Eva Falkenstein hat deutlich bessere Laune als im Mai 2024, beim ersten Treffen auf ihrem Grundstück. Damals rauschten pausenlos Autos an ihrem Garten vorbei, im Schnitt 30.000 pro Tag. Laut Berechnungen der Landesanstalt für Umwelt erreichte der Lärmpegel in Teilen des Wohngebiets Im Tal in Hegne dauerhaft 75 Dezibel oder mehr.

An normale Unterhaltung auf der Terrasse war nicht zu denken, denn das Grundstück der Familie Falkenstein grenzte fast unmittelbar an die B33. Damals dachte die Lehrerin an Wegzug. „Als wir 2019 unser Haus kauften, wussten wir, dass es dort noch einige Jahre laut sein würde“, sagte Eva Falkenstein.

Aber mit all den Verzögerungen bei den Bauarbeiten hatten sie nicht gerechnet. Ursprünglich sollte der Tunnel bei Hegne 2027 fertig sein. Inzwischen ist das Eröffnungsdatum auf 2034 verschoben worden.

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Trotzdem ist von Wegzug aus Hegne jetzt nicht mehr die Rede. „Inzwischen verläuft der Verkehr anders, der Abstand zur Straße hat sich mehr als verdoppelt“, sagt die heute 54-Jährige zufrieden. „Das ist ein Meilenstein.“ Aus dem Dauerrauschen wurde ein „überschaubarer Baustellenlärm“, der nicht rund um die Uhr zu ertragen ist.

„Wir hatten durch die Bauarbeiten ein paar schreckliche Geräusche hier, aber ansonsten ist das eine große Entlastung. Ich freue mich total auf den Sommer und bin gespannt, wie wir den Garten anders nutzen können.“ Unter anderem möchte sie mit ihrem Sohn zelten, das sei bislang unmöglich gewesen.

Nun freut sich Eva Falkenstein auf den Frühling und Sommer, wenn ihre Familie den großen Garten und die Terrasse ganz anders nutzen kann ...
Nun freut sich Eva Falkenstein auf den Frühling und Sommer, wenn ihre Familie den großen Garten und die Terrasse ganz anders nutzen kann als mit dem Dauerlärm der nahen Straße. | Bild: Kirsten Astor

Die Autos sind dennoch zu hören, auch eine nahe Wohnbaustelle verursacht Krach. „Das ist noch nicht das Idyll, das ich mir als Städterin vorgestellt hatte, als ich aufs Land zog“, sagt Eva Falkenstein. „Aber mit der aktuellen Situation habe ich mich arrangiert.“

So laut war es bis Sommer 2024 im Garten von Familie Falkenstein Video: Kirsten Astor
Und so wenig ist der Verkehr in demselben Garten aktuell zu hören Video: Kirsten Astor

Mehr Ruhe vorübergehend auch in Allensbach

Ähnlich entlastet vom Dauergebrumm der Autos und Lastwagen wurde Reinhold Bäder, der in der Allensbacher Hochstraße lebt. Noch im vergangenen Frühjahr erzählte er: „Wir haben das Schlafzimmer auf die Südseite verlegt, aber wir können uns nicht mit dem Lärm abfinden, wir haben resigniert.“

Anwohner Reinhold Bäder zeigt: Die Lärmschutzwand zwischen Hochstraße und der alten B33-Trasse in Allensbach wird an dieser Stelle ...
Anwohner Reinhold Bäder zeigt: Die Lärmschutzwand zwischen Hochstraße und der alten B33-Trasse in Allensbach wird an dieser Stelle unterbrochen, weil dort eine Brücke mit Unterführung steht. Seit da oben nur noch Baustellenverkehr fließt, lebt Bäder ruhiger. | Bild: Kirsten Astor

Nun änderte sich auch in Allensbach die Verkehrsführung. Der Wall hinter den Häusern in der Hochstraße wurde – zum Leidwesen einiger Anwohner – vom Gebüsch freigeschnitten und eine Lärmschutzwand gebaut. Dort, wo früher der Verkehr floss, ist jetzt eine Baustellenstraße. „Derzeit sind wir vom Lärm entlastet, aber der Tunnelbau an dieser Stelle hat noch nicht begonnen“, so der 87-Jährige.

Positiv für die Anwohner sei zudem, dass die Kliniken Schmieder eine andere Zufahrt bekommen hätten. Früher verlief diese von der Hochstraße kommend auf das Gelände. „Dieser Verkehr fällt zusätzlich weg“, freut sich Reinhold Bäder, ergänzt aber lachend: „Täglich muss ich hilflosen Angehörigen den neuen Weg zur Klinik erklären. Viele stranden noch hier.“

Nahe dem Allensbacher Bauhof (rechts im Bild) steht diese Brücke mit Unterführung. Früher war hier unten die Zufahrt zu den Kliniken ...
Nahe dem Allensbacher Bauhof (rechts im Bild) steht diese Brücke mit Unterführung. Früher war hier unten die Zufahrt zu den Kliniken Schmieder und oben verlief die B33. Die Straße auf der Brücke wird derzeit nur für Baufahrzeuge genutzt. | Bild: Kirsten Astor