Claudia Ladwig und Ramona Löffler

Bei sommerlicher Hitze treibt es viele ans Wasser. Sie schwimmen, segeln oder steigen auf ein Stand-Up-Paddle-Board. Dabei kommt es immer wieder zu Unfällen, die auch tödlich enden können. Florian Hoyer, Vorsitzender der DLRG Bodman-Ludwigshafen, und sein Stellvertreter Michael Koch erzählen, worauf man beim Wasserspaß achten sollte und wie man sich im Notfall richtig verhält. Die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen inzwischen neue DLRG-Notrufsäulen an drei Uferstellen, die es im Erstfall einfacher machen.

Viele können nicht schwimmen

Gefährdet seien ältere Personen, Menschen mit gesundheitlichen Problemen oder Vorgeschichten wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, aber vor allem Nichtschwimmer, die sich im und am Wasser aufhalten. Florian Hoyer sagt: „Immer mehr Erwachsene können nicht mehr gut schwimmen, viele Kinder durch Wegfall des Schwimmunterrichts in den Schulen auch nicht. Es werden mehr. Das merken wir.“

Michael Koch empfiehlt, nur dort zu schwimmen, wo es eine Badeaufsicht gibt: „Man sollte auch nur so weit rausschwimmen, wie man sicher wieder selbst ans Ufer kommt.“ Er weist auf die Gefahr durch Boote hin.

Begleitboot oder etwas zum Festhalten

Auch eine Schwimmboje, die eine schwimmende Person sich um den Bauch schnallen kann, biete keine absolute Sicherheit. „Man kann trotzdem übersehen werden. Für Schwimmer selber kann sie sehr hilfreich sein, weil man sich auf sie stützen kann, wenn man eine Pause braucht. Wir empfehlen aber immer ein Begleitboot oder Ähnliches, wo man sich zur Not festhalten kann und wo man gesehen wird.“

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Tritt ein Notfall ein, muss man versuchen, selbst durch Rufen und Winken deutlich auf sich aufmerksam zu machen. Da man im Idealfall zu zweit unterwegs sei, könne die Begleitperson externe Hilfe holen, so Koch. Passiert ein Unfall auf einem Boot oder in der Nähe, kennen die Bootsführer Notsignale wie das kreisrunde Schwenken einer roten Fahne oder roten Laterne. Auch eine Folge langer Töne mit einer Hupe, die jedes zugelassene Boot an Bord habe, höre man auf dem See relativ weit, erklärt er. Das Wichtigste sei jedoch, sofort die Notrufnummer 112 zu wählen. Diese gelte international.

Michael Koch (links) und Florian Hoyer vor der Garage mit den Rettungsfahrzeugen. Die Wasserrettung auf weiten Teilen des Bodensees ist ...
Michael Koch (links) und Florian Hoyer vor der Garage mit den Rettungsfahrzeugen. Die Wasserrettung auf weiten Teilen des Bodensees ist ihre Hauptaufgabe. Sie fahren aber auch zu Einsätzen am Steißlinger See oder dem Untersee. | Bild: Claudia Ladwig

„Leute ertrinken leise.“

Florian Hoyer betont: „Leute ertrinken leise. Wenn andere das beobachten, müssen sie sofort Hilfe herbeirufen. Das ist absolut wichtig, auch wenn man sich nicht sicher ist.“ Michael Koch sagt es noch drastischer: „Wenn eine vermeintliche Notlage vorliegt, darf man nicht lange warten. Wenn man im Wasser jemand retten will, muss man schnell mit relativ viel Personal suchen oder kann es gleich lassen. Lieber einmal zu viel alarmieren als einmal zu wenig.“

Ersthelfer, die spontan versuchten, die Person in Not zu retten, müssten selbst einschätzen, ob sie die Kraft dazu hätten. „Der Eigenschutz hat Vorrang. Es bringt nichts, wenn man dann zwei Personen retten muss“, sagen die beiden Männer.

Notrufe mit Säulen jetzt schneller möglich

Wenn im Ernstfall jede Minute zählt, wird es für die Besucher am Wasser jetzt etwas einfacher, um Hilfe zu rufen. Es stehen nun drei neue DLRG-Notrufsäulen in der Seegemeinde. Die Standorte am Waschplatz und im Uferpark Ludwigshafen sowie dem Uferpark Bodman ergänzen zwei bestehende Säulen an den öffentlichen Badenstellen beim Campingplatz.

Wenn irgendwann der Uferweg zur Marienschlucht wieder auf ist, soll auch dort eine Säule aufgestellt werden, da es dort viele Verletzungen gebe. Das sei aber noch Zukunftsmusik, so Michael Koch, Bürgermeister Matthias Weckbach und Andreas Mihm, Projektleiter bei der Björn-Steiger-Stiftung, die alle Säulen finanziert.

So sieht der Notrufknopf an der Säule aus.
So sieht der Notrufknopf an der Säule aus. | Bild: Löffler, Ramona

Die Rettungssäulen haben mehrere Vorteile, erklärt Mihm: Bei einem Notruf ist der genaue Standort sofort klar und falls jemand kein Handy dabei habe, könne er mit der Säule Hilfe rufen. Gerade Auswärtige könnten oft den genauen Ort eines Unfalls nicht richtig angegeben, so Mihm.

