Mit dem ICE ging es im Frühjahr vor zwanzig Jahren für 36 Wutöschinger Neuntklässler samt fünf Begleitpersonen zur Schulabschlussfahrt nach Berlin. Kultur und Politik, Besichtigung markanter Plätze und Stadtbummel am Abend standen auf dem Programm.
Dass Berlin ist nicht nur cool ist, sondern auch ein raues Pflaster, wurde dem Trio schlagartig bewusst, als es Opfer eines Raubüberfalls wurde. Den drei nur wenig älteren Tätern mussten die Besucher aus der Provinz ein Handy und Bargeld von insgesamt 165 Euro herausrücken. Ärgerlich, aber zu ersetzen. Und so wurde es doch noch eine „dufte Zeit“ in der Hauptstadt. Die am letzten Tag vor der Heimreise durch ein Zusammenspiel von „Kommissar Zufall“ und Zivilcourage der Wut-öschinger unvergesslich wurde, als ihnen die Täter beim Hardenbergplatz zufällig über den Weg liefen.
Ohne zu fackeln begannen die 36 Schüler und fünf Erwachsene eine wilde Verfolgungsjagd. Auf Hilfe von Passanten brauchten sie nicht zu hoffen. Die wandten sich ab. Selbst Taxifahrer brausten davon. Doch man schaffte es auch allein. Während der mitgereiste Schul-Hausmeister den ersten Täter schon am Schlafittchen packte, jagten die anderen über Stock und Stein, über Straßen und Plätze hinter den beiden anderen her, bis denen die Puste ausging.
Ausgepumpt und fix und fertig gaben sie auf und ließen sich von den Schülern festnehmen. Vor der zwischenzeitlich alarmierten Polizei machten die 16 und 14 Jahre alten Täter reinen Tisch, räumten neun weitere Überfälle ein und nannten auch die Namen weiterer Mittäter. Haftbefehl wurde gegen einen Heranwachsenden erlassen, den Kopf der Gang.
Was noch blieb von dieser Räuberjagd auf Klassenreise war ein dickes Lob der Berliner Polizei für die Zivilcourage der Wutöschinger. Dem schloss sich die heimische Polizei an und lud die ganze Gruppe zum Besuch in der Tiengener Polizeidirektion ein.