Beim Thema Radweg von Kaltbrunn bis zum Wildpark gibt es weiter Knatsch zwischen der Gemeinde Allensbach und dem Landkreis als Planer und Bauherr. Denn Letzterer hat nun als Alternative vorgeschlagen, auf dem Abschnitt vom westlichen Ortsausgang Kaltbrunns bis zum Beginn des Waldes den Radweg gar nicht zu bauen. Die Radler sollen auf diesen rund 800 Metern weiter auf der Straße fahren.
Dies berichtete Bürgermeister Stefan Friedrich im Gemeinderat. Dieser Abschnitt werde vom Landkreis nun als sicher eingeschätzt. „Da ist auf der Straße links und rechts freie Sicht. Der Radfahrer ist gut erkennbar und kann den Verkehr gut sehen“, sei die Begründung. Friedrich fügte hinzu: „Es ist auf jeden Fall deutlich günstiger.“ Hinzu komme, dass der Flächenverbrauch erheblich geringer sei. Beides hatte der Gemeinderat im Oktober 2020 gefordert.
Gemeinderat kann sich nicht einigen
Der Landkreis hatte den Radweg in diesem Abschnitt deutlich abgerückt nördlich der Kreisstraße geplant. Damit sollte Platz gelassen werden für eine mögliche spätere Verbreiterung der Straße. Mit dieser Variante würde ein mehr als zehn Meter breiter Streifen Grünland verplant. Friedrich meinte daher, diese neue Planung sei zwar nicht ganz zufriedenstellend, aber entspreche doch weitgehend den Forderungen des Gemeinderats.
Doch dieser sah das anders und vertagte das Thema. Und das, obwohl der Ortschaftsrat Kaltbrunn mehrheitlich zugestimmt hatte. Diesen Abschnitt des Radwegs einfach wegzulassen, sei keine Lösung, so der allgemeine Tenor bei den Wortbeiträgen im Gemeinderat. Der Bürgermeister solle noch einmal mit dem Landratsamt verhandeln. Friedrich sagte, das könne er tun, verspreche sich aber nicht viel davon. Doch er wolle versuchen, wenigstens das Thema der Kosten genauer zu klären.
Eigentlicher Wunsch ist nicht durchführbar
Der jahrelange Streit um diesen Radweg geht damit weiter. Die Gemeinde und der Ortschaftsrat hätten am liebsten einen Weg durchgängig entlang der Straße. Im vergangenen Oktober hatten Vertreter von Forstbehörde und Landratsamt erklärt, warum dies aus forst- und naturschutzrechtlichen Gründen nicht gehe – und ebenso wenig eine Führung des Wegs südlich der Straße.
Deshalb soll der Weg ab Beginn des Waldes ein Stück weit durch diesen auf einem bestehenden Waldweg entlang führen. Dieser soll im Steigungsbereich dafür asphaltiert werden. Während der Ortschaftsrat dies im Oktober noch ablehnte, schluckte eine Mehrheit im Gemeinderat diese Kröte, forderte aber einen geringeren Flächenverbrauch. Und der Kostenanteil der Gemeinde sollte auf 500.000 Euro gedeckelt werden.
Ein Radweg, der keiner ist
Nun hatte auch der Ortschaftsrat mehrheitlich dem neuen Vorschlag des Landkreises zugestimmt. Ernst Moll (Freie Wähler) meinte im Gemeinderat, wichtig sei die Sicherheit der Radfahrer. Und die sei auf dem Weg durch den Wald größer als auf der kurvigen Straße. Doch wünschenswert wäre ein Tempolimit für Autofahrer auf dem Straßenabschnitt, wo jetzt weiter Radler fahren sollen.
Sein Fraktionschef Pius Wehrle sah dies völlig anders. Für 500 000 Euro einen Radweg zu bekommen, der keiner sei, sei nicht akzeptabel. Es brauche einen Radweg entlang der Straße, so Wehrle, sonst würden viele Radler auch ab Waldbeginn auf der Straße bleiben und gar nicht den alternativen Weg nehmen, meinte er. Und für Radler aus Richtung Wildpark sei es gefährlich, weil sie am Waldende die Straße queren müssten. „Das ist nicht durchdacht“, sagt er.

Der Bürgermeister meinte, diese Problemstelle werde bei der weiteren Planung auch von der Polizei und der Straßenbehörde angeschaut, um eine sichere Lösung zu finden.
Widerspruch gab es auch von der CDU. „Der Ausdruck alternativer Radweg ist frech“, sagte Ludwig Egenhofer. Und weiter: „Das ist eine Krücke für uns.“ Das sei kein Radweg. Und der Landkreis könne nicht erwarten, dass die Gemeinde dafür bis zu 500 000 Euro bezahle. Doris Hellmuth (Bunte Liste) schloss sich an. Es sei keine Kosteneinsparung, wenn es keinen Radweg gebe. „Das ist eine Milchmädchenrechnung.“ Auch sie nannte die Querungssituation am Waldrand gefährlich.
Kritik auch wegen unkalkulierbarer Kosten
Friedrich verwies darauf, es sei kein Vorschlag der Verwaltung gewesen, auf diesem Abschnitt auf den Radweg zu verzichten, um Kosten einzusparen. Patrick Konopka (FDP) hakte beim Thema Kosten nach. Weil der Landkreis laut Verwaltung erklärt habe, er könne nicht garantieren, dass die Gemeinde maximal 500 000 Euro beisteuern muss.
Es sei völlig unklar, wie viel die Gemeinde bezahlen müsse, so Konopka. „Ich kann nicht zustimmen für eine Zahl X.“ Friedrich meinte, der Gemeinderat solle aktuell keine Finanzierungszusage machen, es gehe um die Variante. Und erst bei einer Zustimmung des Gemeinderats gehe es für den Landkreis um die weitere Planung, Kostenberechnung und Frage von Zuschussmöglichkeiten.
Zu viele offene Fragen
Doch auch wegen der Finanzierung wolle er nun noch mal mit dem Landratsamt reden, sagte er zu. Im Oktober 2020 hatte die Kostenberechnung für die damalige Variante bei rund 1,8 Millionen Euro gelegen.
Tobias Volz (SPD) meinte dagegen, die Kosten seien nicht der Hauptkritikpunkt. „Das ist nur eine abgespeckte Variante ohne neue Erkenntnisse.“ Es gebe zu viele offene Fragen. Zum Beispiel, ob am Waldrand, wo Radler die Straße queren müssen, größere Bauten nötig werden. Volz: „Bevor wir einem faulen Kompromiss zustimmen, will ich nochmal verhandeln.“ Beim Radweg nach Dettingen habe sich die Planung auch über Jahre hingezogen. Er finde es eine Unverschämtheit, wie der Landkreis mit der Gemeinde umgehe.