Seit zwölf Jahren gibt es den Weltladen in Wehr. Das Angebot und auch die Aktivitäten haben sich in dieser Zeit stetig weiterentwickelt. Als Konstante geblieben ist der ehrenamtliche Einsatz für mehr Nachhaltigkeit und Fairness im Welthandel.
In der aktuellen Zeit sei es schwierig geworden, so der Vorsitzende des Trägervereins Florian Eckert. Viele der rund 20 ehrenamtlichen Helfer sind im Risikoalter, dazu kommen die ausgefallenen Veranstaltungen wie der Nikolausmarkt. „Aber wir konnten den Laden offen halten und hoffen jetzt auf ein gutes Weihnachtsgeschäft“, so Eckert. Im Weltladen findet sich für einen nachhaltigen weihnachtlichen Einkauf tatsächlich eine große Auswahl: „Mindestens 80 Prozent der Produkte sind von überprüften Herstellern und garantieren so faire Erzeugerpreise“, erklärt Vereinssprecher Karl-Wilhelm Frommeyer.
Über den Dachverband der Weltläden werden die Hersteller nicht nur mit fairen Preisen unterstützt. So gibt es einen jährlichen Bonus, der von den Erzeugern selbst etwa in eine Krankenversicherung oder Schulbildung investiert werden kann. Damit möglichst viel bei den Erzeugern ankommt, wird der Weltladen ehrenamtlich betrieben. „Wir sind ein selbstständiger Verein, der auch das Risiko trägt“, erklärt Frommeyer. Bestellt wird bei rund 20 Händlern, auf jährlichen Messen und in Katalogen wird sich über das Angebot informiert. Etwas habe sich im Laufe der Jahre gewandelt, erklärt Eckert: „Wir freuen uns, dass es immer mehr fair gehandelte Lebensmitteln in den Läden gibt. Das ist keine Konkurrenz, sondern unser Grundanliegen.“
Im Weltladen verschiebt sich der Fokus nun auf den Non-Food-Bereich – also alles, was nicht Lebensmittel ist. Hier finden sich handgemachte Dekoartikel und Spielwaren, Kleidung und Kosmetik. Auch Weihnachtsartikel von der Krippe bis zum fairen Nikolaus sind zu haben. „Wir stellen Spezialitäten heraus“, so Eckert.
Um für den Weltladen zu werben, wird Vernetzung groß geschrieben: Regelmäßig treffen sich die Weltläden der Region zum Austausch, so Frommeyer. Als eine gute Verbindung hat sich seit einem Jahr auch die Faire Ecke im Öflinger Dorfladen erwiesen: „Das ist eine Win-Win Situation“, freut sich Frommeyer. Ganz neu ist Wehr seit diesem Sommer auch als Fair Trade Town zertifiziert: „Das ist ein Startpunkt und die Basis für weitere Arbeit“, erklärt Eckert. Für die Zertifizierung müssen sich Akteure aus dem öffentlichen Leben zum Fairen Handel bekennen und die Produkte entsprechend anbieten und nutzen. Neben der Stadt Wehr sind der Schmidt‘s Markt und die beiden Kirchengemeinden im Ort dabei. Auch die Awo als Verein engagiert sich sowie die beiden Restaurants „Sonne“ im Enkendorf und das „Vorderhus“ in Öflingen.
Auch im Internet wird die Vernetzung vorangetrieben: Der Weltladen informiert auf Facebook und auf Instagram über besondere Produkte und Aktionen – insgesamt mehr als 500 Personen gefällt das bereits. Gerne würde man die Öffnungszeiten noch erweitern. Die Nachfrage ist offensichtlich da: Allein während des Pressegesprächs klopften dreimal potenzielle Kunden an. Dafür bräuchte es aber deutlich mehr Mitarbeiter, erklärt Frommeyer. Optimal wäre der Einsatz für jeweils drei Stunden zweimal im Monat. Eine Einarbeitung sei selbstverständlich, so Frommeyer, und er ergänzt mit einem Schmunzeln: „Es gibt viele Möglichkeiten, zu helfen, und wir sind alle nette Leute.“