Warm und gemütlich ist es in der guten Stube von Luise Windler. Sie lebt bescheiden im alten Pfarrhaus mitten in Wutöschingen und engagiert sich immer noch für viele Dinge in der Pfarrgemeinde. Viele Jahrzehnte war sie hier für den Haushalt von Pfarrer Ernst Vögt zuständig.
Sie ist mit ihren mehr als 90 Lebensjahren geistig fit und erinnert sich gut an die Anfangszeiten, als es nach dem Zweiten Weltkrieg im Ort nur eine Notkirche in einer Baracke neben den Aluminiumwerken gab und der Diener Gottes in einem alten Bauernhaus zur Miete wohnte. „Er hatte gleich die Idee mit den Sternsingern“, erzählt Luise Windler.

Auf Initiative des rührigen Pfarrers wurden zwei Jugendgruppen gegründet – eine mit Mädchen, die andere mit jungen Männern. Die Ministranten waren von der Idee mit den Sternsingern begeistert und wollten dabei sein. „Die Mädchen haben die Kleider aus alten Messgewändern genäht“, erzählt die ehemalige Haushälterin des Pfarrers. Die jungen Männer bastelten aus Sperrholz einen doppelwandigen Stern, damit eine Kerze ihn zum Leuchten bringen sollte. „Den Stern gibt es bis heute, allerdings wird er nur noch in der Kirche aufgestellt“, berichtet die bescheidene Seniorin.
In der gut gefüllten Notkirche verkündete Pfarrer Vögt der Gemeinde, dass die Sternsinger am 6. Januar an die Türen klopfen und um eine Spende bitten würden. „Er machte es ihnen schmackhaft, dass sie den Kindern etwas geben sollen“, erzählt Luise Windler. Sternsinger waren damals in der Region schließlich ganz neu.
Eine Gruppe mit zehn Ministranten ging damals los – vom Oberdorf bis zur Silberwiese. Vorne der Träger des Sterns, dahinter die „Heiligen Drei Könige“ in den von der Mädchengruppe selbst genähten Kleidern mit Kronen auf dem Kopf. Sie bekamen in den Häusern nicht nur Geld, sondern auch Rauchwürste, Speck und Süßigkeiten, erinnert sich die ehemalige Haushälterin.

Bei der Rückkehr verteilte Pfarrer Vögt die Lebensmittel unter den Kindern. Später nähten Luise Windler und Roswitha Eisele der Könige Kleider, weil es mehr Gruppen wurden, die in der wachsenden Gemeinde unterwegs waren. Einmal bekamen die Näherinnen ausgediente Vorhänge einer örtlichen Bank, wo der Bruder von Luise Windler Direktor war. Sogar ein Turban wurde selbst angefertigt. Diese Kleider gibt es bis heute.
Maria Indlekofer, die viele Jahre die Sternsinger betreute, hatte später einen Schreiner beauftragt, Sterne für die bis zu fünf Gruppen anzufertigen. Einer der Sternsinger war in früheren Zeiten Thomas Denoke, der als Pfarrer in einer Gemeinde am Bodensee tätig ist, erzählt Luise Windler. „Er hat für seine Gemeinde den Plan des ersten Sterns bei uns geholt“, erzählt sie weiter.
Stern erstrahlt noch heute in der Kirche
Während der originale Stern in der Wutöschinger Kirche erstrahlt, werden die mit viel Liebe zum Detail selbst angefertigten Kleider in einem Schrank im katholischen Kindergarten aufbewahrt. Zuvor werden sie heute von Birgit Schulmeister und Uschi Kaiser gereinigt und gebügelt. „Die Kinder machen das heute noch gerne“, ist Luise Windler vom guten Geist, der von den Sternsingern ausgeht, überzeugt.