Sie waren wieder da: die Fallschirmspringer der Bundeswehr. Seit 25 Jahren trainieren sie vor Bodman, erst nur an Land, aber seit vielen Jahren ausschließlich das Notverfahren Wasserlandung. Viele Menschen beobachten gespannt, wie die Fallschirmspringer aus dem Kurzstrecken-Transportflugzeug springen und an den Rundkappen hängend dem Wasser entgegenschweben.

Dieser Teil der Übung ist wohl der spektakulärste, steht aber ziemlich weit hinten in der Logistik-Kette. Bis es zum Springen kommt, sind viele Arbeitsschritte notwendig und viele Menschen im Einsatz.

Dann geht es für zwölf Soldaten in die bereitstehende M28.
Dann geht es für zwölf Soldaten in die bereitstehende M28. | Bild: Claudia Ladwig

Das Fallschirm-Training ist wichtig

Der Sprungdienst wird vom Ausbildungszentrum Spezielle Operationen organisiert, das in der Staufer-Kaserne in Pfullendorf untergebracht ist. Dieser Sprungdienst dient vorrangig dem Lizenzerhalt von Fallschirmspringern der gesamten Bundeswehr.

Jeder von ihnen muss dafür im Jahr vier Sprünge nachweisen. Das Notverfahren Wasserlandung sollte nach Auskunft der Soldaten jeder regelmäßig üben, um in einer Notsituation handlungssicher zu sein und richtig reagieren zu können.

Vor dem Abflug wird alles nochmals genau kontrolliert.
Vor dem Abflug wird alles nochmals genau kontrolliert. | Bild: Claudia Ladwig

Dank der mehrjährigen guten Zusammenarbeit mit dem Segelclub Bodman finden die Soldaten in Bodman ideale Bedingungen vor. Das Gelände des Segelclubs mit dem Steg und der Wiese wird für die Unterstützungskräfte als Anlande- und Unterkunftsplatz genutzt. Von hier starten die zehn Boote der Bundeswehr und gleich daneben zwei Boote der DLRG, um die Springer mit ihren Fallschirmen aus dem Wasser aufzunehmen.

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500 Fallschirme aus verschiedenen Städten

In diesem Jahr standen 500 Fallschirme bereit. Die Hälfte kam aus Calw, die andere wurde aus der Luftlande-/Lufttransportschule im bayerischen Altenstadt zum ehemaligen Heeresflugplatz Neuhausen ob Eck gebracht. In Altenstadt werden Fallschirmspringer, Soldaten für Lufttransport und Luftverladung sowie Fallschirmpacker, Fallschirm-Instandsetzer und Fallschirmprüfer ausgebildet.

Die Abläufe sind genau festgelegt: Alle Springer werden mit Bussen aus der Staufer-Kaserne, in der die ortsfremden Soldaten übernachten, nach Neuhausen gebracht. Dort wird jeder Springer einem Flug zugeteilt. Auch die Absetzer werden notiert.

Was vor dem Sprung passiert

Meist besteigen zwölf Springer plus zwei Absetzer eine Maschine. Ein Absetzer ist eine Person, der die Springer anleitet. Jeder Springer trägt einen Helm und schnallt sich einen Fallschirm über Schultern und Rücken. In der Reihenfolge des Abflugs stehen sie sich in zwei Reihen gegenüber. Der Absetzer kontrolliert das korrekte Anlegen. Dann ruft er: „Alles auf, Helme auf den Kopf für das Sicherheitstraining.“

Nun wird das drillmäßige Training nochmals rekapituliert, damit alle Bewegungen sitzen. Durch das Automatisieren der Abläufe werden die Verletzungsrisiken gesenkt. Die Springer nehmen ihre gebeugte Absprunghaltung ein, zählen „1000, 2000, 3000, 4000, 5000“ und simulieren die notwendigen Griffe.

Nach mehreren Durchgängen ist der Absetzer zufrieden. Auf ein allgemeines dreifaches „Glück ab“ folgt sein Kommando: „Rührt euch. Helme ab. Hinsetzen.“ Weil die zivile Fluggesellschaft, die für diese Sprungdienste gechartert wurde, keine Zustimmung für den Mitflug ziviler Personen erteilt hatte, darf die SÜDKURIER-Mitarbeiterin diesmal nicht mitfliegen.

Buchstäblich in letzter Sekunde wurde das Mitfliegen ziviler Personen, also auch unserer Mitarbeiterin Claudia Ladwig, von der zivilen ...
Buchstäblich in letzter Sekunde wurde das Mitfliegen ziviler Personen, also auch unserer Mitarbeiterin Claudia Ladwig, von der zivilen Fluggesellschaft untersagt. Da waren schon alle Instruktionen und Sicherheitsvorkehrungen erfolgt. | Bild: Claudia Ladwig

Je 12 Personen springen in zwei Anflügen

Nachdem alle zwölf Springer in zwei Anflügen abgesetzt worden sind, kehrt das Flugzeug zurück. Die Absetzer bringen die versprungenen Verpackungssäcke der Fallschirme zurück. Diese waren mit einem langen Band an einer Stange im Flugzeug befestigt. Durch den Ruck des Absprungs, der genau genommen nur ein Schritt aus der Maschine ist, öffnet sich dieser Sack, die Rundkappe kommt heraus und wird durch den Luftstrom sofort geöffnet.

Über diese Luke verlassen die Springer das Flugzeug. Bild: Bundeswehr
Über diese Luke verlassen die Springer das Flugzeug. Bild: Bundeswehr | Bild: Bundeswehr

Dass die Springer so gleichmäßig aus dem Flugzeug kommen, liegt am Absetzleiter. Er gibt jedem einzelnen Soldaten an der geöffneten Luke einen Schlag auf die Schulter und sagt: „Ab!“

Aus rund 460 Metern Höhe schweben die Springer daraufhin etwa acht Meter pro Sekunde dem Bodensee entgegen. Lenken können sie diesen Automatikschirm nicht.

Unten eilen die Boote zur Landungsstelle, um die Soldaten schnell aufzunehmen. Die Springer tragen zwar bei der Übung Schwimmwesten, aber in voller Montur wird der Aufenthalt im Wasser trotzdem schnell anstrengend.

Die Fallschirmspringer stehen bereit. Nach dem Öffnen der Luke gibt der Absetzer nacheinander jedem einen Schlag auf die Schulter mit ...
Die Fallschirmspringer stehen bereit. Nach dem Öffnen der Luke gibt der Absetzer nacheinander jedem einen Schlag auf die Schulter mit dem Kommando „Ab“. | Bild: Bundeswehr

Trocknung dauert mehrere Tage

Zurück an Land ziehen sich die Springer um und Soldaten des Bereichs Unterstützung legen die nassen Fallschirme grob zusammen. Die Fallschirme werden an ihren Herkunftsort zurückgebracht und in Trockentürmen aufgehängt.

Ein Boot bei einem gelandeten Fallschirmspringer, der dann aus dem Wasser geholt wird.
Ein Boot bei einem gelandeten Fallschirmspringer, der dann aus dem Wasser geholt wird.

Das Trocknen dauert mehrere Tage. Dann werden sie fachgerecht zusammengelegt und sind bereit für den nächsten Einsatz. Die Fallschirmspringer werden später in Bussen wieder nach Pfullendorf gefahren.