In den zähen Verhandlungen um die Zukunft des Wehrer Brennet-Areals deutet sich ein großer Durchbruch an: Wie Brennet-Chef Stephan Denk dem SÜDKURIER bestätigt, sind wesentliche Hindernisse zur Umgestaltung der Industriebrache in ein Einkaufszentrum für großflächigen Einzelhandel aus dem Weg geräumt werden. „Da ging in den vergangenen Wochen viel im Hintergrund und völlig geräuschlos über die Bühne“, so Stephan Denk, der nun wieder ausgesprochen optimistisch auf das für die Wehrer Stadtentwicklung so wichtige Projekt blickt. „Ich bin überzeugt, dass hier für Wehr eine echte Bereicherung entstehen kann“, so Denk.
Auch die atmosphärischen Störungen zwischen Bürgermeister Michael Thater und Stephan Denk scheinen nun vorerst beseitigt. „Der Bürgermeister hat sehr viel getan in eine sehr gut Richtung“, lobt Denk das Engagement Thaters, mit dem er in den vergangenen Jahren doch manche Auseinandersetzung pflegte. „Ich sehe es so: Er hat versucht, für die Stadt viel herauszuholen, ich habe das selbe für mein Unternehmen getan“, blickt Denk versöhnlich zurück. „Wir sind im Augenblick fast deckungsgleich.“ Einen großen Anteil an dem Durchbruch für das Projekt haben nach seiner Ansicht aber zwei Frauen, die im Hintergrund konstruktiv verhandelten: Brennet-Geschäftsführerin Sabine Gerbach und die Wehrer Hauptamtsleiterin Yasemin Krause.
Krone-Parkplatz bleibt weiter offen
Zur Erinnerung: Zwar hatten Stadt und Brennet im vergangenen Oktober nach langwierigen Verhandlungen einen städtebaulichen Vertrag für die frühere Fläche der Textilfabrik unterzeichnet, einige Konfliktpunkte zwischen den Parteien waren aber noch offen geblieben. Um den Jahreswechsel folgte denn auch prompt eine erneute Eskalation: In einem Brief an den Gemeinderat hatte Denk den Ausstieg aus dem Projekt angekündigt. Gleichzeitig kündigte er den Pachtvertrag für den Krone-Parkplatz für Ende Juni – für die Innenstadt ein echter Paukenschlag.

Der Parkplatz umfasst insgesamt 34 Stellplätze und wird seit den 90ern von der Stadt bewirtschaftet. Der Platz gehörte in früheren Jahren zum Firmengelände der früheren Brennet AG. Pro Jahr zahlt die Stadt bislang einen Pachtzins in Höhe von 21.500 Euro. Die Kündigung ist nun aber vorläufig vom Tisch, wie der Unternehmer im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt. „Der Pachtvertrag wurde nun doch noch einmal verlängert“, so Denk. Zunächst einmal bis zum Ende des Jahres, bis dahin solle der Platz – auch mit Blick auf das Brennet-Areal neu überplant werden.
Projekt steht unter Zeitdruck
Mit dem Umzug der Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Werkshallen sollen in den nächsten Wochen die Voraussetzungen für einen Abriss der alten Textilfabrik geschaffen werden. Denn klar ist: Der Zeitdruck für das Projekt ist weiter gewachsen. Im Laufe des Jahres 2021 läuft der Pachtvertrag des Schmidts Markts in den bisherigen Räumen aus. Der Neubau soll möglichst zu diesem Zeitpunkt fertig sein. „Auf dem Weg“ befindet sich nach Auskunft von Stephan Denk auch der Erbaupachtvertrag der Brennet mit Edeka und Familie Schmidt. „Ich bin sicher, dass wir eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung finden werden“, so Denk.
Ein enormer Zeitdruck für das Projekt entstand auch durch die geplante Ansiedlung des Drogeriefachmarkts „dm„, der zwischenzeitlich für einen Alternativstandort auf dem Aldi-Rewe-Areal im Gespräch war. Die zweimalige Veränderungssperre für dieses Areal, mit der die Stadt die Ansiedlung dort verhindern konnte, ist aber längst abgelaufen. Sollte ein Drogeriemarkt im Wehrer Süden realisiert werden, ist ein weiterer Drogeriemarkt in der Stadtmitte aus regionalplanerischen Gründen höchst fraglich.