Erst ein neuer Anlegesteg, dann die Sanierung eines Wanderwegs von dort nach Wallhausen: So sollen im kommenden Jahr definitiv die ersten baulichen Schritte zur Wiedereröffnung der seit 2015 gesperrten Marienschlucht und der Uferwege aussehen. Damit zeitlich und mit Zuschüssen alles zügig klappen kann, hat der Gemeinderat von Bodman-Ludwigshafen am Dienstag den Steg-Neubau beschlossen. Dieser gehört der Gemeinde. Außerdem fiel die Entscheidung für die Sanierung und neue Routenführung des Wanderwegs sowie die entsprechenden Anträge, obwohl dieser eigentlich nicht zur Gemarkung von Bodman-Ludwigshafen gehört.

Bürgermeister Matthias Weckbach erklärte kurz den Stand. Bereits 2014 hatte die Gemeinde einen Antrag für den Steg eingereicht, doch dann geschah 2015 ein tödlicher Unfall in der Schlucht (siehe Text unten). Seither lagen die Pläne auf Eis, so Weckbach. Insgesamt fasste er zur geplanten Wiedereröffnung von Schlucht und Wegen zusammen: „Wir haben ein Gesamtkonzept, das noch nicht fertig, aber in Teilen umsetzungsfähig ist.“
Anlegesteg wird neu gebaut
Der Steg sei inzwischen in einem sehr schlechten Zustand, werde aber gebraucht, um Baumaterial für die Wege und eine geplante Schutzhütte anzuliefern. Die Gemeinde habe bereits ein Signal für 13 Prozent Zuschuss zu den Kosten erhalten, die rund 156.000 Euro betragen. Der Antrag sei auch eingereicht, doch es fehle ein Ratsbeschluss. Diesen wollte Weckbach deshalb in der Sitzung einholen, damit alles weitergehen kann.

Als Zeitfenster kämen wegen Brutzeiten des Wanderfalken und des Kolkrabens nur die Sommermonate in Frage. Deshalb herrschte Zeitdruck, da sich sonst der Stegbau um ein Jahr hätte verzögern können.
Die Route der künftigen Wegverbindung zwischen dem Anlegesteg und Wallhausen sei mit den Fachbehörden abgesprochen, erklärte Weckbach. „Es ist eine erste Verbindung mit Signalwirkung, dass es weitergeht“, sagte er. Besucher könnten dann per Schiff zur Anlegestelle reisen und dann wandern. Ein Großteil des neuen Weges soll vom Fuß der gesperrten Schlucht am Ufer entlang laufen, aber dann hoch zum Burghof und von dort nach Wallhausen führen. Es müssen laut Weckbach unter anderem Brücken neu gebaut und Teile freigeschlagen werden. Der Wunsch nach einem durchgehenden Uferweg sei aber weiter da.
Förderung nicht so hoch wie erhofft
Die Kosten für den Weg liegen bei rund 328.000 Euro. Es seien 50 Prozent Förderung möglich. Von den weiteren 50 Prozent tragen die Kommunen Bodman-Ludwigshafen, Allensbach und Konstanz jeweils zehn Prozent, so Weckbach. Weitere zehn Prozent sollen andere Gemeinden im weiteren Umfeld übernehmen.

Die letzten zehn Prozent seien noch nicht gedeckt, weil alle ursprünglich von 60 Prozent Förderung ausgegangen seien. „Was die Finanzen angeht, gibt es noch Redebedarf“, sagte Weckbach deshalb. „Wahrscheinlich müssen Bodman-Ludwigshafen, Allensbach und Konstanz in den sauren Apfel beißen.“ Bodman-Ludwigshafen habe deshalb bereits 13 Prozent (45 000 Euro) im Haushalt eingeplant.
Es gibt aber noch eine Hoffnung für eine Reduzierung der Wegbau-Kosten: „Wir wollen das THW ansprechen“, erklärte Weckbach. Die Hilfsorganisation verfüge auch über ein Arbeitsboot, was von Vorteil sei. Der Bürgermeister möchte auch versuchen, mehr Zuschuss beim Steg zu erhalten. Denn dieser habe dann nicht nur eine gewerbliche Nutzung, sondern diene auch für Bauarbeiten und Rettungseinsätze.
Künftiger Kiosk und Schutzhütte
Weckbach riss auch kurz zwei andere Themen an: Es ist momentan ein schwimmender Kiosk-Ponton geplant, der im Winter im Bodmaner Hafen läge. Außerdem soll beim Grillplatz eine Schutzhütte mit begrüntem Moosdach und Infotafeln innen entstehen. Die Kosten für die Hütte sind mit 25.000 Euro beziffert. Um deren Planung geht es in der Sitzung der drei Gemeinderäte am 27. November (siehe Text unten).

Zur Entscheidung des Gemeinderats für die notwendigen Entscheidungen, um Anträge und Arbeiten auf den Weg zu bringen, sagte Alessandro Ribaudo (CDU): „Wir machen das als Vorbild für andere Gemeinden.“
Geschichte, Sperrung nach tödlichem Unfall und geplante Wiedereröffnung
- Wie das Ausflugsziel entstand: 1897 eröffnete die Marienschlucht. Johannes von Bodmans Ur-Ur-Großvater Franz machte sie anlässlich der Verlobung seines Sohnes Othmar mit Maria von Walderdorff begehbar und sie erhielt den Namen Maria-Schlucht. Der Name hat sich zu Marienschlucht verschliffen. 1986 ließ Wilderich Graf von und zu Bodman ein Marienrelief am unteren Ende der Schlucht von Künstler Markus Daum aus Möggingen anfertigen.
- Tödlicher Unfall und Sperrung: Im Mai 2015 gab es nach tagelangen Regenfällen einen Hangrutsch in der Marienschlucht. Dabei erfassten Schlamm- und Geröllmassen eine 72-jährige Wanderin. Sie starb, ihr Begleiter überlebte schwer verletzt. Die Marienschlucht ist seither wegen Lebensgefahr gesperrt. Auch der Uferweg zwischen Bodman und Wallhausen an der Schlucht entlang darf nicht benutzt werden. Allerdings missachten regelmäßig Wanderer die Sperren.
- Geplante Wiedereröffnung: Die Marienschlucht sowie die Uferwege liegen auf den Gemarkungen der Gemeinden Bodman-Ludwigshafen, Allensbach und Konstanz. Die Kommunen haben sich zusammengeschlossen, um das Ausflugsziel wieder begehbar zu machen. Die Projektsteuerung liegt seit 2018 bei Bodman-Ludwigshafen. Die Gesamtplanung sieht vor, dass ein neuer Weg auf der Zehn-Meter-Linie durch die Schlucht führen soll, also höher als die zerstörte Treppenanlage.
- Gemeinsame Sitzung: Am Mittwoch, 27. November, 18.30 Uhr, findet die zweite, gemeinsame, öffentliche Sitzung der Gemeinderäte von Bodman-Ludwigshafen, Allensbach und Konstanz im Bürgerhaus in Langenrain statt. Darin gibt es neue Informationen zum Sachstand von Untersuchungen und Erkenntnissen. Es wird unter anderem um den Naturschutz am Mondfelsen gehen. Alle Räte sollen neue Entscheidungen zum weiteren Vorgehen fassen.