In Wutöschingen leben rund 6700 Menschen. Viele Vereine tragen zu einem lebenswerten Miteinander bei. Doch auch einzelne Menschen stechen durch ihr Engagement hervor. So etwa Siegfried Herrmann, der regelmäßig mit Bewohnern des Pflegeheims spazieren geht, sowie Regina Mahler und Madita Huber, die zusammen mit dem Kulturring das kulturelle Angebot in der Gemeinde sicherstellen.

Siegfried Herrmann leistet Senioren Gesellschaft

Manchmal sind es die kleinen Gesten, die das Leben in einer Gemeinde besser machen. Und oft sind diese alles andere als selbstverständlich. Das zeigt zum Beispiel sehr schön Siegfried Herrmann aus Schwerzen. Der 70-Jährige geht nämlich einmal die Woche mit Senioren aus dem Pflegeheim Sonnengarten in Wutöschingen spazieren. Rührend leistet der Pensionär den Bewohnern so ein paar schöne Momente – hört ihnen zu, redet mit ihnen, lacht mit ihnen. Seit 2018 macht er das – und verlangt dafür nichts als Gegenleistung.

Siegfried Herrmann geht einmal die Woche mit Bewohnern des Pflegeheims Sonnengarten – wie etwa mit Frau Gruoner – spazieren.
Siegfried Herrmann geht einmal die Woche mit Bewohnern des Pflegeheims Sonnengarten – wie etwa mit Frau Gruoner – spazieren. | Bild: Müller, Gregor

Siegfried Herrmann ist 70 Jahre alt und gebürtig aus Schwerzen. Der gelernte Friseur arbeitete später als Vorarbeiter 20 Jahre in den Aluminiumwerken in Wutöschingen. Als er dann vor einigen Jahren in den Ruhestand ging, wollte er nicht untätig sein und der Gesellschaft etwas zurückgeben.

„Ich bin damals vom heutigen Bürgermeister Rainer Stoll angesprochen worden, ob ich nicht so etwas übernehmen könnte“, erinnert sich Siegfried Herrmann im Gespräch. „Ich habe mich dann bei Martina Meier vom Pflegeheim Sonnengarten gemeldet. Dann habe ich mir das einfach mal angeschaut und habe mich bereit erklärt, das zu übernehmen.“

Einmal die Woche – mittwochs gegen 9 Uhr – kommt er ins Pflegeheim, um mit einem oder auch mehreren Bewohnern einen Spaziergang durch die Gemeinde zu machen. Die Wege, die er mit den Senioren geht, sind dabei ganz verschieden und hängen natürlich auch von der körperlichen Verfassung der Teilnehmer ab. „Manche sind noch erstaunlich fit, da kann dann ein Spaziergang auch mal zwei Stunden gehen“, erklärt Siegfried Herrmann, „bei anderen aber auch kürzer.“ Die ältesten Senioren, mit denen Siegfried Herrmann spazieren geht, sind zum Teil über 90 Jahre alt, und die sind durchaus fit. „Im Rollstuhl habe ich jedenfalls niemanden.“

Und so kommt er auch mit den Senioren ins Gespräch, hört sich aufmerksam ihre Geschichten aus früheren Zeiten, ihre Wünsche, Sorgen, an. Oft wählt er die Routen, die er geht, nach den Bedürfnissen der Senioren aus. „Eine der Bewohner mochte zum Beispiel unglaublich gerne Blumen, da bin ich eben mit ihr durch das Blumenhaus Braun gelaufen“, erklärt Siegfried Herrmann und lacht.

