Hunderte Engagierte haben am Wochenende dem Müll in sechs Gemeinden den Kampf angesagt. In Hohentengen, Klettgau, Küssaberg, Lauchringen, Tiengen und Wutöschingen griffen Mitglieder Müll-Sammelgruppen, von Umweltschutzorganisationen, Vereinsvertreter, Rathausmirbeiter und Bürger zu Zangen und Müllsäcken und befreiten die Natur von Unrat.

Im vergangenen Jahr trafen sich die Müllsammler aus den sechs Gemeinden zu einem gemeinsamen Abschluss auf der Küssaburg, in diesem Jahr sammelte jeder für sich vor Ort. Am Ende belohnten die Gemeinden und die Sammel-Gruppen die Freiwilligen mit einem Vesper.

Wutöschingen: Zu viel Müll, um die genaue Menge zu bestimmen

In Wutöschingen beteiligten sich 80 Helfer an der Putzaktion. Der Angelsportverein, das Gemeindeteam, das Volksbankteam, Bürgermeister Rainer Stoll und der Leiter des Abfallwirtschaftsamts des Landkreis Waldshut, Elmar Weißenberger, sammelten tatkräftig den Müll. Pizza und Getränke hatten Rathaus und Volksbank als Dank für die Arbeit zum gemeinsamen Mittagessen besorgt.

Bürgermeister Rainer Stoll bat vor allem die anwesenden Schulkinder, den Klassenkameraden über diese Aktion zu berichten und Werbung zu machen für die nächste Sammlung. Auch bedauerte er, dass diese überhaupt notwendig sei.

Der Angelsportverein Wutöschingen hatte sich um den Uferstreifen der Wutach gekümmert. Das Dornendickicht erschwerte dies, gesammelt wurden hier vor allem Plastik und nicht verrottende Einmaltücher, die sich beim jüngsten Hochwasser festgesetzt hatten.

Der Angelsportverein hatte am Uferrand im dichten Dornendickicht vor allem angeschwommenes Plastik vom Winterhochwasser eingesammelt. Die übrigen Helfer hatten sich bereits im Vorfeld abgesprochen und sich gegenseitig über die WhatsApp-Gruppe unterstützt.

Der Angelsportverein Wutöschingen hatte sich um den Uferstreifen der Wutach gekümmert.
Der Angelsportverein Wutöschingen hatte sich um den Uferstreifen der Wutach gekümmert. | Bild: Willi Skopnik

„Es ist echt schwer, die Müllmenge zu schätzen“, erläuterte Bernhard Fox als Sprecher der Wutöschinger Cleaners.

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„Ich erinnere mich noch, dass wir früher noch jeden Sack gewogen hatten, um ein genauers Ergebnis zu haben. Dafür ist es heute einfach zu viel Müll“, so Fox.

Lauchringen: Fünf Kubikmeter Müll in wenigen Stunden

Rund 80 Helfer von mehreren Vereinen starteten vom Bauhof Lauchringen ihre Sammeltour durch die Gemeinde. Bürgermeister Thomas Schäuble bedankte sich bei den Müllsammlern für ihr Engagement und ihren Dienst an der Gemeinschaft. Knapp fünf Kubikmeter Müll hatten die Sammler im ganzen Gemeindegebiet bis Mittag eingesammelt.

Sie sammelten bei der Dorfputzete in Lauchringen, rechts der stellvertretende Leiter des Ortsbauamtes, Dominik Weißenberger.
Sie sammelten bei der Dorfputzete in Lauchringen, rechts der stellvertretende Leiter des Ortsbauamtes, Dominik Weißenberger. | Bild: Herbert Schnäbele

Auf ihrer Tour machten die Engagierten zwar keine spektakuläre Funde, aber sie entdeckten alle möglichen Dinge – von der Kreditkarte bis zu Rädern eines Mountainbikes, vor allem aber viele leere Flaschen.

Hohentengen: Viele Kinder und Jugendliche packen mit an

Die meisten Freiwilligen beteiligten sich in Hohentengen an der Aktion. 150 Bürger und Vertreter von zehn Vereinen griffen laut Bürgermeister Jürgen Wiener zu Müllsack und Zange und befreiten alle sechs Ortsteile vom Müll. „Besonders schön fand ich, dass auch viele Kinder und Jugendliche dabei waren“, freute sich Wiener, der sich mit Hauptamtsleiterin Tanja Würz an der Aktion beteiligte.

