Die Ortsdurchfahrt von Allensbach soll endlich frei von parkenden Autos werden. Das hatten zuletzt im September einige Gemeinderäte vehement gefordert. Und nun stimmte das Gremium in der jüngsten Sitzung einhellig zu, als Bürgermeister Stefan Friedrich den Vorschlag machte, in der Radolfzeller Straße, dem westlichen Teil der Ortsdurchfahrt, ein generelles Parkverbot einzuführen.
Dies muss die Gemeinde allerdings erst noch bei der Straßenverkehrsbehörde im Landratsamt in Konstanz beantragen und von dieser genehmigt bekommen. Doch Bürgermeister Friedrich meinte: „Ich wüsste nicht, was dem entgegen steht, außer dass es keine Verkehrsschau gibt.“ Er wolle, dass die Verbotsschilder dort so bald wie möglich wieder stehen.
Gute Erfahrungen mit Parkverbot
Denn dieses generelle Parkverbot gab es zuletzt bereits einige Wochen lang während der Bauarbeiten der Bahn an den Bahnübergängen zwischen Allensbach und Markelfingen. Damit der Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen ungehindert fahren konnte, hatte die Straßenbehörde bereits ein zeitlich befristetes Halteverbot an der Nordseite der Radolfzeller Straße genehmigt.
An der Südseite gibt es das ohnehin schon seit ein paar Jahren, weil dort ein Radfahrer-Schutzstreifen angebracht worden ist. An der Nordseite hatte die Gemeinde zusammen mit der Behörde zeitgleich nur an einigen Stellen das Parken eingeschränkt.
Mehr Sicherheit für Radfahrer
Doch die Arbeiten der Bahn sind nun abgeschlossen und das Parkverbot an der Nordseite ist wieder aufgehoben. Die Erfahrungen damit werte die Verwaltung aber als positiv, so Bürgermeister Friedrich. Die Verkehrssicherheit sei deutlich besser gewesen – gerade auch für Radfahrer.
Zudem hätten Tempo-Messungen ergeben, dass trotz der ungehinderten Durchfahrt nur drei Prozent der Autos schneller als die zulässigen 50 Kilometer pro Stunde gefahren seien. Diese Erfahrung gebe es auch in anderen Orten im Landkreis, in denen es Parkverbote an der Durchgangsstraße gebe. Und um dies weiter zu überwachen, will die Gemeinde ein stationäres Geschwindigkeits-Display für die Radolfzeller Straße anschaffen.
Feuerwehr will Platz für Einsätze
Unterstützt wird das Anliegen der Gemeinde vom neuen Arbeitskreis Verkehr und Mobilität der Lokalen Agenda sowie von der örtlichen Feuerwehr. Deren Kommandant Hans-Christoph Köhne hatte dies sogar bei der Gemeinde beantragt – nicht nur aus Gründen der höheren Verkehrssicherheit. Köhne verweist in seinem Schreiben darauf, dass bei schweren Unfällen auf der B 33, wozu es in den vergangenen Monaten öfter kam, der ganze Verkehr durch Allensbach geleitet wird.
Durch die parkenden Autos komme es dann schnell zu Staus. Wenn es dann einen Einsatz der Feuerwehr gäbe, könne diese nicht schnell genug vor Ort sein. „Hier geht es um die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Allensbach.“ Auch Feuerwehr-Kommandant Köhne betont, dass sich die Übergangsregelung während des SEV positiv ausgewirkt habe.
Warum erst jetzt?
Ludwig Egenhofer (CDU) sagte: „Bei uns gibt es keine zwei Meinungen.“ Er frage sich eher: „Warum kommt man erst jetzt darauf, dass das die beste Lösung ist?“ Zumindest so lange, wie an der B 33 gebaut wird, werde es viel Durchgangsverkehr in Allensbach geben. Er regte zudem an, auch in der Kaltbrunner- und Hafnerstraße, also der Nord-Süd-Durchfahrt, mal das Verkehrsaufkommen zu messen. Er meine, das habe ebenfalls zugenommen in den vergangenen Jahren.
Pius Wehrle (Freie Wähler) meinte ebenso, dass die Zeit des Schienenersatzverkehrs gezeigt habe, dass die Situation mit den vielen parkenden Autos eine Katastrophe sei. Und angesichts der Tempo-Messungen sagte er: „Es hat sich gezeigt, dass es funktioniert.“ Ein Vorteil sei vor allem die geringere Gefährdung für Radfahrer. Ebenso begrüßten Tobias Volz (SPD) und Jeanette Klingbeil (Bunte Liste) das Parkverbot. „Weil der Verkehr fließt, aber nicht rast“, meinte Klingbeil. Zudem gebe es weniger Lärm, weil häufiges Abbremsen und Anfahren entfalle.
Viele Anwohnern wollen Tempo 40
Ums Thema Verkehrslärm ging es ebenfalls in der Sitzung. Viele Anwohner und Gemeinderäte hoffen auf diesem Weg, in der Ortsdurchfahrt eine generelle Tempobeschränkung auf 40 zu erreichen, was bisher seit einigen Jahren aufgrund des Kurort-Status nur im Ortszentrum gilt. Eine Ausdehnung hatte die Straßenbehörde in diesem Jahr aus rechtlichen Gründen mehrfach abgelehnt.
Deshalb hatten einige Gemeinderäte einen Lärmaktionsplan gefordert, der zum Beispiel in Konstanzer Stadtteilen wie Litzelstetten zur Begründung für eine Temporeduzierung diente. Doch der Bürgermeister erklärte nun, ein normaler Lärmaktionsplan sei aufgrund der europäischen und bundesweiten Vorschriften nicht möglich. Demnach müssten hierfür mindestens 8200 Fahrzeuge am Tag durch den Ort rollen. Laut Messungen seien es aber nur 1000 bis 2000.
Gemeinde will Lärm messen
Doch der Bürgermeister schlug eine Alternative vor, die im Gemeinderat auf großen Anklang stieß. Sowohl das neue Display in der Radolfzeller Straße wie das bestehende in der Konstanzer Straße (östliche Ortsdurchfahrt, ohne Parkprobleme) sollen zusätzlich mit einer Schallmessfunktion ausgestattet werden.
„Wir können dann eine Statistik machen, wie laut die Fahrzeuge waren“, sagte Stefan Friedrich. Ob dies zu einer Temporeduzierung führen werde, sei aber natürlich völlig offen, so der Bürgermeister, der zu den nun beschlossenen Maßnahmen meinte: „Es ist nicht die Lösung der Probleme, aber ein Schritt in die richtige Richtung.“