Herr Hengstler, Sie sind Forstwirt. Wie kam es zu dieser Berufsentscheidung?

Sebastian Hengstler: Ich bin mit Landwirtschaft und einem eigenen Waldstück groß geworden. Ich war immer viel in der Natur und im Wald unterwegs und habe mich dadurch für diesen Beruf interessiert.

Wofür ist das Forstamt konkret zuständig?

Sebastian Hengstler: Generell ist ein Forstamt für alle Fragen und Belange rund um den Wald im Landkreis, wie beispielsweise die nachhaltige, naturnahe und klimaoptimierte Bewirtschaftung und Pflege der Wälder zuständig. Ich selbst arbeite im Waldbesitz der Stadt Engen, die mein Arbeitgeber ist, somit ist Bürgermeister Harsch mein Chef.

Förster – Forstwirt, die Abgrenzung der Berufe ist vielleicht einigen nicht klar. Können Sie das erklären?

Sebastian Hengstler: Ein Förster hat studiert und ist ein akademisch ausgebildeter Fachmann, der die Planung, Organisation und Kontrolle der Waldbewirtschaftung übernimmt. Wir Forstwirte hingegen führen praktische Arbeiten im Wald aus, wie Pflanzung, Pflege und Holzernte. Also während der Förster meist leitende Aufgaben übernimmt, beschäftigt sich der Forstwirt mit der handwerklichen Umsetzung im Wald.

Welche Aufgaben gehören zu Ihrem Berufsalltag?

Sebastian Hengstler: Die Aufgaben können von Revier zu Revier unterschiedlich sein und richten sich nach den Jahreszeiten. Im Herbst und Winter geht es vorwiegend um die Holzernte, also das Fällen von Bäumen. Im Frühling und Sommer sind wir dann mit dem Aufforsten, der Pflanzung sowie der Pflege der Kulturen und Jungbestände beschäftigt. Dazu kommt im Sommer noch der Bau verschiedener Erholungseinrichtungen im Wald.

Ohne Teamarbeit geht wahrscheinlich nichts, oder?

Sebastian Hengstler: Alleine zu arbeiten ist aus Sicherheitsgründen sowieso nicht erlaubt. Wir müssen mindestens zu Zweit oder zu Dritt arbeiten und die Kommunikation ist für unseren Beruf das A und O. Bei Fällarbeiten tragen wir ein Funkgerät am Helm, um zu kommunizieren. Die Arbeit ist gefährlich und bedarf nicht nur einer guten körperlichen Fitness, sondern oft auch großer Konzentration.

Das Anpflanzen neuer Bäume zählt zu den wichtigen Aufgaben eines Forstwirts.
Das Anpflanzen neuer Bäume zählt zu den wichtigen Aufgaben eines Forstwirts. | Bild: Jürgen Waschkwitz

Welche Rolle spielt der Klimawandel und wie wirkt er sich im Hegau aus?

Sebastian Hengstler: Wir merken die Umweltentwicklung sehr stark, denn immer mehr Baumarten machen schlichtweg ‚schlapp‘, das sehen wir aktuell ganz stark bei der Buche. Eine unserer Hauptaufgabe ist es daher, immer wieder die Bestände zu prüfen – und zu prüfen, was wir überhaupt noch pflanzen können. Welcher Baum in unserer Region gut anwächst, richtet sich stark nach dem Boden und den Lichtverhältnissen.

Damit sind wir beim Thema Nachhaltigkeit, welche Rolle spielt sie in Ihrem Beruf und wie setzen Sie diese konkret um?

Sebastian Hengstler: Die Nachhaltigkeit ist in den Wäldern von Kommunen und Städten generell ganz klar geregelt. Konkret heißt das: Es wird nie mehr Holz entnommen, als es nachwächst. Bei uns in Engen sind das pro Jahr etwa 9000 Festmeter. Zudem achten wir darauf, dass wir möglichst klimastabile Baumarten nachpflanzen.

Was wächst in unserer Region gut?

Sebastian Hengstler: Im Stadtwald Engen ist die Buche die Hauptbaumart, gefolgt von der Fichte. Beide Baumarten reagieren jedoch sehr empfindlich gegen die zunehmende Klimaerwärmung. Deshalb versuchen wir es mit der Pflanzung von Douglasien, Schwarzkiefern, Zedern, Bornmüllertannen und verschiedenen Eichenarten. Wichtig ist, dass wir eine sortenreiche Mischung pflanzen und wir nehmen aufgrund der sich verändernden Klimabedingungen Bäume, die ohnehin aus einer eher warmen und trockenen Gegend kommen.

Ihr Job ist hart, gibt es bei den Forstwirten personelle Nachwuchsprobleme?

Sebastian Hengstler: In der Tat gibt es viele Gemeinden, für die es schwierig ist, überhaupt Forstwirte zu finden.

Ein bedeutender Faktor für den positiven Forstbetrieb ist der Holzeinschlag und der Verkauf von Brennholz.
Ein bedeutender Faktor für den positiven Forstbetrieb ist der Holzeinschlag und der Verkauf von Brennholz. | Bild: Jürgen Waschkowitz

Wer sind die Arbeitgeber?

Sebastian Hengstler: Man kann ebenso für private Forstbetriebe und Großprivatwaldbesitzer arbeiten, als auch für Kommunen und Städte.

Was sind die Voraussetzungen für eine Ausbildung?

Sebastian Hengstler: Für die dreijährige Ausbildung ist ein Hauptschulabschluss Voraussetzung. Und man muss körperlich fit sein und es wirklich wollen, bei Wind und Wetter, ebenso bei Frost und Kälte, wie auch im Sommer bei weit über 30 Grad körperlich in der Natur zu arbeiten.

Wie hoch ist der Frauenanteil?

Sebastian Hengstler: Das kann ich nicht generell sagen, aber sehr gering. In der Berufsschule war bei 20 Azubis nur eine Frau.

Welche Weiterbildungsmöglichkeiten oder Spezialisierungen gibt es nach der Ausbildung, was haben Sie vor?

Sebastian Hengstler: Ich bin seit zwei Jahren Geselle und werde Ende des Jahres beginnen, meinen Meister zu machen. Alternativ kann man studieren oder seinen Techniker machen. Außerdem kann man sich durch unterschiedliche Kurse fortbilden.

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Werden diese Weiterbildungen bezahlt?

Sebastian Hengstler: Das kommt ganz auf den Arbeitgeber an. Ich habe jüngst einen Kurs für Seilklettertechnik absolviert, der wurde seitens meines Arbeitgebers bezahlt. Solche Weiterbildungen sind für Gemeinden wichtig, denn so können wir beispielsweise nach einem Sturm, wenn Äste drohen herabzufallen, diese entfernen und für Sicherheit sorgen.

Wie sehen Sie die Zukunft des Berufs in den kommenden Jahren?

Sebastian Hengstler:Der Klimawandel bringt mit sich, dass wir die Kulturarbeit, also den Schutz und die Pflege des Waldes ausbauen. Insofern werden wir diesen Beruf auf jeden Fall in den nächsten Jahren brauchen.