Sebastian und Isabel Sonntag steigen aus ihrem Auto aus. Heute geht es für die vierköpfige Familie ins Schwimmbad. „Wir gehen ganz gerne ins Schwaketenbad“, sagt Sebastian Sonntag. Die Familie aus Engen mag das Hallenbad in Konstanz, dessen Neubau im April 2022 nach einem Brand im Jahr 2015 wieder eröffnet wurde. „Es ist wirklich schön geworden“, findet Isabel Sonntag. Auch die Preisgestaltung finden sie in Ordnung.

Wer das Badevergnügen so wie Familie Sonntag genießen möchte, muss mindestens 6,50 Euro für eineinhalb Stunden zahlen. Manch ein Konstanzer mag nun sagen: Das ist ein stolzer Preis. Doch eigentlich müsste der Eintritt sogar noch höher sein. Zumindest, wenn die Bädergesellschaft Konstanz (BGK), eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Konstanz (SWK), den Anspruch hätte, mit dem Eintritt seine Ausgaben wieder reinzuholen.
„Nun, dieser Preis ist sogar sehr günstig, denn um die Kosten zu decken, müsste er mehr als doppelt so hoch sein“, erklärt der Geschäftsführer der Konstanzer Bädergesellschaft Robert Grammelspacher. Das heißt: Eigentlich können die Einnahmen, die das Bad über die Eintrittspreise erzielen, die Einrichtung nicht tragen. Was man dazu aber wissen muss: Es ist gar nicht das Ziel der Bädergesellschaft, Gewinn zu erzielen.
„Im kommunalwirtschaftlichen Zielkatalog der Stadt Konstanz mit den Stadtwerken Konstanz war vor dem Bau des neuen Schwaketenbades vereinbart, dass ein Kostendeckungsgrad für den Betrieb der Bäder in Höhe von 50 Prozent anzustreben ist“, sagt Josef Siebler, Pressesprecher der Stadtwerke Konstanz. Das Schwaketenbad, welches für 41,6 Millionen Euro wieder aufgebaut wurde, sei daher nie ausgerichtet gewesen, sich zu amortisieren.

Verluste liegen bei fast 9 Millionen Euro
In dieser Aussage zeigt sich ein weiteres Problem: Die Bädergesellschaft ist ein Verlustbetrieb – und das sogar kalkuliert. „Der Deutsche Städte und Gemeindetag (DStGB) bezeichnet Schwimmbäder als unverzichtbaren Teil der Daseinsvorsorge, deren Betrieb nicht kostendeckend möglich ist“, erklärt Siebler.
Das spiegelt sich auch deutlich in den jährlichen Bilanzen der Stadtwerke wider. Allein in den vergangenen drei Jahren ist das Defizit der Bädergesellschaft um über zwei Millionen Euro angewachsen. 2021 lag es bei 6,543 Millionen Euro, im darauffolgendem Jahr bei 8,967 Millionen Euro. Nur 2023 ist der Verlust mit 8,857 Millionen Euro etwas gesunken.
Dass diese Zahlen tiefrot ausfallen, hat viele Gründe. Die Lage von Konstanz ist einer davon. Die Konzilstadt hat den Luxus am Bodensee zu liegen und bietet mit den Strandbädern Hörnle, Litzelstetten, Wallhausen und Dingelsdorf eine Infrastruktur für Badegäste direkt am Ufer an. Doch die Kasse zum Klingeln bringen diese Bäder auch nicht wirklich. Die Strandbäder sind kostenfrei nutzbar, so Siebler.
Durch Pachteinnahmen, Parkplatzgebühren und Mieten für Aufbewahrungsschränke flossen 2023 immerhin 181.000 Euro auf das Konto der Bädergesellschaft. Allerdings: Der Betrieb der Strandbäder verursache ein jährliches Defizit in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro. Damit Konstanz seiner Bevölkerung Hallen-, Freibad und Therme anbieten kann, muss die Stadt der Bädergesellschaft also regelmäßig finanziell zur Seite springen – und das tut sie auch.
Für das Geschäftsjahr 2022 bezuschusst die Stadt Konstanz die Stadtwerke deshalb mit drei Millionen, für das Jahr 2024 sind aktuell 5,4 Millionen Euro vorgesehen. Das hat laut Mandy Krüger, Pressesprecherin der Stadt, einen einfachen Grund: „Um eine Kapitalauszehrung bei der SWK zu verhindern, leistet die Stadt Konstanz jährlich eine Kapitalzuführung an die SWK.“ Sie betont allerdings, dass diese Zuschüsse keine „direkte Unterstützung für die Bädergesellschaft“ ist.
Die Frage, die sich nun stellt: Braucht eine Stadt am Bodensee wirklich mehrere Schwimmbäder? Ja, findet die Stadt – gerade weil man am See liegt. „Schwimmbäder sind ein unverzichtbarer Beitrag zur Daseinsvorsorge. Gerade als Stadt am Bodensee ist es uns ein immenses Anliegen, dass Konstanzer Kinder früh Schwimmen lernen und sich sicher am und im Wasser bewegen können“, erklärt Krüger.
Neuer Chef will neue Einnahmequellen schaffen
Das Defizit ist aber natürlich weder für die Stadt noch die Stadtwerke schön anzusehen. Auch Grammelspacher sieht es so. „Das Kriterium ist nicht, ob die Konstanzer Bäder defizitär sind, sondern dass dieses Defizit möglichst gering ist“, sagt er. Der gleichen Ansicht ist auch Julian Meser, der ab August als Chef zur Bädergesellschaft hinzustoßen und Grammelspacher ab September ablösen wird.
„Es bedarf einer strategischen Herangehensweise, um das Defizit zu reduzieren und langfristige Nachhaltigkeit zu gewährleisten“, so Meser. Deshalb sei gerade eine umfassende Analyse der betrieblichen Abläufe und Kostenstrukturen in Auftrag gegeben worden. „Bestandteil dieser Analyse ist, die Prüfung von Betriebsabläufen, die Überprüfung von Ausgaben und die Suche nach Möglichkeiten zur Umsatzsteigerung“, erklärt Meser.


Auch neue Einnahmequellen sollen erschlossen werden. Der zukünftige Geschäftsführer werde versuchen, „Partnerschaften mit lokalen Unternehmen, Schulen und Vereinen zu stärken, um das Bäderangebot vielfältiger und attraktiver zu gestalten.“ Das werden die Herausforderungen sein, denen sich Julian Meser gegenüber sieht.