
In der Tiengener Innenstadt geht es ordentlich rund: Künstler sind im Freiluftatelier Luftart aus nächster Nähe zu erleben.
Die drei Künstler Thomas Santhori aus Bad Zurzach, Christel-Andrea Steier aus Bernau und Petra Jäger aus Weilheim gestalten drei neun mal drei Meter große Bahnen, die den Sommer über die Tiengener Innenstadt überspannen.
Schon von Weitem ist das dekorativ erbaute Farbenlager der Luftart Tiengen 2023 zu erkennen.
Die Kunstwerke liegen auf dem Boden oder auf erhöhten Flächen, und die Maler verwandeln sie weiter und weiter von einem leeren Stück perforiertem Kunststoffgewebe in bunte Kunstwerke.
Die Künstler arbeiten mit vielen verschiedenen Farben. Gelagert sind diese in einem weißen Zelt, welches den Künstlern etwas Schatten an heißen Tagen bietet.
Sie wird von der 750 ml Flasche in gelbe Eimer gefüllt und so zu der Malerei getragen.
Geht den Künstlern einmal die Farbe aus, füllen sie diese im Zelt wieder auf oder mischen sich neue an.
An dieser besonderen Malerei arbeitet die Künstlerin Petra Jäger schon seit zwei Tagen. „Davor habe ich fünf Stunden mit Recherche und Entwurf verbracht“, sagt sie.
Die Vorlage für ihr Kunstwerk hat Petra Jäger durch Zusammensetzen verschiedener Katzenteile erstellt. Sie arbeitete dabei unter anderem mit Photoshop.
Die Verwirklichung auf der Gewebebahn ist in diesem Bild zu sehen. Am Rand ist noch die Vorlage zu erkennen.
Auf die Idee für diese Darstellung brachte sie ihre Affinität zu Katzen. „Ich setze mich häufig mit Tieren auseinander. Als ich die Einladung für Luftart erhielt, habe ich direkt nachgedacht, was man dazu malen könnte. Ich habe auf dem Wappen der Stadt nach einem Tier gesucht, aber nichts gefunden, also habe ich ein eigenes Tier genommen.“
Wie sie erzählt, erhält sie auch Bestätigungen von Passanten: „Erst gestern kam hier jemand vorbei, der gesagt hat, dass es in Tiengen viele Straßenkatzen gibt, also passt mein Werk wohl.“
Neben Petra Jäger arbeiten auch andere Künstler an ihren Luftart-Projekten.
Die beiden Künstler Ursula und Thomas Santhori betrachten ihre Arbeit und denken über Änderungen nach.
Sie freuen sich sehr, teilnehmen zu dürfen. „Es ist toll, wie viel Spaß man dabei hat. Außerdem muss die Freundschaft zwischen schweizerischen und deutschen Malern gepflegt werden. Und das tun wir hier“, sagt Thomas Santhori. Ihm ist die Beteiligung seines Heimatlandes, der Schweiz, unheimlich wichtig.
Während Passanten vorbeigehen, arbeitet Ursula Santhori an der erdachten Malerei. „Es muss großflächig gearbeitet sein, sonst sieht man die ganzen kleinen Sachen nicht auf die Distanz“, erläutert Thomas Santhori ihre Vorgehensweise.
Die dritte Künstlerin, Christel-Andrea Steier, arbeitet an einer Kindheitserinnerung – einem Drachen.
Sie möchte mit ihrem Werk eine Botschaft versenden: „Es soll sommerlich sein und Freude vermitteln, in Zeiten, in denen es nicht so einfach ist.“ Sie möchte den Menschen helfen, sich in eine unbeschwerte Kindheit zurückzuversetzen, wenn sie die Malerei sehen.
„Drachensteigen, das hat jeder früher gemacht. Ganz früher, da musste man sich erst noch einen Drachen basteln, und daran möchte ich erinnern“, erklärt sie.
Auch Entwürfe gehören selbstverständlich dazu, wie dieser. Er ist der Entwurf einer Grundform von Christel Steiers Drachen.
Sie hat reichlich Zeit mit dem Entwurf ihres Werks verbracht. Einen Abend lang hat sie sich damit auseinandergesetzt, um das Ergebnis schließlich auf die Gewebebahnen aufzuzeichnen. „Insgesamt habe ich vier Tage daran gearbeitet“, sagt sie nicht ganz ohne Stolz.
Die Künstler bei der Luftart waren alle sehr erfreut, als sie von Josef Briechle zum Teilnehmen eingeladen wurden. „Obwohl einige schon 2006 teilgenommen haben, ist das keine Selbstverständlichkeit“, erklärt Christel Steier. Santhori fügt hinzu: „Bei der Luftart geht es um Partnerschaft und Freude, sowohl zwischen den teilnehmenden Künstlern als auch international.“
Und so erfreut sich die Tiengener Innenstadt wieder einer weiteren Luftart voller Licht, Luft und Farbe.