Die Lichter gehen aus im Lorettowald: Die Beleuchtung der Fontainebleau-Allee, der zentralen Achse durch das beliebte Erholungsgebiet wird abgeschaltet. Das ist seit wenigen Tagen politische Beschlusslage. Damit wird der Lorettowald ein Stück naturnäher. Die Hundehalter, die bisher dort gerne auch in der Dämmerung unterwegs waren, sowie einige Sportler werden die Veränderung nicht nur mit Freude sehen – gerade in den Wintermonaten, wenn viele andere beliebte Strecken zum Laufen der Gassigehen morgens und abends ohnehin kaum nutzbar sind.

Abgebaut werden die Laternen allerdings erst einmal nicht. Ihr vergleichsweise gedämpftes Licht sollen sie fallweise noch ausstrahlen können. Zum Beispiel, wenn nach einer Großveranstaltung im Bodensee-Stadion tausende Besucher zu Fuß in Richtung Stadt wollen. Das sagte Bürgermeister Andreas Osner und erhielt dafür Zustimmung aus der Politik. Er verwies aber auch darauf, dass die Beleuchtung auch Nachteile habe: „Die Insekten leiden sehr darunter.“

Die Frage, wie naturnah der Lorettowald künftig sein darf, wird aber auch an anderen Punkten verhandelt. Försterin Irmgard Weishaupt sowie Teile des Gemeinderats wünschen sich auch, dass die schwer beschädigte Asphaltdecke ebenfalls von der Fontainebleau-Allee verschwindet. Das hält Oberbürgermeister Uli Burchardt aber nicht zwingend für sinnvoll.

Eine barrierefreie Strecke sei auch „ein Stück Aufenthaltsqualität im Wald für alles, was Rollen hat“, so der studierte Förster Burchardt. Er denke dabei an Patienten der Schmieder-Kliniken, Bewohner der Rosenau und weitere Nutzer, die mit einer Stolperpiste nicht gut klarkommen. Nun wird die Stadt „ergebnisoffen“ prüfen, ob der mit Schlaglöchern durchsetzte Hartbelag wegkommt oder gründlich erneuert wird.

Genau anschauen muss sich die Verwaltung zudem noch die Parkplätze an der kleinen Stichstraße namens Seehalde, die von der Jakobstraße zum Wasserwerk hinunterführt. Sie ist auf einer Seite gesäumt von wertvollen, aber laut Forst nicht mehr durchgehend standfesten Bäumen. Das Ziel, einfach die Stellplätze zu entfernen, um Haftungsrisiken für geparkte Autos und ihre Nutzer zu vermeiden, hält Burchardt für „noch nicht zu Ende gedacht“.

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Parkplatz-Markierung einfach wegmachen? Keine gute Idee, findet der OB

Der OB fürchtet ein „Verkehrschaos“, wenn Navigationssysteme die Autofahrer dorthin leiten und diese dann feststellen, dass sie am Waldrand gar nicht mehr parken dürfen. Dem schloss sich zuletzt eine Mehrheit im Gemeinderat denkbar knapp (mit 19 zu 17 Stimmen) an. Offen ist auch die Zukunft der Stellplätze an der Jakobstraße auf dem Teilstück, das mitten durch den Lorettowald führt. Hier wollen vor allem die bürgerlichen Gruppierungen im Rat die Parkmöglichkeiten erhalten.

Antworten soll nun ein Gesamtkonzept für den Lorettowald bieten. Normen Küttner (FGL&Grüne) spricht sich dafür aus, punktuell Bereiche stillzulegen – also keine menschlichen Eingriffe mehr vorzunehmen, auf den Holzertrag zu verzichten und Spaziergänger aus Sicherheitsgründen draußenzuhalten. Er weiß aber auch, nicht zuletzt angesichts einer seit vielen Jahren laufenden Debatte mit sehr widersprüchlichen Zielvorstellungen, dass gerade der Lorettowald eine sehr hohe Freizeitnutzung hat.

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Zu viel Ökologie macht die Bürgerlichen im Rat skeptisch

Dass es für den Lorettowald einen langfristigen Plan braucht, sieht auch Jürgen Faden (Freie Wähler) so, plädiert aber dafür, auch mal Dinge auszuprobieren. Zum Beispiel bei der Beleuchtung der Fontainebleau-Allee: „Wir probieren das aus, und wenn es nicht klappt, können wir es ohne großen Aufwand wieder in Betrieb nehmen.“ Roger Tscheulin von der CDU wiederum findet es sinnvoll, wenn die Stadt auch in eigenen Wäldern Flächen stilllegt und dafür Ökopunkte bekommt, die zum Beispiel für Eingriffe in die Natur im neuen Stadtviertel Hafner nötig werden. Zu Lasten der Parkplätze an der Seehalde solle das aber nicht gehen, so Tscheulin.

Ob der Lorettowald perspektivisch also eher ein gut gepflegtes Naherholungsgebiet, in Teilen mit Park-Charakter, oder doch eher ein Stück naturnaher Wald wird, ist also auch mit dem Beschluss des Gemeinderats über den Zehnjahresplan für die städtischen und spitälischen Wälder (Fachbegriff: Forsteinrichtung) noch nicht entscheiden. Klar ist nur – die Konstanzer haben starke Meinungen zum Lorettowald, wie sich zuletzt auch in den Reaktionen auf die Demontage der Sitzbänke zeigte. Und klar ist auch: Der Klimawandel fordert hier auf jeden Fall seinen Tribut. Trockenheit, Stürme und Borkenkäfer bedrohen den Wald in zunehmendem Maß.

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Für Andreas Sippel aus der Forstdirektion des Regierungspräsidiums Freiburg ist die Marschrichtung deshalb klar: „Der Wald muss stabiler gemacht werden, und das kostet Geld“, sagte er vor dem Haupt-, Finanz- und Klimaausschuss des Gemeinderats. Und das betreffe nicht nur die besonders gefährdeten Fichten. Selbst die so stabil wirkenden Buchen, die im Lorettowald weithin das Bild prägten, seien nach längeren Trockenperioden nicht mehr so standfest, wie man lange dachte.