800 Unterschriften sind gegen den Bau einer Bauschutt-Recyclinganlage auf einer Wiese an den Schwackenreuter Seen bei Mühlingen zusammengekommen. Vertreter von drei Naturschutzverbänden haben diese Unterschriften nun an den Mühlinger Bürgermeister Thorsten Scigliano überreicht. Alle trafen sich an den Schwackenreuter Seen, wo die Firma Lämmle die Anlage auf einem Grundstück plant, das diese laut Scigliano bereits besitzt.

Dagmar Hirt von der Naturschutzinitiative Hegau/Baar fasste zusammen, warum der Standort an den Schwackenreuter Seen und der Stockacher Aach gefährlich für die Natur sei: Im Fluss lebten geschützte Arten wie die kleine Flussmuschel oder der Süßwasserfisch Groppe. Zudem sei direkt am anderen Ufer Naturschutzgebiet. „Wir haben hier ein sehr sauberes Flusssystem mit streng geschützten Arten“, sagte sie. Auch der Biber und verschiedene Amphibien lebten im Bereich dieser Wiesenaue. „Es ist ein überregional bedeutsames Gebiet.“ In der Umgebung sei ein System an Biotopen vorhanden, die durch die geplante Anlage gestört würde.

Bild 1: Naturschützer überreichen 800 Unterschriften gegen Bauschutt-Recyclinganlage
Bild: Müller, Cornelia

Die Naturschützer sehen den geplanten Wall zwischen Anlage und Aach kritisch, da daraufstehende Bäume die Aach beschatten würden. Die Tiere im Wasser bräuchten aber die Sonne. „Ein acht Meter hoher Wall am Ufer ist ungünstig“, sagte Dagmar Hirt. Hans Steisslinger vom BUND Stockach/Bodman-Ludwigshafen fügte hinzu, dass niemand gegen Bauschuttrecycling sei, aber der Standort aufgrund der Auswirkungen auf die Natur- und Tierwelt falsch sei.

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Lärm von der Anlage würde die Tiere vertreiben

Während des Baus würde außerdem das Gewässer verunreinigt, so Hirt. Dies würde das hochwertige Gewässer verschlechtern. Wenn die Anlage dann in Betrieb sei, würden die Tiere durch Lärm vertrieben oder hätten unter Schmutz zu leiden. „Es liegt nahe, dass die Arten dann verschwinden“, folgerte sie. „Eine Wiesenaue funktioniert nicht so, dass man einfach die Hälfte wegnehmen kann.“ Die Anlage und der Wall würden die Wanderung der Amphibien stören. Sie ergänzte: „Wir wollen nicht, dass die Aach zur Abwasserstraße wird.“ Zudem hätten die Naturschützer bedenken, dass im Falle von Hochwasser Schmutz aus der Recyclinganlage mitgespült werden könnte.

Die Unterschriftenaktion richtet sich nicht nur gegen die Bauschutt-Recyclinganlage, sondern auch gegen die Pläne für Erlebniscamping an einer anderen Stelle in der Nähe der Seen. Allerdings sagte Thorsten Scigliano den Anwesenden, dass die Pläne dafür auf Eis lägen und das Camping eher nicht komme.

von links: Dagmar Hirt (Naturschutzinitiative Hegau/Baar), der Mühlinger Bürgermeister Thorsten Scigliano, Gisela Lejeune-Härtel (Nabu ...
von links: Dagmar Hirt (Naturschutzinitiative Hegau/Baar), der Mühlinger Bürgermeister Thorsten Scigliano, Gisela Lejeune-Härtel (Nabu Radolfzell-Hegau) und Hans Steisslinger (BUND Stockach) | Bild: Löffler, Ramona

Eine Idee und was nun passiert

Dagmar Hirt und ihre Kollegen Hans Steisslinger sowie Gisela Lejeune-Härtel vom Nabu Radolfzell-Hegau hoffen nun, dass Scigliano seinen Einfluss geltend macht. Er konnte ihnen allerdings nicht viel Hoffnung machen, da es einen Flächennutzungsplan für das Gebiet gebe, der Gewerbe erlaube. Seines Wissens nach gebe es schon seit mehr als einem Jahr eine Baugenehmigung. Er sagte, die Wälle würden nicht so groß wie befürchtet. Zudem verwies er darauf, dass Steuereinnahmen durch Betriebe Investitionen in die Mühlinger Infrastruktur ermöglichen würden.

Bürgermeister Thorsten Scigliano mit den 800 Unterschriften, die er überreicht bekommen hat
Bürgermeister Thorsten Scigliano mit den 800 Unterschriften, die er überreicht bekommen hat | Bild: Löffler, Ramona

Er schlug den Naturschützern vor, dass deren Verbände der Firma Lämmle die Wiese abkaufen könnten, falls das Unternehmen dafür offen wäre. Dennoch sagte Scigliano am Ende, die drei hätten in ihm ein Bewusstsein für den Stellenwert des Gebiets geweckt, auch wenn manche Dinge nicht zu bremsen seien. Er werde den Gemeinderat über den Erhalt der Unterschriften informieren.