Wehr Ein Blasmusikkonzert auf außergewöhnlich hohem Niveau erlebten die Zuhörer am Sonntag, 6. April, in der gut besuchten, aber doch nicht ausverkauften Wehrer Stadthalle. Auf Einladung des Blasmusikverbandes Hochrhein und der Stadtmusik gastierte das Landesblasorchester Baden-Württemberg mit einem Programm von höchstem Anspruch. Begleitet wurde das Ensemble von Bastien Baumet, der zu den führenden Euphonium-Solisten zählt.

Der Schwerpunkt war die 1915 entstandene Alpensinfonie von Richard Strauss im Arrangement von Carlo Balmelli: Eine gewaltige sinfonische Tondichtung, die in 22 Stationen die Besteigung eines Berggipfels schildert. Von Strauss ist das Bonmot, er könne auch das Telefonbuch vertonen, überliefert – umso mehr hatte ihn die majestätische Bergkulisse zu einem unerschöpflichen Melodienreichtum inspiriert, der mit Wagner-Reminiszenzen und allen koloristischen und harmonischen Raffinessen der Spätromantik ausgestattet war.

Unter Leitung des Dirigenten Björn Bus versammelten sich mehr als 100 Musiker, die nicht nur Blasinstrumente in allen Facetten, sondern auch Celli, Kontrabässe und sogar Harfen spielten. Die Sinfonie stellte höchste Ansprüche an Intonation und Gestaltungskunst, denn Strauss hat in seinem Werk die ganze Bandbreite musikalischer Ausdrucksmöglichkeiten ausgeschöpft. Die Fülle an Details war so groß, dass es größter Kontrolle bedurfte, um ein stimmiges Gesamtbild zu zeichnen.

Das Anbrechen des Tages wurde durch ein langgezogenes Crescendo geschildert, bis majestätisch und in klarem Dur der Sonnenaufgang beschworen wurde. Eingestreute Dissonanzen und ein nervöser Duktus charakterisierten Irrwege durch das Gestrüpp, fahle Harmonien frostige Atmosphäre des Gletschers. Harfenklänge bezeichneten eine Vision, während die Kontrabass-Tremoli das Gewitter andeuteten, bevor das Orchester im Fortissimo mit rasanten Skalen und grellen Einwürfen der Holz- und Blechbläser den Sturm nachzeichnete. Schließlich klang die Sinfonie in schönster Rosenkavalier-Klangseligkeit aus. Ein wunderbarer Überblick über die Kompositionskunst von Richard Strauss und Beweis für das Niveau des Orchesters.

Eine markante Fanfare von Bertold Hummel eröffnete den zweiten Teil. In Johans de Meijs „Ufo-Concerto“ – der Titel ist der englischen Aussprache des Wortes „Euphonium“ nachgebildet – bekam Bastien Baumet zahlreiche Gelegenheiten, sein enormes Können und die Möglichkeiten seines Instruments vorzustellen. Dieses sieht aus wie eine kleine Tuba und zeichnet sich durch eine warme und weiche Klangfarbe aus. In dem fünfsätzigen Werk entfaltete er mit makellosem Ansatz die weit geschwungenen Themen und kostete die kantablen Qualitäten des Euphoniums aus. Johann de Meij hatte auch experimentelle Sätze eingestreut, in denen der Solist in inspirierte Dialoge und einen regelrechten Wettstreit mit den Registern des Orchesters eintrat und scheinbar mühelos die rasanten und virtuosen Passagen bewältigte.

Auf die umjubelte Solovorstellung Baumets folgten die Soli der Vielen: James Barnes hatte das Capriccio Nr. 24 von Paganini für Blasorchester bearbeitet und die Register mit anspruchsvollen, aber auch dankbaren Solopassagen bedacht, in denen sie ihren Klangcharakter vorstellen durften. Zum Dank für den begeisterten Beifall wurde ein Konzertstück für Euphonium gespielt.