So war das eigentlich nicht gedacht: Regen und Matsch erschweren den Baustart in der Marienschlucht. Der Seilkran beim Golfclub oberhalb der Marienschlucht konnte zwar aufgebaut und mit Stahlseilen verankert werden, aber ist noch nicht so schnell einsatzfähig wie geplant. Dafür klappt es trotz Matsch aber am Fuß der Marienschlucht weitgehend mit den dortigen Arbeiten.
Seit Montag werden die Ankerplatten an die Felsanker angebracht. An diesen werden später der Treppenturm und die Stege befestigt. Das Fundament für den Turm liegt momentan im aufgeweichten Boden mit vielen Fußspuren. Trittsichere Wege zu finden, ist nicht so einfach, aber die Mitarbeiter der Firmen Rettich Stahlbau und Gräber kommen geübten Schrittes hin und her. Rettich Stahlbau ist für Treppen und Stege verantwortlich, Gräber ist mit einer Hebebühne und einem Raupenkran vor Ort.

Projektleiter Weckbach: „Das wird hammer“
Alle Beteiligten freuen sich, dass es jetzt richtig losgeht und man nun Tag um Tag mehr sehen wird. Projektleiter Matthias Weckbach hat leuchtende Augen, wenn er beschreibt, wie der Treppenturm mit Aussichtsbalkon aussehen wird. „Das wird hammer“, schwärmt er.
Sandra Domogalla, Leiterin des Amts für Tourismus, Kultur und Marketing von Bodman-Ludwigshafen, sagt beim Blick auf die Baustelle: „Es ist sehr beeindruckend, dass man so schnell etwas sieht.“
Tausende Einzelteile kommen zusammen
Der Raupenkran wird eingesetzt, um die Teile für den Treppenturm und den ersten Stegabschnitt zu bewegen. Aufgrund des Matschs brauche es vor Ort aber noch Unterlagen aus Holz, damit sich der Bagger sicher auf dem Untergrund bewegen könne, erklärt Architekt Thomas Hirthe.
Allein für den Treppenturm werden 554 Einzelteile verbaut, ergänzt Clemens Schöpf, einer der Geschäftsführer von Rettich Stahlbau. Für die Gesamtanlage durch die ganze Schlucht seien es etwa 10.000 Teile.

Der Seilkran bewegt riesige Lasten
Der Hauptteil der Steg-Elemente wird allerdings mit dem Seilkran beim Golfclub in die Schlucht transportiert. Dieser könne Teile bis zu 2,3 Tonnen Gewicht bewegen. Damit das möglich ist, wurde das Kranfahrzeug laut Jan Steiert von der Firma Hochleitner an Stahlseilen mit sechs Bohrankern gesichert, die zehn Meter tief in der Erde sind. Jedes Seil könne bis zu 35 Tonnen Last abfangen.
Steiert erklärt weiter, mit dem Seilkran werden als erstes die alten Holztreppen aus der Schlucht geholt. Allerdings habe es im Sommer an zwei Stellen Erdrutsche gegeben. Was darunter verschüttet sei, könne vermutlich nicht entfernt werden.
In der ursprünglichen Planung war der Transport der Stegteile per Hubschrauber vorgesehen gewesen, doch die Umplanung auf den Seilkran habe Vorteile, erläutert Steiert: „Der Seilkran läuft auch bei Nebel.“ Der Hubschrauber wäre dagegen nur bei schönem Wetter einsetzbar gewesen.
Ein Problem mit dem Marien-Relief
Während alles mit wetterbedingten Einschränkungen läuft, gibt es einen Wermutstropfen: Das Marien-Relief an der Felswand am unteren Eingang zur Schlucht sollte zwar ausgebaut und an anderer Stelle angebracht werden, doch das geht nicht.
Weckbach erklärt, der Künstler Markus Daum, der sie im Jahr 1986 geschaffen hat, habe Bedenken, dass das Werk kaputt gehen könnte. Deshalb bleibe die Maria mit dem Jesuskind wo sie ist. Da man sie allerdings vom künftigen Steg aus nicht sehen könnte, soll das mit einem Spiegel an der anderen Felswand gelöst werden, erklärt er.
Zeitplan und Kosten
Und wie sieht es mit dem Zeitplan aus? Jan Steiert spricht zwar beim Seilkran von leichten Verzögerungen, doch die Arbeiten der Firma Rettich für den Treppenturm kommen planmäßig voran. Der Stegbau muss aus Naturschutzgründen dieses und nächstes Jahr verteilt werden, wie Matthias Weckbach schon bei verschiedenen Gelegenheiten erläutert hat. Die Marienschlucht soll im Herbst 2025 eröffnen. Die Gesamtkosten liegen derzeit bei knapp 6 Millionen Euro.