Das Seniorenzentrum Wutöschingen, das vom Kreisverband der AWO, der Arbeiterwohlfahrt getragen wird, trägt den Namen „Sonnengarten“ ...
Das Seniorenzentrum Wutöschingen, das vom Kreisverband der AWO, der Arbeiterwohlfahrt getragen wird, trägt den Namen „Sonnengarten“ vollkommen zu Recht. Bild Rheno van Kreuningen

Doch der 70-Jährige Schwerzener stellt sich nicht nur für Spaziergänge zur Verfügung. „Auch bei Arztbesuchen oder wenn die Bewohner Einkäufe erledigen müssen, gehe ich gerne mit.“ Auch bei anderen wichtigen Terminen begleitet er die Senioren – Männer wie Frauen. Mit manchen der Bewohner geht er auch häufiger spazieren, das hängt von deren Konstitution ab. „Aber zum Arzt gehe ich mit jedem.“

Große Hitze bei den Spaziergängen ist für Siegfried Herrmann kein Problem: „Man schaut natürlich, dass es passt, aber da wir ja meist morgens spazieren gehen, ist es da nicht so heiß. Aber es gibt genug Wege, bei denen zum Beispiel Bäume stehen und es angenehm ist. Auch an der Wutach entlang, beim Wasser, ist es meist angenehm.“

Zur Zeit ist Siegfried Herrmann der Einzige, der so etwas für die Senioren des Pflegeheims Sonnengarten anbietet. „Wir könnten wirklich noch Verstärkung gebrauchen“, erklärt der Pensionär. „Die brauchen immer Leute für solche Tätigkeiten. Am besten einfach bei der Pflegeheimleitung melden, oder auch einfach bei mir.“

Regina Mahler und Madita Huber haben ein großes Herz für Kleinkunst

Wenn es um das kulturelle Angebot in der Gemeinde geht, sind Regina Mahler und Madita Huber vom Kulturring Feuer und Flamme. Regina Mahler ist 48 Jahre alt, aufgewachsen in Ofteringen und gelernte Betriebswirtin. Madita Huber (21) kommt gebürtig aus Klettgau, lebt aber seit sechs Jahren in Wutöschingen. Sie ist Auszubildende als Verwaltungsfachangestellte bei der Gemeinde Wutöschingen. Zwei Generationen – eine Mission: Was beide vereint, ist ihre Liebe zur Kleinkunst.

Großes Herz für die Kleinkunst: Madita Huber (links) und Regina Mahler vom Kulturring auf der Bühne der Klosterschüer Ofteringen.
Großes Herz für die Kleinkunst: Madita Huber (links) und Regina Mahler vom Kulturring auf der Bühne der Klosterschüer Ofteringen. | Bild: Müller, Gregor

Madita Huber ist seit etwa anderthalb Jahren beim Kulturring dabei. „Ich wollte einfach mal schauen, was der Kulturring so macht. Denn bis dahin war ich nur mit organisatorischen Arbeiten betraut. Etwa Tickets erstellen, vorverkaufen, Kassenabrechnung. Und dann bin ich von einem ganz lieben Team empfangen worden“, erinnert sich die 21-Jährige.

„Mein großes Hobby ist die Fotografie. Ich habe bei Veranstaltungen Fotos gemacht und habe auch die Instagram-Seite für den Kulturring erstellt“, erklärt Madita Huber. „Die erste Veranstaltung, die ich direkt miterlebt habe, war der Auftritt des Magiers Alexander Mabros. Comedy und Theater gefallen mir sehr gut. Mein Hauptgrund, warum ich dabei bin, ist, weil es einfach ein super Team ist. Jeder hilft mit.“

Regina Mahlers Weg zur Kleinkunst war ein anderer. „Ich bin sozusagen erblich vorbelastet, ich komme von hier und meine Mutter war eine der Gründungsmitglieder des Kulturrings. Das war 1989.“ Die Klosterschüer war damals noch eine Scheune des Klosters Ofteringen, erklärt die 48-Jährige. Die Gemeinde hat sie dann gekauft, saniert. „In diesem Zug wurde dann der Kulturring gegründet, um Kultur hier hineinzubringen.“ Was Regina Mahler besonders wichtig ist: „Der Kulturring ist kein Verein, sondern eine lockere Gruppe aus Ehrenamtlichen im Alter zwischen rund 20 bis 80 Jahren. Er vereint somit drei Generationen. Mit Madita ist die Jugend bei uns eingezogen.“

