Auch wenn umfangreiche Auflagen gelten, das berühmte Licht am Ende des Tunnels hat im Zuge gesunkener Inzidenzzahlen auch die Gastronomie erreicht: Am Pfingstmontag konnten im Landkreis Waldshut die Lokale wieder öffnen. Nach fast sieben Monaten können Gäste wieder an Café- und Restauranttischen Platz nehmen und sich bedienen lassen. Damit ist ein Stück Normalität unter Corona-Bedingungen zurückgekehrt.
Am ersten Öffnungstag hatten noch sehr wenige Lokale geöffnet, aber mittlerweile sind es immer mehr, die sich freuen, endlich wieder für ihre Gäste da zu sein. Dies draußen wie drinnen. Einige warten aber auch erst noch die weitere Entwicklung ab. Denn steigen die Inzidenzahlen wieder, könnte es mit der Öffnung schon bald wieder vorbei sein. Wir haben als Beispiel für zwei unterschiedliche Herangehensweisen mit zwei Gastronomen gesprochen.
„Hirschen“ in Breitenfeld
Seit Mittwoch nach Pfingsten hat der Landgasthof „Hirschen“ in Breitenfeld wieder offen. Montag ist generell Ruhetag und der Dienstag wurde noch für Vorbereitungsarbeiten gebraucht. Möglichst schnell zu öffnen, war für Hirschen-Chefin Andrea Knöpfle selbstverständlich. „Das bin ich meinem Personal und meinen Gästen schuldig“, sagt sie.
Nachdem am ersten Öffnungstag der Besuch verhalten war, ging es nach ihrer Aussage die folgenden Tage immer weiter aufwärts. Damit es aber auch nur annähernd läuft wie in Vor-Corona-Zeiten, bräuchte es die Gäste aus der Schweiz. „Viele Schweizer sagen, wenn wir uns vorher testen lassen müssen, kommen wir nicht.“ Die Testpflicht sieht sie allgemein als großes Handicap für potentielle Gäste an. „Aber ich kann es nicht ändern und mache das Beste daraus“, sagt sie.
Wenn schon Tests, dann hätte sich Andrea Knöpfle gewünscht, dass diese früher eingeführt worden wären, dann hätte man ihrer Ansicht nach die Gastronomie früher öffnen und den Menschen vorzeitig ein Stück Lebensqualität zurückgeben können. Sie und ihr Team freuen sich, dass ihnen trotz Auflagen viele Stammgäste die Treue gehalten haben und bereits in den ersten Tagen gekommen sind.
Einige hätten sogar während der Monate der Schließung zwischendurch angerufen und gefragt, wie es gehen würde. Wie immer es weiter geht, der Hirschen will weiterhin für seine Gäste da sein. „Außer es kommt von ganz oben und wir müssen wieder zumachen“, erklärt Andrea Knöpfle gegenüber dieser Zeitung.

„Heftrich‘s“ in Tiengen
Das Café und Restaurant von Alexander Heftrich in Tiengen ist noch geschlossen. Der Gastronom will vorerst abwarten: „Ich bin verunsichert und sehe das Risiko, dass bei steigenden Inzidenzzahlen die Notbremse wieder kommt und alles wieder zugeht.“ Bei ihm hat sich ein Abhol- und Lieferservice gut eingespielt.
Der Umsatz ist zwar nach seinen Worten nicht annähernd mit dem vor Corona vergleichbar, aber mit Blick auf die gute Planbarkeit, geringere Energie- und Materialkosten sowie weniger Zeitaufwand wäre es in Ordnung. „Bei einer Öffnung ist es ungewiss, ob überhaupt Gäste kommen und wie viele“, sagt Heftrich. Planung und Einkauf wären schwierig und das wirtschaftliche Risiko groß.
Die Auflagen, besonders die Testpflicht, sieht er als großes Hindernis an. Die Abstandsregel und damit weniger Plätze im Lokal, hat er ebenfalls im Blick: „Selbst wenn die Leute kommen, Normal-Umsatz erreichen wir nicht.“ Allen Lokalen geholfen hätte es nach seiner Ansicht, wenn die Regierung zumindest zugesichert hätte, dass ab Pfingstmontag die Lokale auf jeden Fall die nächsten vier Wochen geöffnet sein dürften.
Das Ziel, bald aufzumachen, hat er natürlich dennoch. Je nach Entwicklung der Inzidenzzahlen und dem „Öffnungsszenario“ um ihn herum -bei vielen geöffneten Lokalen geht er von nachlassender Nachfrage für seinen Liefer- und Abholservice aus – wird er den Öffnungszeitpunkt bestimmen. Bis Ende der Woche wird er aller Voraussicht auf jeden Fall noch zu haben.