Eine neue Initiative namens „Wir helfen Obdachlosen“ ist am Hochrhein aktiv. Gegründet wurde diese Ende November 2020 von dem Ehepaar Nicole und Sabrina Steuck aus Murg-Hänner. Unterstützung bekommen die beiden Damen unter anderem aus Wehr. Am Samstag beteiligte sich die Narrenzunft Lus-Chaibe am wöchentlichen Hilfsstand am Bahnhofsvorplatz in Bad Säckingen.
„Obdachlose sind Menschen wie wir alle“, betont Sabrina Steuck im Gespräch mit der Presse. „Jeder Mensch hat seine Geschichte und kann auf der Straße landen“, fügt sie hinzu. Der Bedarf an Hilfe sei groß, so die Erfahrung der 33-Jährigen. Gemeinsam mit ihrer Frau Nicole hilft sie Obdachlosen und hilfsbedürftigen Menschen. Sie besuchen Unterkünfte in Bad Säckingen und Waldshut. Jeden Samstag stehen sie am Bahnhofsvorplatz in Bad Säckingen, geben warme Mahlzeiten und Getränke aus, reichen Kaffee und Kuchen, verteilen Kleider- und Sachspenden. Sie helfen oftmals auch mit einem Lächeln und aufmunternden, tröstenden Worten.
Sehr angetan vom Engagement der beiden Frauen ist Kerstin Reitzig, Kassenwartin der Narren- und Guggenclique Lus-Chaibe aus Wehr. Der Kontakt kam durch einen Zufall zustande. Ihre Tochter Mandy war eines Tages vor dem Bahnhof in Bad Säckingen auf den Stand für Obdachlose aufmerksam geworden. Sie kam mit Sabrina und Nicole Steuck ins Gespräch und berichtete anschließend ihrer Mutter, die früher mit ihrem Trödelmarkt in der Wehrer Breitmattstraße mit der Obdachlosenhilfe in Freiburg in Kontakt gestanden hatte, vom Engagement der beiden Frauen.
Mittlerweile seien alle 18 Lus-Chaibe für die Obdachlosenhilfe eingespannt worden, erklärt Kerstin Reitzig. Am letzten Samstag erschien sie mit vier Mitgliedern am Stand von Nicole und Sabrina Steuck. Mitgebracht hatten die Lus-Chaibe unter anderem Mundhygienepacks, die eine Schopfheimer Zahnarztpraxis gespendet hatte. Sie verteilten auch selbstgebackenen Kuchen, Süßigkeiten, Nüsse, Wurst, Zucker und Kaffeepulver. „Die ganze Zunft ist begeistert“, sagt Kerstin Reitzig. Die Hilfe der Lus-Chaibe soll keine einmalige Angelegenheit gewesen sein. „Das war heute das erste, aber sicher nicht das letzte Mal“, versichert Kerstin Reitzig.
Die Erfahrungen, die am Hilfsstand gemacht werden, seien durchweg gut, versichern alle Beteiligten. Die Spendenbereitschaft sei gegeben – auch von Seiten von Unternehmen, sagt Sabrina Steuck. So überlasse ihnen die Bäckerei Pfeiffer Beck jeden Mittwoch ihre gesamten Restbestände. Auch die Reaktionen von Klienten und Passanten seien positiv, sagt Nicole Steuck.
Schockierendes Erlebnis
„Die Menschen sind sehr dankbar, und sie bringen sogar Blumen und Geschenke mit.“ Es gibt aber auch Schattenseiten. Manche Erlebnisse seien geradezu „erschreckend“, erklärt Sabrina Steuck. Eine 82-jährige Frau sei heute am Stand aufgetaucht. Völlig ausgehungert und zittrig sei sie gewesen. „Wie kann es im reichen Deutschland so weit kommen“, fragt sie sich.