Rund 6700 Menschen wohnen in der Gemeinde Wutöschingen, die aus dem Kernort sowie den Ortschaften Schwerzen, Horheim, Degernau und ...
Rund 6700 Menschen wohnen in der Gemeinde Wutöschingen, die aus dem Kernort sowie den Ortschaften Schwerzen, Horheim, Degernau und Ofteringen besteht. Bild: Erich Meyer | Bild: Erich Meyer

Die beiden sehen ihre Aufgabe darin, Kultur ins Dorf zu holen. „Für uns ist der größte Lohn für diese ehrenamtliche Tätigkeit, wenn die Gäste und die Künstler einen guten Abend hatten und zufrieden nach Hause gehen können.“ Außerdem ist es den beiden wichtig, für ein möglichst gemischtes Publikum ein breites Spektrum anzubieten, etwa was die Genre angehen. Von politischem Kabarett, über Musik, Comedy, Musikkabarett bis zu Auftritten von A-capella-Formationen ist praktisch alles dabei.

Das Programm, dass die beiden gemeinsam mit dem Kulturring erarbeiten, wird immer im Vorjahr aufgestellt, weil die Buchungen und Verträge der Künstler weit im Voraus geplant werden müssen. Bei der Ausarbeitung des Programms holen sie sich regelmäßig Ideen bei der Internationalen Kulturbörse in Freiburg Anfang des Jahres. Bei der IKF stellen Künstler in kurzen Leckerbissen ihr Programm vor. „So versuchen die Künstler, Fuß zu fassen und Veranstalter zu finden. Und da gehen wir dann mit etwa zwölf Teilnehmern nach Freiburg und wir teilen uns den Tag ein. Danach wird sich zusammengesetzt und das Programm erarbeitet“, erklärt Regina Mahler den typischen Ablauf.

„Für mich hat dieser Ort eine ganz besondere Magie“, sagt Regina Mahler über die Klosterschüer. „Wenn man hier hereinkommt, ist man plötzlich in einer anderen Welt. Bei vielen Menschen merkt man auch, wenn sie das erste Mal hier sind. Die Atmosphäre ist hier einfach eine andere, gerade weil es kleiner und familiärer ist. Die Leute sind froh und dankbar, hier sein zu dürfen.“

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Wutöschingen in Zahlen, Daten, Fakten

  • Kreis: Waldshut
  • Fläche in Hektar: 2647
  • Bevölkerung: 6679
  • Einwohner pro km²: 252
  • Pendler: ein: 1703, aus: 2590
  • Altersdurchschnitt: 43,6
Bild 5: So machen wir Wutöschingen besser: Einsatz gegen die Einsamkeit und für alle Generationen
Bild: SK
  • Bildung: zwei Grundschulen, eine Gemeinschaftsschule
  • Miete pro m² in Euro: 6,57
  • Wohnung Kaufpreis pro m² in Euro: 2600,16
  • Haus Kaufpreis pro m² in Euro: 3190,21
  • Bautätigkeit: Momentan gibt es in Wutöschingen keine freien Bauplätze mehr. Es gibt aber voraussichtlich in den kommenden zwei bis drei Jahren baureife Bauplätze, voraussichtlich für 25 EFH, acht Doppelhaushälften, acht Reihenhäuser und drei Mehrfamilienhäuser. Preise für Grundstücke sind noch nicht festgelegt, es gibt keine Obergrenze, beim zuletzt vermarkteten Neubaugebiet lag der Quadratmeterpreis bei 130 Euro. Die Gemeinde hat keine Vergaberegeln.
  • Fernverkehr: nein
  • Regionalbahn: ja
  • Schwimmbäder: nein
  • Gastro: ja
  • Pflegeheime/Seniorenzentren: ja
  • Hausärzte: 2
  • Kitaplätze: Anzahl Plätze ganztags U3: 10 Plätze; Anzahl Plätze ganztags Ü3: 20 Plätze; Anzahl Plätze VÖ U3: 50 Plätze; Anzahl Plätze VÖ Ü3: 289 Plätze; Betreuungsquote U3: 100 Prozent; Betreuungsquote Ü3: 100 Prozent. Stand heute sind alle Plätze belegt.
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