Die Schluchseewerk AG plant für 2021 eine große Revision des Wehrabeckens. Dazu wird das Becken für mehrere Monate – möglicherweise sogar ein ganzes Jahr – vollständig entleert. In dieser Zeit werden die Generautoren und Turbinen im Kavernenkraftwerk ruhen. Dies bestätigte der Pressesprecher der Schluchseewerk AG, Peter Steinbeck, auf Anfrage unserer Zeitung: „Wir bereiten gerade den Genehmigungsantrag vor.“ Genehmigt werden muss das Vorhaben noch vom Regierungspräsidium Freiburg, das nicht nur die wasserrechtlichen Voraussetzungen sondern auch Umweltbelange prüft.
Im Fokus der Revision liegen die Bauteile, die unterhalb der Wasseroberfläche liegen. „Es geht um alle Teile aus Stahlbeton, wie beispielsweise um den Einlaufschacht oder den Unterwasserstollen.“ Das für die Öffentlichkeit auffälligste Bauwerk, der Staudamm, wurde hingegen erst vor einigen Jahren saniert. Dennoch wird das Schluchseewerk das leere Becken nutzen, um die Asphaltschicht noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Das Wasser des Wehrabeckens wird nicht einfach abgelassen, sondern für die Dauer der Arbeiten im Oberbecken, dem Hornbergbecken, „geparkt“. Denn wassertechnisch ist das Kavernenkraftwerk ein geschlossenes System. Zwar führt die Wehra durch das Staubecken, aber dem Fluss darf kein Wasser entnommen werden. Dies ist eine wesentliche Vorgabe der wasserrechtlichen Genehmigung, die mit der Konzession erteilt wurde.Am Auslauf unterhalb des Staudammes fließt stets exakt so viel Wasser heraus, wie dem Staubecken oben zufließt.
Bis der Genehmigungsantrag für die Beckenentleerung gestellt wird, gibt es noch einige Vorarbeiten zu erledigen: Was passiert beispielsweise mit den Fischen, die sich in dem 4,35 Millionen Kubikmeter fassenden Becken tummeln? „Wir sind bereits in Gesprächen mit dem Wehrer Angelsportverein, um nach einer Lösung zu suchen“, erklärt Peter Steinbeck. Als vor rund zehn Jahren das Hornbergbecken abgelassen wurde, wurden etwa vier Tonnen Fische unter Federführung eines Berufsfischers abgefischt und im Wehrabecken wieder ausgesetzt. Umgekehrt ist das aber bei der Revision der Wehratalsperre nicht möglich. „Im Hornbergbecken würden die Fische verhungern, denn ohne die Pumpleistung kämen keine neuen Nährstoffe ins Becken.“ Nun wird also gemeinsam mit dem Angelsportverein nach Gewässern gesucht, in denen die Fische ausgesetzt werden können, ohne dort das ökologische Gleichgewicht ins Wanken zu bringen.

Nicht nur die Fische selbst, sondern auch ihr Lebensraum soll während der Revisionsarbeiten besonders geschützt werden, insbesondere die Sedimente am Grund des Staubeckens, die sich im Laufe der Zeit als idealer Laichplatz von Fischen im früheren Flussbett der Wehra gebildet haben. Die Wehra, die während der Revision in ihren alten Weg durch das vorübergehend leere Becken nimmt, würde Teile dieser Sedimente in den Unterlauf des Flusses schwemmen. Um dies zu verhindern, hat das Schluchseewerk zusammen mit Umweltexperten vom Regierungspräsidium Freiburg bereits vor einigen Tagen ein Experiment gestartet, wie diese Sedimente gesichert werden können. Es soll versucht werden, die Sedemente anzusaugen und aus dem alten Flussbett heraus an den Rand des Beckens zu bringen, erklärt Steinbeck. Nach der Revision sollen sie wieder am Grund des Beckens verteilt werden.
Der Stausee
Das Wehrabecken wurde von 1971 bis 1974 gebaut. Das Kavernenkraftwerk der Schluchseewerk ging 1975 in Betrieb. Nach 46 Jahren wird es die nun erste größere Revision der Wehratalsperre. Das zugehörige Oberbecken, das Hornbergbecken in Herrischried, war 2008/2009 einer Generalsanierung unterzogen worden. Die Generatoren und Maschinen in der Kaverne wurden ebenfalls bereits erneuert. Mit einer Stauzielerhöhung um 90 Zentimeter wurde das Fassungsvermögen des Wehrabeckens im Jahr 2016 um 230 000 Kubikmeter erhöht.