Was passiert mit den menschlichen Überresten?
Die Skelette und Knochen werden zunächst von einem Anthropologen untersucht, erklärt der Kreisarchäologe Jürgen Hald. Dabei werden Geschlecht, Verletzungen und biologisches Alter beim Tod bestimmt. Außerdem werde versucht, bei den einzelnen Knochenfunden zuzuordnen, zu wie vielen Individuen diese gehörten. Noch offen sei, ob sie auch darauf untersucht werden, aus welcher Zeit sie stammen.
Die Knochen werden laut Hald dann beim Landesamt für Denkmalpflege archiviert. Für die weitere Erforschung der Richtstätte werde es voraussichtlich eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe geben mit ihm, einem Anthropologen und Historiker. Letzterer müsste dann in Archiven forschen nach Dokumenten zu konkreten Fällen und wie sicher die bisher vorhandenen Quellen von früheren Heimatforschern sind.
Verzögern sich die Arbeiten an der B33?
Der Bereich der Richtstätte wird ab November 2020 zur Baustelle für die B33, erklärt Melanie Wolfer von der zuständigen Neubauleitung Singen. Dann sollen dort bis März 2022 der Anschlussknoten Allensbach-Ost sowie Wege und Umleitungsstrecken gebaut werden. Durch die Grabung gebe es also keine Verzögerung beim B33-Ausbau. Das laufe extra im Vorfeld – wie generell an der Strecke.
Ob der Bereich der Richtstätte komplett unter Asphalt verschwinden werde, könne sie noch nicht sagen, aber sicher ein großer Teil davon. „Wir sind hier im Bereich der künftigen Kreisstraße Allensbach-Hegne. Wir haben dort auf jeden Fall Bautätigkeit. Da werden auch Erdmassen bewegt.“
Wird es ein Denkmal für die Hingerichteten geben?
Bürgermeister Stefan Friedrich erklärt auf Nachfrage: „Für Allensbach und Reichenau ist das ein sehr wichtiger Fund, der die Vergangenheit noch mal beschreibt.“ Es gebe noch keine Diskussion darüber, wie das gewürdigt werden könnte, aber: „Ich bin mir sicher, dass wir darüber etwas machen. Das ist für uns wichtig und spannend.“
Dies aber sicher erst zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Richtstätte näher erforscht ist. Wobei Friedrich – ähnlich wie Hald – betont: „Es ist ein Fund, den man pietätvoll behandeln muss. Das sind alles Einzelschicksale.“ Mancher sei dort vielleicht zu Unrecht zu Tode gekommen.
Die Richtstätte bei Allensbach – ein Fall fürs Museum?
Der Heimatforscher Stefan Egenhofer hatte dem Kreisarchäologen Jürgen Hald anhand einer Karte aus dem Jahr 1817 den entscheidenden Tipp gegeben, wo der Galgen einst stand. Als Museumsleiter habe er sich noch keine Gedanken gemacht, ob, wo und wie er im Heimatmuseum etwas zeigen könnte.
„Es ist ja völlig verfrüht. Das dauert alles seine Zeit,“ sagt Stefan Egenhofer. Er selbst werde nicht weiter nach Unterlagen forschen. „Das ist für mich eine Hausnummer zu groß. Das ist eine Sache von Historikern, von Fachleuten.“