Weckbach sagt ebenfalls: „In einer Stresssituation ist man vielleicht etwas kopflos oder manche sind auch nicht ortskundig.“ Michael Koch ergänzt, dass es wichtig sei, wenn die, die den Notruf absetzen, noch vor Ort seien und zum Beispiel sagen könnten, wo genau eine Person untergegangen ist.

Was am Waschplatz anders ist

Im Hinblick auf den Waschplatz erklärt Koch, dass es dort keine Badeaufsicht gebe, da es ein natürlicher Seezugang und keine ausgewiesene Badestelle sei. Schwimmen sei hier aber schon immer möglich gewesen. Hier sei jeder auf eigens Risiko im Wasser, fügt Weckbach hinzu. Deshalb sei es wichtig, dass es nun die Säule gebe.

Die Notrufsäulen sind mit einem Bodenanker in die Erde eingelassen, solarbetrieben und werden über ein Computersystem rund um die Uhr kontrolliert. „Wir haben immer alles im Blick und kriegen es mit, wenn die Spannung im Akku runtergeht“, sagt Mihm.

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Stiftung finanziert die Notrufsäulen

Insgesamt gebe es 80 solcher Säulen in Baden-Württemberg, davon rund 34 am Bodensee. „Es gab bereits 60 erfolgreiche Notrufe in Baden-Württemberg. Das zeigt, dass die Säulen auch in Handyzeiten keine schlechte Idee sind“, so Mihm. Eine Säule kostet in der Anschaffung 5000 Euro und jährlich kommen für die Unterhaltung 400 Euro dazu, erklärt Mihm. Die Björn-Steiger-Stiftung stemmt dies mit Hilfe von Firmen-Sponsoren und ist immer auf der Suche nach weiteren Unterstützern.

Michael Koch erzählt, dass die DLRG-Ortsgruppe im vergangenen Jahr erstmals Vorschläge für Säulenstandorte an den Landesverband geschickt habe. Nach Verzögerungen sei dann in den vergangenen Wochen alles ganz schnell gegangen. Andreas Mihm lobt die Arbeit des Bauhofs der Gemeinde, der sich um das Fundament gekümmert hat. Rudolf Schlichenmaier vom Ortsbauamt sagt: „Es war mir auch ein Anliegen, das hier zu machen.“

Schutz gegen den Missbrauch der Säulen

Die Notrufsäulen bestehen aus V4A-Stahl, so dass sie gut gegen Zerstörungswut geschützt seien, erklärt Mihm. Um Spaßnotrufe abzuschrecken, ertöne ein lauter Hupton, wenn jemand den Knopf drücke. So würden alle in der Umgebung darauf aufmerksam gemacht, dass jemand gedrückt hat. „Das hält Kinder ab“, gibt Mihm als Beispiel.

Sollten sich das Spaß-Drücken häufen, könnte eine Kamera eingebaut werden, die ein Foto von dem macht, der den Kopf drückt. Mihm und Koch weisen darauf hin, dass es eine Straftat ist, den Notruf aus Spaß zu aktivieren. Entsprechende Hinweise sind inzwischen an den Säulen angebracht.

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Nicht nur mitten auf dem See, auch in Ufernähe passieren Unfalle. Gerade kleine Kinder sind gefährdet. Sie müssen immer jemanden dabeihaben, sagt Koch. „Auch an bewachten Badestellen liegt die Aufsichtspflicht bei den Eltern.“ Kinder könnten schon in knietiefem Wasser ertrinken. Schwimmflügel oder -gürtel reichten als Schutz nicht aus. Er plädiert dafür, dass alle Kinder schwimmen lernen. Dies sei das beste Mittel gegen Ertrinken.

DLRG gibt Kinder-Schwimmkurse

Normalerweise bietet die DLRG Schwimmkurse für Kinder ab fünf Jahren an. In diesem Alter seien sie koordinativ gut in der Lage, diese Bewegungsform zu erlernen. Koch erzählt: „40 bis 50 Kinder nehmen wir auf. Den Kindern aus unserer Gemeinde bieten wir den Kurs bevorzugt an. Im Sommer sind wir in Orsingen, die Fortführung findet im Hallenbad in Stockach statt.“ Nach zehn Übungseinheiten könnten die meisten Kinder schwimmen, die Eltern müssten aber weiter mit ihnen üben.

Florian Hoyer weist darauf hin, dass auch viele Migranten nicht schwimmen können. Die DLRG habe jedoch nicht die Kapazitäten, auch Erwachsenenkurse anzubieten. „Wir bekommen jährlich mehr Anfragen, auch von außerhalb. Wir können leider nicht alle Interessenten aufnehmen“, so Hoyer. Er verweist auf Schwimmkurse der Stadtwerke Stockach, doch der Bedarf sei noch höher.

Michael Koch bemängelt, dass immer mehr Bäder geschlossen würden oder neue Spaßbäder entstünden, in denen kein Schwimmunterricht möglich sei. Hier sei man in der guten Lage, im Winter am Samstag das Hallenbad in Stockach nutzen zu können.