Die Horrornacht beginnt um 23.30 Uhr. Hans Lauer (Name geändert) entspannt sich auf der Couch. Er sieht fern. Seine Frau schläft schon tief und fest. Bis dahin ist es ein ganz normaler Donnerstagabend. Dann hämmert sein Nachbar plötzlich wild auf seine Haustür ein. „Bei euch brennt`s“, schreit er.

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Lauer rennt zur Garage und muss mit ansehen, wie die beiden Hinterreifen und der Kofferraum seines Wagens der Marke Mercedes in der Garage lichterloh in Flammen stehen. Lauer greift nach seinem Gartenschlauch, um eine Katastrophe zu verhindern – aber vergeblich. „Das Feuer ragte bis hinauf auf die Terrasse“, erinnert sich seine Tochter Maria, die mit ihrem Kind im Obergeschoss des Elternhauses lebt. „Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn unser Nachbar uns nicht gewarnt hätte“, sagt sie. 18 Feuerwehrmänner verhindern in dieser Nacht nur knapp, dass die reißenden Flammen auch den Rest des Hauses niederbrennen.

Das Rücklicht wurde von der Hitze stark verformt. Der Schaden beläuft sich insgesamt auf etwa 50 000 Euro.
Das Rücklicht wurde von der Hitze stark verformt. Der Schaden beläuft sich insgesamt auf etwa 50 000 Euro. | Bild: Küster, Sebastian

Noch heute – knapp zwei Wochen später – ist die Familie sichtlich gezeichnet. Hans Lauers Augen sind dauernd feucht und stark gerötet. Er hustet viel. Seine Frau schläft schlecht und hat die Attacke noch nicht verarbeitet. Tag für Tag stellen sich die Lauers diese eine Frage: Wer steckt hinter der Tat und warum hat er oder sie es gerade auf diese Familie abgesehen?

Wird der Familie das Berufsrisiko zum Verhängnis?

An einen Zufall oder Jugendstreich glauben sie nicht. „Das war ein gezielter Anschlag auf uns“, ist sich Hans Lauer sicher. Ein mögliches Motiv: Seine Tochter ist Rechtsanwältin. Sie vermutet, dass sich ein verbitterter Mandant der Gegenseite an ihr rächen möchte.

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Konkrete Drohungen hätte es in der letzten Zeit zwar nicht gegeben, „aber keiner ist so dumm und verübt so eine Tat, kurz nachdem er mir gedroht hat“, sagt sie. Beweise für diese Mutmaßung gibt es nicht, „aber der Rückschluss liegt nahe. Das würde passen“, schildert sie. Aus Angst vor weiteren Anschlägen möchte die Familie unerkannt bleiben.

Auch das Auto vom Lebensgefährten wird angezündet

Ein weiterer Grund, warum der Anschlag vermutlich der Familie galt: In dieser Nacht brennt nicht nur das Auto in der Garage. 30 Meter entfernt steht zeitgleich der Wagen von Maria Lauers Lebensgefährten in Flammen. „Das kann doch kein Zufall sein“, sagt sie verzweifelt. Der Täter hätte genau gewusst, welche Autos zur Familie gehören und welche nicht. Denn das Auto ihres Freundes sei nicht das einzige Auto gewesen, das in unmittelbarer Umgebung parkte.

Der zweite Wagen, der von den Unbekannten angezündet wurde, konnte früh gelöscht werden.
Der zweite Wagen, der von den Unbekannten angezündet wurde, konnte früh gelöscht werden. | Bild: Küster, Sebastian

Dass es einen Zusammenhang zwischen den Brandanschlägen bei Familie Lauer und den Schmierereien und Steinwürfen in der Kapplerbergstraße gibt, halten sie aber für unwahrscheinlich. „Unsere Theorie würde mehr Sinn ergeben“, sagt Hans Lauer, denn „wir haben in den letzten Monaten von niemandem ein Angebot für unser Grundstück erhalten.“

Kann der Täter mit Fingerabdrücken gefunden werden?

Die Familie hat großes Vertrauen in die Polizei und die Staatsanwaltschaft. „Auch wenn es schwierig wird, hoffen wir, dass der Täter bald gefunden wird“, sagt Maria Lauer. Und ihre Hoffnung ist nicht unbegründet. Denn sie behauptet, dass die Spurensicherung eine Flasche Grillanzünder gefunden habe, der jetzt von der Kriminalpolizei unter die Lupe genommen werde. „In dieser Nacht hat es nicht geregnet. Wir hoffen, dass der oder die Täter bei dem Anschlag keine Handschuhe getragen haben.“

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Markus Sauter von der Polizei Konstanz konnte auf Nachfrage des SÜDKURIER nicht bestätigen, dass diese Spuren tatsächlich gefunden wurden, sagt aber: „Es kann Wochen oder Monate dauern, bis solche Ergebnisse vorliegen. Kapitaldelikte, wie Mord, haben Vorrang.“

Nachbarin beobachtet das Feuer und ist verunsichert

Renate Wedele wohnt nur einige Meter von den Lauers entfernt. Sie sorgte sich um ihr Grundstück, seit sie von den Schmierereien in der Kapplerbergstraße hörte. „Jetzt ist es aber noch beunruhigender zu wissen, dass es in der unmittelbaren Umgebung Menschen mit solcher krimineller Energie gibt“, sagt sie. Wedele hat in der Horrornacht das Feuer von ihrer Wohnung beobachtet. „Ich bin aufgeschreckt, als ich die Schreie gehört habe und habe mitbekommen, wie das Feuer loderte.“ Sie und viele andere Allensbacher hoffen, dass die Täter so schnell wie möglich in die Fänge der Justiz geraten.