Es bleibt dabei: Die Zeichen für eine Reaktivierung der Wehratalbahn zwischen Bad Säckingen, Wehr und Schopfheim sind alles andere als günstig. Das geht aus der Machbarkeitsstudie hervor, die der Landkreis im Rahmen der Reaktivierungsoffensive des Landes für stillgelegte Bahnstrecken in Auftrag gegeben hat.

„Im Ergebnis kann derzeit für die Wehratalbahn das für eine Förderung grundsätzliche notwendige Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,0 nicht dargestellt werden, wenn alle Kosten eingerechnet werden“, teilt das Landratsamt Waldshut mit. Es bestehe aber weiterhin die Chance auf eine Reaktivierung. Der Kreistag befasst sich mit dem Ergebnis am 19. Juli.

Die letzte Fahrt der Wehratalbahn vor der Stilllegung.
Die letzte Fahrt der Wehratalbahn vor der Stilllegung. | Bild: honorarfrei

Knackpunkt der Untersuchung ist das so genannte Nutzen-Kosten-Verhältnisses (NKV). Denn dieses stellt ein zentrales Förderkriterium dar, um eine Landesförderung zu erhalten. Anspruch haben demnach Strecken mit einem Wert von mindestens 1,0.

Verschiedene Varianten

In der Studie wurde eine vorzugswürdige „Langvariante“ Bad Säckingen – Schopfheim und eine „Kurzvariante“ Bad Säckingen – Wehr untersucht. Nach aktuellem Stand, erreichen sowohl die lange als auch die kurze Variante in der Studie nicht das positive Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,0.

Der Fahrnauer Tunnel.
Der Fahrnauer Tunnel. | Bild: Heinz Scholz

Wiederherstellung des Haseler Tunnels kostet 133 Millionen Euro

Insbesondere bei der langen Variante erweisen sich die Kosten für die Instandsetzung des Haseler-/Fahrnauertunnels von ca. 133 Millionen Euro netto als sehr hoch – bei gleichzeitigen Gesamtkosten von 212 Millionen Euro. Die guten Nachfragewerte können die hohen Kosten daher nicht für eine entsprechende Nutzen-Kosten-Darstellung ausgleichen.

Die Gleise der Wehratalbahn führen heute teilweise durch dichtes Dickicht.
Die Gleise der Wehratalbahn führen heute teilweise durch dichtes Dickicht. | Bild: Obermeyer, Justus

Ohne Tunnelkosten könnte Zielwert erreicht werden

Ein anderes Ergebnis würde sich ergeben, wenn die Tunnelkosten außen vorgelassen werden könnten und das Projekt somit nicht finanziell belasten. Dann würde der Nutzen-Kosten-Wert von 1 knapp überschritten werden (NKV 1,04).

Die kurze Variante, die je nach den Baumaßnahmen (Elektrifizierung und Betrieb mit elektrischen Züge bzw. Batteriezüge) deutlich geringeren Kosten von etwa 27 bzw. 37 Millionen Euro netto inklusive Planungkosten verursacht, erreicht den Wert deshalb nicht, da der Nutzwert streckenlängenbezogen deutlich geringer ist.

Trasse soll erhalten bleiben

Aus Sicht des Landratsamts können sich die Gunstfaktoren für die Reaktivierung der Wehratalbahn zukünftig ändern. Mögliche Faktoren könnten demnach die Entwicklungen im Bereich Sisslerfeld mit bis zu 15.000 Arbeitsplätzen, die Wohnraumnachfrage im Einzugsbereich der Wehratalbahn, die CO2-Bilanz und die ÖPNV/SPNV-Nachfrage sein.

„Dadurch könnten sich die Vorzeichen zugunsten einer Reaktivierung ändern“, so das Landratsamt. Es empfehle sich daher, die Trasse freizuhalten, um bei verbesserten Rahmen- und Startbedingungen einen neuen Vorstoß zu unternehmen. In der Kreistagssitzung am 19. Juli wird die Machbarkeitsstudie vorgestellt und das weitere Vorgehen abgestimmt.

Historisches Bauwerk der Wehratalbahn: Die denkmalgeschütze Eisenbahnbrücke über die Wehra.
Historisches Bauwerk der Wehratalbahn: Die denkmalgeschütze Eisenbahnbrücke über die Wehra. | Bild: Obermeyer, Justus

Bürgermeister sehen noch Chancen

Für die Bürgermeister der Städte Bad Säckingen und Wehr ist es unverzichtbar, die Reaktivierung der Wehratalbahn weiter im Blick zu haben und Gunstfaktoren pro Reaktivierung zu nutzen: „Intakte Bahnstrecken und Bahnanschlüsse sind zukünftig für eine umweltfreundliche Mobilität sehr wichtig und zeichnen Regionen im Wettbewerb mit anderen Regionen aus. Wir müssen deshalb am Thema eng dran bleiben“, so die beiden Bürgermeister Alexander Guhl (Bad Säckingen) und Michael Thater (Wehr).

Die beiden Bürgermeister hatten in der Vergangenheit immer deutlich gemacht, dass die Reaktivierung der Strecke nicht nur aufgrund von wirtschaftlichen Aspekten erfolgt, sondern auch eine politische Frage ist.

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