
Es ist knackig kalt an diesem Mittwochmorgen im Wehratal. Das Thermometer zeigt vor Sonnenaufgang minus fünf Grad. Am Wehrer Staubecken, wo sich die Luft wie in einem Trog sammelt, sind es vermutlich sogar noch ein paar Grad weniger. Die Wassertemperatur im Becken ist erheblich wärmer, das ist auch deutlich an dem aufsteigenden Dampf zu erkennen, der sich wie eine leichte Nebeldecke auf die Wasseroberfläche legt.

Ein Dieselmotor tuckert im Dunst, dann taucht ein eigentümliches Gefährt aus dem Nebel auf. Es ist eines der jüngsten Fahrzeuge aus dem Fuhrpark der Schluchseewerk AG. Der orangefarbene Kasten mit dem skurrilen Baggeraufsatz hat eine besondere Eigenschaft: Es kann sich sowohl im Wasser als auch auf dem Land fortbewegen.
Im vergangenen Jahr hat der Kraftwerksbetreiber das Amphibienfahrzeug angeschafft, in diesen Tagen ist es zum ersten Mal im Wehrer Staubecken unterwegs.
Lastwagen voller Treibgut
Mit dem tuckernden Amphibienfahrzeug werden die Becken vom Geschwemmsel befreit – das sind die Äste, Baumstämme und anderer Dreck, der sich an der Oberfläche der Speicherseen sammelt. „Wenn sich das am Staudamm ansammelt und dort für längere Zeit liegt, kann es den Untergrund beschädigen“, erklärt Frank Ebner, der den Fuhrpark bei der Schluchseewerk AG leitet.
Einmal im Jahr – wie eben jetzt im Februar in Wehr – werden die Becken von dem angeschwemmten Material befreit.
„Manchmal müssen wir auch nach Hochwasserereignissen raus, wenn viele Holzteile mitgerissen wurden, die dann in den Becken schwimmen“, berichtet Ebner.
Für den Einsatz wird das Becken möglichst gefüllt, denn bei hohem Wasserstand kann das meiste aufschwimmende Geschwemmsel leicht eingesammelt werden.
Immer wieder kreist das Fahrzeug mit dem 85PS starken Motor über den See und schiebt das Treibgut zusammen.
„Der Schieber-Aufsatz ist eine Eigenkonstruktion unserer Techniker“, erklärt Ebner nicht ohne Stolz.
Niederländisches Know-how
Das Amphibienfahrzeug selbst hat das Schluchseewerk in den Niederlanden entdeckt. Dort werden Kanäle und Grachten mit dem Gerät sauber gehalten. Mit 190.000 Euro sind die Kosten für das Fahrzeug noch überschaubar.
Früher mussten die Schluchseewerk-Mitarbeiter die Becken von einem Boot aus reinigen und dabei selbst das Treibgut aus dem Wasser holen. Das war nicht nur unbequemer, sondern erforderte auch mehr Personal als mit dem neuen Amphibienfahrzeug mit eigenem Hebemechanismus, das von nur einer einzigen Person gesteuert werden kann.
Aus Sicherheitsgründen ist dennoch zusätzlich immer ein Begleitboot dabei, falls mal der Motor ausfallen sollte.
Dessen Fahrer kann dabei zusätzlich größere Baumstämme an Land schleppen.
Einsätze auch auf dem Schluchsee
Sicherheit steht natürlich an oberster Stelle. „Auch wenn es rechtlich nicht erforderlich ist, hat jeder Steuermann einen Bootsführerschein“, so Ebner. Seine volle Stärke kann das Amphibienfahrzeug in Wehr gar nicht ausspielen. Hier wird das Treibgut nicht direkt an Land gebracht, sondern nur am Rand zusammengeschoben, wo es von einem Bagger herausgenommen wird.
„Hauptsächlich ist das Amphibienfahrzeug im Aubecken beim Rheinkraftwerk Dogern im Einsatz. Dort kann es das Geschwemmsel direkt an Land bringen“, erklärt Ebner.
Auch im Schluchsee ist das Fahrzeug öfters aktiv. „Hier können wir damit auch die Torfinseln im See verschieben.“