Eigentlich wollte Thomas Mühl nie Schulleiter werden. Doch das moderne Lernkonzept und der familiäre Umgang an der Alemannenschule Wutöschingen haben es dem Schulentwickler angetan, sodass er im September 2024 die Leitung der Modellschule übernahm.
Unterrichtsentwickler von Anbeginn
„Ich habe mich von Beginn an für Unterrichtsentwicklung interessiert“, sagt Thomas Mühl in seiner ruhigen Art. Die Frage „Wie kann besserer Physikunterricht gemacht werden?“ führte ihn in die Unterrichtsentwicklung, wo er sich 15 Jahre lang Fachberater für das Fach Physik engagierte, Lehrerfortbildungen gab und 2016 am Bildungsplan mitarbeitete.
Durch sein Interesse an neuen Lernkonzepten sei er schon früh auf Medienberichte über die Alemannenschule aufmerksam geworden. Im Jahr 2012 habe er sich dann die Schule und ihr Konzept von Amtsvorgänger Stefan Ruppaner zeigen und erklären lassen. Sieben Jahre später, im Jahr 2019, begann die Gemeinschaftsschule damit, eine gymnasiale Oberstufe aufzubauen. Im Rahmen dessen habe man Lehrkräften mit Oberstufenerfahrung gesucht und auch ihn angefragt, ob er das Kollegium als Physiklehrer unterstützen könne, erinnert sich Thomas Mühl.
„Ich war überzeugt, dass das selbstorganisiertes Lernen richtig ist. Aber, ob es gut ist, das habe ich erst hier richtig testen können. Und ich habe relativ schnell gemerkt, dass es super ist“, erinnert sich Thomas Mühl zurück.
In den fünf Jahren, in denen er zusätzlich an der Alemannenschule unterrichtete, habe er sich viel mit dem dortigen Kollegium über das Thema Schulentwicklung ausgetauscht, erzählt er. Als festgestanden habe, dass Stefan Ruppaner, vorheriger Schulleiter, in den Ruhestand gehen wird, sei Thomas Mühl von einigen Kollegen angesprochen worden, ob er nicht Interesse an der Stelle hätte.
Herzlicher Empfang
„Ich hätte mich nie woanders als Schulleiter beworben als hier“, sagt der 57-Jährige. Weiter führt er aus: „Diese Schule ist keine Schule im herkömmlichen Sinn, sondern es ist eine ASW-Familie. Der familiäre Charakter gefällt mir einfach.“ Dadurch und durch die Bekanntschaft mit dem Kollegium sei der Umstieg kein Problem gewesen, sagt Thomas Mühl. „Ich bin menschlich sehr gut und schnell angekommen und herzlich empfangen worden.“
Trotzdem waren die ersten Monate als Schulleiter für Thomas Mühl vor allem „spannend, anstrengend und lehrreich“. Eine große Herausforderung sei es gewesen, die vielen Detailfragen hinter dem System Gemeinschaftsschule zu hinter blicken. „Was das angeht, bin ich immer noch ein Lernender“, meint Thomas Mühl bescheiden.
Und auch so bringt die neue Position des Schulleiters viele neue Aufgabe mit sich. Eine große davon: ganz viel Kommunikation mit Eltern, Schülern, Kollegen oder auch dem Bürgermeister. „Das hätte ich so nicht gedacht. Und überrascht hat mich auch die E-Mail-Flut“, sagt Thomas Mühl schmunzelnd. Gleichzeitig bedauert er, dass ihm durch die neuen Verantwortungen als Schulleiter weniger Zeit zum Unterrichten bleibt.
Den Kindern die Angst vor der Zukunft nehmen
Thomas Mühl ist vom Konzept des selbstorganisierten Lernens überzeugt und hat großen Respekt vor all der Entwicklungsarbeit, die seine Kollegen und Vorgänger über all die Jahre an der Alemannenschule geleistet haben.
Doch besonders in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen in Deutschland und der Welt sieht er Potenzial zur Weiterentwicklung: „Die Schule hat Möglichkeiten ohne Ende. Das hat mich gereizt, ob man da noch das ein oder andere weiterentwickeln kann.“
Und so möchte Thomas Mühl beispielsweise das bereits bestehende Angebot des fächerübergreifenden Lernens weiter ausbauen. Dies sei besonders wichtig, um die Kinder, wie er sagt „auf die Komplexität der Welt vorzubereiten“.
Weiter erklärt er: „Der Bildungsplan sieht in der Regel die einzelnen Fächer vor. Die Probleme, die zu bewältigen sind, kommen aber nicht nur aus einer Richtung, sondern aus vielen. Genau deshalb braucht es eine Zusammenarbeit der Fächer, weil die Probleme zu komplex sind, als dass es nur eine Disziplin lösen könnte.“
Außerdem möchte der Naturwissenschaftler für Schülerinnen und Schülern, die in einzelnen Fächern besonders affin und interessiert sind, mehr Lernangebote schaffen, die noch tiefer in die Fachbereiche eintauchen. „Weit über die Vorstellungen des Bildungsplans hinaus“, wie Thomas Mühl es nennt.