehr. „Gerade in Corona-Zeiten ist er Gold wert“, so Marcel Drath. Als Spielplätze und Kindergärten zu hatten, war der Kleingarten besonders für die zwei kleinen Kinder der Familie ein beliebter Aufenthaltsort. Immer mit dabei: Beagle-Hündin Sira. Dass es viel Arbeit macht, einen Kleingarten in Schuss zu halten und einem bei der Ernte nichts geschenkt wird, verschweigt Marcel Drath nicht. „Aber es lohnt sich“, sagt er und greift zur Gießkanne, die er dieses Jahr schon oft gebraucht hat. Die vergangenen zwei Jahre war die Ernte gut und Marcel Drath ist guter Dinge, dass es dieses Jahr wieder so sein wird. Kaffeesatz ist ihm dabei eine gute Hilfe – nicht nur als Dünger, sondern auch als Lockmittel: „Er zieht Würmer an und die lockern den Boden.“