Es zischt. „Haben Sie das gehört?“, fragt Robert Müller. Zehn Ohrenpaare lauschen aufmerksam, was gar nicht so einfach ist. Denn im Keller der Konstanzer Bodensee-Therme zischt, plätschert, brummt und rattert es unentwegt. Doch Robert Müller kennt jedes Geräusch, das in den Technikräumen unterhalb der Therme entstehen kann.
Genau das möchte er den zehn Besuchern der Aktion „Der SÜDKURIER öffnet Türen“ vorführen. „Haben Sie es gehört? Ich habe über die Gebäudeleittechnik die Pumpe eingeschaltet“, sagt er und zeigt auf den Bildschirm vor ihm. Per Mausklick hat er gerade eine der Pumpen für eines der zehn Becken in dem Schwimmbad angesteuert.
Robert Müller ist der stellvertretende Betriebsleiter der Bodensee-Therme. Sein Arbeitsplatz liegt unter der Erde. Zusammen mit vier weiteren Mitarbeitern kümmert er sich um die Technik in der Konstanzer Badewanne.

Doch an diesem Nachmittag schraubt er an keiner Pumpe oder Heizung oder kümmert sich um Filteranlagen und Chemikalienzusammensetzungen. Er zeigt den Besuchern seine Arbeitsstelle. „Das ist für mich nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern mein Leben“, sagt er mit etwas Stolz in der Stimme.
Vom Jaköble zur Bodensee-Therme
Seit 26 Jahren ist er nun als Techniker für Bäderbetriebe angestellt. Vor der Eröffnung der Therme 2007 aber noch im alten Jaköble – dem Schwimmbad, das an der gleichen Stelle bis 2005 stand. Daran kann sich auch Besucher Volker Lerch erinnern. „Damals musste man sich in Holzbuden umziehen. Das ist aber schon sehr lange her“, sagt er und lacht verschmitzt. Die Buben hätten damals versucht, durch die Schlitze der Umkleiden zu spicken.
Robert Müller lacht kurz. „Das weiß ich nicht. Das ist wirklich zu lang her. Aber an dieser Wand haben wir Bilder gesammelt. Sie meinen sicherlich das hier“, sagt er und deutet auf eine alte schwarz-weiße Aufnahme. Es ist eine Luftaufnahme des Freizeitbads Jakob. „Ja, genau“, sagt Volker Lerch, „das ist wirklich lang her.“
Seither hat sich viel getan. Aus dem kultigen Freizeitbad, das die Konstanzer geliebt haben, ist jetzt eine moderne Therme geworden. In zehn Becken können es sich die Besucher bequem machen.
Zwischen 22 Grad Celsius im Sportbecken im Freibad und 35 Grad im Außenbecken ist das Wasser warm, welches im Keller des Bades geheizt wird. Auch die Saunen werden durch das Heizungssystem erwärmt. Dazu gibt es im Heizungskeller mehrere Gasheizungen, Blockheizkraftwerke und Wärmepumpen. Das garantiere, dass das Wasser immer warm bleibt.
Diese Sorge treibt nämlich einige Besucher um. Was ist, wenn es plötzlich kalt im Wasser wird? Geht dann ein Alarm los? Natürlich merken die Techniker das recht schnell. Kommt es zu einem Temperaturabfall, gibt es einen Alarm. „Aber so schnell wird das Wasser im Becken nicht kalt. Als Erstes würden die Duschen kalt werden“, erklärt Robert Müller.
Erst einige Stunden später würden Gäste einen Temperaturunterschied in den Schwimmbecken bemerken. „Vor 14 Tagen hatten wir einen Ausfall. Morgens um 9 Uhr mussten wir die Heizung abschalten, mittags konnten wir sie schon wieder anschalten“, sagt Robert Müller. Gemerkt habe das im Bad niemand.

Neues Sauna-Konzept wird überlegt
Eigentlich wird die Therme rund um die Uhr beheizt. Auch die Saunen. Das interessiert besonders Erich Hinninger. Er besucht regelmäßig die Sauna und hat eine Anmerkung: „In der 100-Grad-Sauna ist wirklich selten jemand drin. Ist es da wirklich nötig, die zu betreiben. Könnte man die Temperatur nicht senken und so Energie sparen?“ Hinninger spielt damit auch auf die angespannte finanzielle Situation der Stadt an. Denn die Bäderbetriebe können sich nicht selbst tragen und werden von der Stadt unterstützt.
Ein wenig stimmt Robert Müller Saunagänger Erich Hinninger zu. „Es gibt gerade Überlegungen, was mit den Saunen passieren soll“, sagt Robert Müller. Konkret sei noch nichts, aber es sei durchaus angedacht, dass sie die Saunalandschaft etwas ändert, vielleicht auch saniert wird.
„Seit September haben wir einen neuen Geschäftsführer. Wir müssen erst mal schauen, was er will. Es braucht erst Visionen“, sagt der Betriebsleiter. Julian Meser ist seit 2024 der neue Chef der Bädergesellschaft. Im Interview mit dem SÜDKURIER im Oktober 2024 hat er einige seiner Visionen für die Konstanzer Bäder vorgestellt.

Eine Vision, die schon etwas konkreter ist, ist die Nutzung von Seewärme. Das sagt Robert Müller. Die Seewärme – oder auch Seethermie – nutzt das Wasser aus dem Bodensee zur Erzeugung von Heizwärme über Wärmepumpen. Die Stadtwerke Konstanz möchten ein Seewärmenetz um das Gebiet der Therme aufbauen. Neben der Bädergesellschaft Konstanz sind die Kliniken Schmieder und das Kuratorium Wohnen im Alter (KWA) mit an Bord für die Pläne.
Die Idee, diese Energiequelle anzuzapfen, ist nicht allzu weit hergeholt. Immerhin liegt der Bodensee nur einen Steinwurf entfernt. „Ab 2030 oder Anfang der 2030er-Jahre könnten wir an das Seewärmenetz angeschlossen sein“, sagt der Betriebsleiter.
Neben der Therme will auch die Universität auf den Energielieferanten Bodensee setzen. Geplant ist dort, drei Großwärmepumpen zu bauen, um etwa 70 Prozent des Wärmebedarfs der Hochschule über die Seewärme zu gewinnen, in den Folgejahren sogar bis zu 80 Prozent. Noch ist das aber Zukunftsmusik. Doch Robert Müller ist zuversichtlich, dass der Bodensee vor den Panoramafenstern der Therme bald allen Badegästen einheizen wird.