Die Impfaktion im Zollhaus am vergangene Wochenende war ein Riesenerfolg. Darin waren sich der Initiator Winfried Kountz, der Konstanzer Arzt Robert Hayes, Koordinator Thomas Bosch, Mitorganisatorin Janet Schwentke vom Seehotel Adler und alle anderen Helfer einig. Das Ziel, an zwei Tagen 1000 Menschen gegen Covid-19 zu impfen, wurde sogar übertroffen. Am Ende zählten die Organisatoren knapp 1200 Impfungen.
Die Organisation habe alle Leute beeindruckt, berichteten alle Aktiven übereinstimmend. Jens-Uwe Gröger und Arben Selmanaj, Mitarbeiter von Winfried Kountz, leiteten die Impfwilligen auf den Parkplatz am Zollhaus, den die Gemeinde für die Impfdauer kostenfrei zur Verfügung gestellt hatte. Die meisten hatten sich die notwendigen Unterlagen zuhause ausgedruckt und ausgefüllt mitgebracht.
Impfen in weihnachtlichem Ambiente
Vom Haupteingang aus ging es durch das weihnachtlich dekorierte Zollhaus zu den Impfboxen. Laut Winfried Kountz wurde das Ambiente sehr gelobt. Im Schnitt seien die Menschen mindestens eine halbe Stunde vor ihrem Termin da gewesen. „Umso verblüffter waren sie, dass zu ihrem planmäßigen Termin sogar schon die Wartezeit vorbei war“, so Kountz. Am Ausgang erhielten sie ihr Impfzertifikat, sodass sie keine weiteren Anstrengungen unternehmen mussten. „Ein volles Impf-Wohlfühlprogramm“, nannte er den Ablauf schmunzelnd.

Das bestätigte Roland Ehmig aus Radolfzell. Er habe den Aufruf von Winfried Kountz gelesen und alles sei einwandfrei gelaufen. Auch ein Besucher aus Bayern bekam seine Spritze. Er habe sich über den vollen Parkplatz und die Herren mit den gelben Westen gewundert, berichtete er. Spontan habe er gefragt, ob er seine Booster-Impfung bekommen könne. „Der Herr am Eingang war außergewöhnlich freundlich, er hat gleich geschaut, was er tun kann.“ Alles sei unkompliziert, unbürokratisch und ultraschnell gegangen.
Sofort mehr Termine freigeschaltet
An diesem Wochenende impfte Robert Hayes mit fünf anderen Fachkräften, unter anderem dem Hausarzt Bodo Reinhardt aus Ludwigshafen, zum ersten Mal im großen Stil. Wichtig sei gewesen, die einzelnen Schritte vorher genau durchzugehen. Er erklärte, sie hätten sich viele Gedanken über die Parkplatzregulierung, den Empfang, das Impfen und die Ruhezeit danach gemacht. „Wir wollten sicher sein, dass es keine Wartezeiten gibt, deshalb waren wir auch am Anfang etwas vorsichtig mit der Terminvergabe. Als wir nach 45 Minuten merkten, dass es läuft, haben wir sofort mehr Termine freigeschaltet.“ Eine Stunde später hätten weitere Impfwillige dagestanden. Auch einige unangemeldete Personen konnten aufgenommen und geimpft werden.

Robert Hayes sagte, das elektronische Terminvergabe-System hätten sie in der Praxis in Konstanz schon im April angewandt und dann verfeinert. Für das Impfwochenende in Ludwigshafen habe Bernhard Rudolf, der EDV-Experte seiner Praxis, es angepasst. Jeder habe nach der Terminbuchung eine Bestätigung bekommen. Am Tag vor dem Termin sei an alle eine Erinnerungsmail mit den notwendigen Informationen gegangen. Die Taktung war eng und der Arzt bestätigte: „Wir müssen sehr auf Zack arbeiten. So schaffen wir 20 Personen in einer Viertelstunde.“
Große Hilfsbereitschaft
Winfried Kountz erzählte, viele Menschen hätten ihre Hilfe angeboten – Mitarbeiter vom Seehotel Adler, vom Waldhaus Jakob in Konstanz wie auch Mitarbeiter seines Getränke-Unternehmens. „Die Belegschaft konnten wir mitziehen und wir hätten noch viel mehr Freiwillige gehabt. Das Tollste ist: So eine Aktion scheint etwas losgetreten zu haben, dass die Bürger sich selbst helfen mit Ärzten, die aus der Praxis kommen.“
Robert Hayes ergänzte: „Man merkt, dass die Bürgernähe wichtig ist. Warum hat es so lange gedauert, bis man gemerkt hat, dass es schöner und besser geht als bisher? Viele Aktionen wirken bürgerentfremdet, wenn Menschen lange draußen in der Kälte stehen gelassen werden.“ Die Impfwilligen im Zollhaus seien so froh und dankbar gewesen, resümierte er. Kountz fügte an: „Es ist erstaunlich, wie einfach es ist, sowas zu machen.“ Beide Männern sagten: „Wenn es nur wenige Entscheidungsträger gibt, die sich einig sind, läuft die Sache.“

„Wir müssen den Impfstoff zum Patienten bringen“
Winfried Kountz wurde aktiv, weil er vermutete, dass viele Menschen sich erst impfen, wenn das Angebot aus der Bürgerschaft kommt. Robert Hayes sagte: „Ich möchte keinen Lockdown mehr. Ich möchte im Landkreis ein vernünftiges Leben ermöglichen. Das betrifft die wirtschaftliche Situation, die Gastronomen, die Kinder, die nicht zuhause bleiben müssen.“ Als Hausarzt stelle er fest, dass die Zunahme von Angst und Depressionen bei Kindern und Erwachsenen erschreckend sei. Er sei froh, dass diese Impfaktion möglich war – auch weil er vor dem Impfstoffstopp gleich 2000 Impfdosen auf Vorrat bestellt hatte. Thomas Bosch, der als Koordinator wirkte, nannte als Leitmotiv: „Wir müssen den Impfstoff zum Patienten bringen, nicht andersherum.“