Allensbach entscheidet: Am Sonntag, 23. April, ist Bürgermeisterwahl. Im Vorfeld hatten die Wahlberechtigten des Orts am Gnadensee am Montagabend, 17. April, die Allensbacherinnen und Allensbacher gleich doppelt Gelegenheit, sich eine Meinung zu bilden.

Die Wahl in Allensbach ist derzeit das Topthema im Ort. Das zeigte die gemeinsame Veranstaltung der Gemeinde und des SÜDKURIER in der Bodanrückhalle, zu der rund 600 Interessierte gekommen waren.

Komplett gefüllt: Rund 600 Menschen besuchten die Bodanrückhalle am 17. April.
Komplett gefüllt: Rund 600 Menschen besuchten die Bodanrückhalle am 17. April. | Bild: Hanser, Oliver

Und dies, obwohl es neben Bürgermeister Stefan Friedrich, der seit acht Jahren im Amt ist, mit dem 64-jährigen Robert Joachim Hogg aus Engen-Stetten nur einen Mitbewerber gibt. Und die Reaktionen aus dem Publikum auf dessen Ausführungen lassen darauf schließen, dass er bei der Wahl kaum eine Rolle spielen dürfte. An ihn gab es kaum Fragen.

Amtsinhaber Stefan Friedrich erklärt bei der Wahlarena 2023 zum B33-Ausbau: „Ich bin richtig sauer. Da läuft so gewaltig was ...
Amtsinhaber Stefan Friedrich erklärt bei der Wahlarena 2023 zum B33-Ausbau: „Ich bin richtig sauer. Da läuft so gewaltig was schief, es ist unglaublich.“ | Bild: Hanser, Oliver
Robert Hogg erklärt, dass Alt-Landrat Frank Hämmerle ihn zur Kandidatur bewegt hätte. Worauf dieser aus dem Publikum ruft: „Das ...
Robert Hogg erklärt, dass Alt-Landrat Frank Hämmerle ihn zur Kandidatur bewegt hätte. Worauf dieser aus dem Publikum ruft: „Das stimmt nicht.“ | Bild: Hanser, Oliver

Amtsinhaber Friedrich möchte neue Halle bauen

Anders dagegen an den Amtsinhaber Stefan Friedrich. Und dies wiederum lässt darauf schließen, dass viele Bürger sich von Friedrich bei manchen Themen mehr Transparenz, Engagement und Durchsetzungsvermögen erwarten. Sei es nun den Baufortschritt bei der B33, die Wohnraumproblematik, die sichere und gute Trinkwasserversorgung oder den seit Jahren diskutierten Radweg von Kaltbrunn zum Wildpark.

Friedrich hatte zwar auf alles eine schlüssig klingende Antwort und wirkte souverän. Doch die Verantwortung für den schleppenden Fortgang wies er in manchen Fällen wie dem Baugebiet bei Kaltbrunn oder dem Radweg auch den übergeordneten Behörden und Naturschützern zu. Zudem könne ein Bürgermeister nicht allein entscheiden, habe nur eine Stimme im Gemeinderat.

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Doch aufhorchen ließ Friedrich vor allem beim Thema Bodanrückhalle. Deren Sanierung ist schon seit Jahren immer wieder mal Thema im Gemeinderat gewesen. Und die Verwaltung hatte das Projekt zuletzt nicht im Haushalt vorgesehen. Nun sagte Friedrich, er wolle keine Sanierung, sondern: „Wir brauchen eine neue Halle.“ Wobei das direkt neben der bestehenden Halle sein könnte. Alternativ wäre auch ein Anbau möglich oder auch eine Aufstockung von Teilen der bestehenden Halle, meinte Friedrich.

Dieses Wahlversprechen machte er im Rahmen der offiziellen Kandidatenvorstellung der Gemeinde im ersten Teil des Abends – ohne Angaben, wann und wie das geschehen soll. Im zweiten Teil, der SÜDKURIER-Wahlarena, hakte Moderator Jörg-Peter Rau, der Leiter der Lokalredaktion und Mitglied der Chefredaktion, nach, dass er nicht nur in diesem Punkt kaum konkrete Schritte benannt habe. Worauf Friedrich meinte, die Bürger seien vielleicht zufriedener, wenn man nicht alles gleichzeitig mache, aber dafür Dinge zu Ende bringe.

Eduard Wiedenhorn: „Ich fand den Abend sehr aufschlussreich, aber im Ergebnis nicht überraschend, wozu auch schon die ...
Eduard Wiedenhorn: „Ich fand den Abend sehr aufschlussreich, aber im Ergebnis nicht überraschend, wozu auch schon die Berichterstattung im SÜDKURIER beigetragen hatte. Ich habe eine Tendenz, wen ich wähle.“ (lacht) | Bild: Zoch, Thomas
Susanne Pesch: „Ich finde, dass sich der Herr Friedrich gut verkauft hat. Er hat zu allen wichtigen Sachen Stellung bezogen. Wenn ...
Susanne Pesch: „Ich finde, dass sich der Herr Friedrich gut verkauft hat. Er hat zu allen wichtigen Sachen Stellung bezogen. Wenn er das umsetzt, wie er es formuliert hat, dann ist das durchaus positiv – zum Beispiel, wenn die neue Halle zeitnah verwirklicht wird. Der Gegenkandidat hat eine eher schwache Vorstellung abgegeben.“ | Bild: Zoch, Thomas
Joachim Bottlang: „Der Abend war sehr unterhaltsam. Man hat so einiges erfahren von der Problematik in unserer Kerngemeinde. Aber ...
Joachim Bottlang: „Der Abend war sehr unterhaltsam. Man hat so einiges erfahren von der Problematik in unserer Kerngemeinde. Aber die Ortsteile sind zu wenig bedacht worden. Die Entscheidung, wen ich wähle, war vorher schon gefallen.“ | Bild: Zoch, Thomas