150 Freiwillige packten in Hohentengen mit an. Das Gruppenbild entstand beim Abschlusshock am Freibad Hohentengen.
150 Freiwillige packten in Hohentengen mit an. Das Gruppenbild entstand beim Abschlusshock am Freibad Hohentengen. | Bild: Gemeinde Hohentengen

Das Sammelgut füllte am Ende zwei große Container – einen mit Müllsäcken und einen mit sperrigen Gegenständen. Die Helfer waren auch in Wäldern und um Dickicht unterwegs und haben Dinge herausgezogen, die dort schon lange liegen. Jürgen Wiener freut sich über das Engagement der Hohentengener, bedauert aber, dass eine solche Aktion notwendig ist. „Es wäre eine schöne Vision für die Zukunft, wenn sich jeder um seinen Müll kümmern könnte.“

Klettgau: 110 Bürger sammeln in allen Ortsteilen

Hocherfreut über hohe Teilnehmerzahl ist auch Radovan Rábl, Gründer der Klettgau-Cleaners. In Klettgau zogen rund 110 Personen durch alle Ortsteile, auch Bürgermeister Ozan Topcuogullari beteiligte sich in Grießen an der Aktion. „Es freut mich, dass die Leute das Problem sehen und mit anpacken. Es war auch sehr hilfreich, dass die Gemeinde dazu aufgerufen hat“, bilanziert Radovan Rábl.

Stolz sind die Teilnehmer der Dorfputzaktion im Klettgauer Ortsteil Grießen nach der getanen Arbeit. Bild: Radovan Rábl
Stolz sind die Teilnehmer der Dorfputzaktion im Klettgauer Ortsteil Grießen nach der getanen Arbeit. Bild: Radovan Rábl | Bild: Radovan Rábl

Wie viel Müll bei der Aktion zusammenkamen, lasse sich schlecht beziffern. Auch in Klettgau steckten die Helfer unzählige Glasflaschen in die Müllsäcke, fanden einen verrosteten Schlüsselbund oder zogen Fahrradgestelle aus dem Bach.

Tiengen: Viele Müllsäcke bei zweiter Müllsammelaktion

Für die Klettgau-Cleaners Tiengen war es bereits der zweite Sammel-Termin in diesem Jahr. Mit dabei waren 20 Erwachsene, einige von ihnen hatten ihre Kinder dabei. Gesammelt wurde auch entlang der Bahnstrecke vom Bahnhof Tiengen bis zur Brücke Gurtweilerstraße.

Carmen Kleemann mit dem gesammeltem Müll entlang der Bahnstrecke vom Bahnhof Tiengen bis zur Brücke Gurtweiler Straße.
Carmen Kleemann mit dem gesammeltem Müll entlang der Bahnstrecke vom Bahnhof Tiengen bis zur Brücke Gurtweiler Straße. | Bild: Andreas Otte

Dabei kamen unzählige Müllsäcke zusammen, die nun wie zu suchende Ostereier in Tiengen für den Bauhof verteilt stehen, schreibt die Initiative in ihrer Mitteilung.

Müllsammeln als Notwendigkeit

Auch Heinrich Befuss und Andreas Otte bedauern, dass diese regelmäßigen Einsätze für die Natur notwendig geworden sind. „Das Müllsammeln ist keine Freizeitpassion, sondern die derzeitige Notwendigkeit für Natur, für den Boden, damit er gesund bleibt und nicht auf Ewigkeit versaut wird durch unseren Verpackungswahn.“

20 Erwachsene und ihre Kinder griffen in Tiengen zu Mülleimer und Müllzange.
20 Erwachsene und ihre Kinder griffen in Tiengen zu Mülleimer und Müllzange. | Bild: Andreas Otte

Leider sei dieses Bewusstsein für die Dramatik von der Vermüllung in den Köpfen von der Mehrheit der Bürgern und Verwaltungen noch nicht angekommen, bedauern die Klettgau-Cleaners Tiengen in ihrer Bilanz und fordern, dass in Schulen aktiver Umweltschutz verstärkt in den Unterricht aufgenommen wird.

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Küssaberg: Auch unangenehmer Müll taucht auf

In Küssaberg gingen 16 freiwillige Ehrenamtliche im Alter von zwölf bis 74 Jahren auf die Straßen. Sie sammelten den Müll auf, der von anderen Personen einfach so in der Umgebung entsorgt wurde.

Dabei fanden die Helfer volle Erwachsenenwindeln, ein Waschbeckenoberteil oder einige Reifen.

Mitglieder der Naturschutzgruppe Küssaberg und weitere freiwillige Helfer bei der Müllsammelaktion in Küssaberg.
Mitglieder der Naturschutzgruppe Küssaberg und weitere freiwillige Helfer bei der Müllsammelaktion in Küssaberg. | Bild: Stefan Kurczynski

Bürgermeister Manfred Weber bedankte sich auf dem Küssaberger Bauhof, wo der Abfall auf einem Haufen gesammelt wurde, bei allen Teilnehmern. Auch er bedauerte, dass immer noch Berge an Müll in der Gemeinde gefunden werden. „Es wäre doch eigentlich so einfach für jeden, seinen Müll nicht irgendwo zu entsorgen, sondern an die richten Stellen zu bringen und dort zu entsorgen. Leider sind wir wieder auf euch angewiesen, leider, und bestimmt auch das nächste Mal.“

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Und ein nächstes Mal wird es sicherlich geben, denn am 14. September ist wieder der Rhine-Cleanup-Day, an dem sich wieder zahlreiche Bürger aus dem Landkreis Waldshut beteiligen werden. Eine Woche später, am 21. September, ist der World-Cleanup-Day, an dem weltweit der Müll gesammelt wird.