„Ich fühle mich verarscht“, meint Friedrichs zum B33-Ausbau

Und beim Thema Transparenz und Informationspolitik etwa beim Adler-Areal oder dem seit September verunreinigten Trinkwasser, was Rau und einige Bürger ansprachen, verwahrte sich Friedrich gegen Vorwürfe, die Verwaltung habe zu langsam reagiert, meinte aber auch, dass man die Information noch verstärken könnte.

Beim Thema schleppender Ausbau der B33 gab sich Friedrich kämpferisch. Das treibe ihm den Blutdruck hoch. „Ich bin richtig sauer. Da läuft so gewaltig was schief, es ist unglaublich. Uns im Landkreis verkehrstechnisch so verhungern zu lassen, geht gar nicht.“ Da wolle er mehr Druck machen, damit der Zeitplan verkürzt werde. Er habe schon klare Worte gefunden gegenüber der Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer. Und diese komme nun auf seine Aufforderung am 11. Mai zu einem Infoabend in die Bodanrückhalle.

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Auf die Nachfrage von Jörg-Peter Rau, was er denn in den vergangenen acht Jahren unternommen habe, um den Bau zu beschleunigen, meinte Friedrich, damit habe er sich tatsächlich nicht beschäftigen können. Es sei vielmehr darum gegangen, dass sich der Bau nicht weiter verzögere. „Ich fühle mich verarscht“, meinte er schließlich – und kündigte einen neuen Anfang bei den B33-Bemühungen an.

Als weitere Themen, die ihm wichtig seien, nannte er unter anderem den Ausbau der Schülerbetreuung, einen Tag des Ehrenamts und weitere Projekte der Wohnbaugesellschaft von Gemeinde und Sparkasse Reichenau. Dabei gehe es ihm um Wohnraum für Allensbacher und nicht für Zuzügler, sagte er auf Nachfrage von Rau. Und es gebe beim Wohnungsbau natürlich eine Nachverdichtung, aber der Gemeinderat schaue sich jedes Bauvorhaben genau an.

Von Gaby Hauptmann über Helene Fischer bis hin zu Uli Hoeneß

Der zweite Bewerber um das Amt Robert Hogg spielte an dem Abend zunehmend eine Nebenrolle. Bei der Kandidatenvorstellung nutzte er nur fünf der möglichen 25 Minuten für sein Wahlprogramm. Er habe 90 Container für Kinderbetreuung, eine Folienfirma aus Konstanz könnte den Tiefbrunnen Setze abdichten, großflächige PV-Anlagen wären schnell umsetzbar und östlich des Campingplatzes könnte ein kleines Parkhaus Verkehrsprobleme lösen.

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Er hatte im Vorfeld der Veranstaltung keinen wirklichen Wahlkampf betrieben, dafür aber mit Äußerungen, welche guten Kontakte er habe und mit wem er alles befreundet sei – von Gaby Hauptmann über Helene Fischer bis hin zu Uli Hoeneß – für Verwunderung und Argwohn gesorgt. Auf die Nachfrage von Jörg-Peter Rau, ob er das alles selbst glaube, was er erzähle, sagte Hogg: „Ich glaube es nicht nur, ich beweise es auch.“

Wenn der FC Bayern wieder mal ein Trainingslager in Donaueschingen haben werde, dann werde er dafür sorgen, dass der Rekordmeister ein Testspiel gegen den SV Allensbach mache. Nicht nur da gab es Lacher im Publikum. So auch beim Vorschlag, den B33-Tunnel bei Hegne weiter nördlich zu bauen und dafür die Klostermauer abzureißen.

Alt-Landrat Hämmerle brüllt in die Halle: „Das stimmt nicht“

Und Hogg hatte im Vorfeld angegeben, dass ihn namhafte „Freunde“ aus Allensbach zur Kandidatur aufgerufen hätten. Als Rau ihn damit konfrontierte, dass sich diese dagegen verwahren, behauptete Hogg, Alt-Landrat Frank Hämmerle habe ihn auf die Idee gebracht. Worauf dieser aufstand und aus dem Publikum rief: „Das stimmt nicht.“ Doch Hogg war auch um keine Antwort verlegen. Und Rau war ebenso fair wie das Publikum und lockte den 64-Jährigen nicht zusätzlich aufs Glatteis.

Für viele Lacher sorgte aber die Nachfrage einer Bürgerin, dass er sich vor zehn Jahren schon mal als OB in Donaueschingen beworben habe. Worauf Hogg erklärte, er habe sich damals nicht beworben, sondern nur Interesse bekundet, denn: „Donaueschingen hat das Problem, dass es viel zu kalt ist und keinen See hat.“